Normalerweise sind Amphibien erst im März scharenweise unterwegs. Der warme Winter lässt die Frösche, Kröten und Molche dieses Jahr aber schon früher auf Wanderung gehen. «Wenn es so warm ist, ziehen die Tiere früh im Winter los», erzählt Mario Lippuner. Er ist Biologe mit eigenem Gutachterbüro und arbeitet als Regionalvertreter der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz im Kanton Zürich.
Momentan ist Lippuner täglich im Norden des Kantons Zürich in der Nähe des Flughafens unterwegs. Jeden Morgen kontrolliert er hier eigens für Amphibien montierte Eimer und setzt die gefundenen Tiere später wieder frei.
Das Konzept funktioniert folgendermassen: Ein grüner Plastikzaun verhindert, dass die Amphibien aus dem Wald die Strasse überqueren können. Stattdessen hüpfen die Tiere dem Zaun entlang, bis sie in einen Eimer fallen.
Diese Eimer leert Mario Lippuner täglich. Er bringt die Frösche zu den fünf eigens für die Amphibien gebauten Tunneleingängen, erstellt vom kantonalen Tiefbauamt. Das Ziel ist, dass die Frösche durch die Unterführungen auf die andere Seite der Strasse gelangen.
An diesem Morgen sind es rund zwanzig Amphibien, die den sicheren, unterirdischen Weg geschafft haben: Dank der Hilfe von Mario Lippuner, welcher die Tiere an ihren Laichplätzen aussetzt. Diese befinden sich beim nahegelegenen See. Später sollen die Tiere ohne menschliche Hilfe via Tunnel dahin gelangen.
Im Kanton Zürich gibt es rund hundert Stellen, an denen besonders viele Amphibien die Strassen überqueren. Organisationen wie die Fachstelle Naturschutz stellen deshalb in Zusammenarbeit mit den Gemeinden überall im Kanton temporäre Zäune auf. Viele Freiwillige helfen mit, sammeln die Frösche und Kröten ein und tragen sie über die Strasse. Die Tunnel sind eine Alternative zu den temporären Zäunen.
Mario Lippuner geht davon aus, dass die Frösche, Kröten und Molche in Zukunft aufgrund des Klimawandels vermehrt früher unterwegs sind: Wenn es mehr wärmere, regenreiche Winter gibt. Für die Amphibien kann diese Entwicklung gefährlich werden. Dann nämlich, wenn es zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr nochmals sehr kalt wird.
«Es kann sein, dass Frösche erfrieren, wenn der Winter nochmals einbricht», erklärt Lippuner. Eigentlich sollten sich die Amphibien zu diesem Zeitpunkt noch in ihren Winterquartieren aufhalten. Zudem besteht die Gefahr, dass der Laich der Amphibien erfriert.