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Trinkwasser-Initiative Biobauern zwar einig im Ziel, aber gespalten im Weg

Die Nähe zu den Tieren, die Verbundenheit mit dem Boden, der Einsatz für eine Landwirtschaft, die auf Pestizide verzichtet: Hansjörg Schneebeli und Alexandra Maier verbindet viel in der Art wie sie bauern. Doch wenn es um die Trinkwasser-Initiative geht, kommen die beiden zum gegenteiligen Schluss.

Der Hof der Familie Schneebeli liegt in Obfelden im Kanton Zürich. Seit über 20 Jahren arbeitet die Familie nach den Richtlinien von Bio Suisse, hält Mutterkühe für die Fleischproduktion, betreibt Ackerbau und eine Austernpilzzucht. Der Verzicht auf Pestizide ist Hansjörg Schneebeli seit 30 Jahren ein Anliegen. Würde die Trinkwasser-Initiative am 13. Juni angenommen, müsste er nichts ändern. Trotzdem engagiert er sich vehement dagegen.

«Scheinheilige Initiative»

«Für mich ist die Haltung der Initiative scheinheilig. Man sagt den Bauern, sie sollen etwas nicht mehr machen, kein Pestizid mehr einsetzen. Aber selber darf man machen, was man will. In den Hausgärten darf man weiter Pestizid brauchen.» Konventionell produzierte Nahrungsmittel würden dann einfach importiert und weiterhin konsumiert. «Das finde ich inkonsequent», sagt Schneebeli.

Wichtiger und notwendiger Schritt

Alexandra Maier bewirtschaftet ihren Hof zusammen mit ihrem Mann in Rubigen in der Nähe von Bern. Sie produzieren Milch und Getreide. Sie erfüllen die Knospen-Richtlinien von Bio Suisse und auch jene des strengeren biodynamischen «Demeter»-Labels. «Wir konnten in den letzten 25 Jahren die Erfahrung machen, dass es ohne Pestizide geht, dass man auch auf Antibiotika fast verzichten kann». Die Trinkwasser-Initiative sei deshalb ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Bei der Trinkwasser-Initiative geht es darum, dass Bäuerinnen und Bauern künftig auf Pestizide verzichten sollen. Andernfalls gibt es keine Direktzahlungen mehr. Ebenso verzichten müssten sie darauf, ihren Tieren vorbeugend Antibiotika zu geben. Schliesslich sollen die Bauern nur so viele Tiere halten, wie sie mit selber produziertem Futter ernähren können. Innerhalb von acht Jahren nach Annahme der Initiative soll das System umgestellt werden.

«Milchpreis fällt zusammen»

Für Hansjörg Schneebeli ist klar, dass ein Ja zur Initiative den Markt durchschütteln würde. Gerade im Berggebiet hätte das Konsequenzen, weil viele auf Bio umstellen würden. «Wenn dann der Konsum nicht im gleichen Ausmass steigt, dann haben diese Bergbauern einfach verloren, weil der Milchpreis zusammenfällt.»

Die Produktion von Bio-Milch ist ein wichtiges Standbein des Betriebs von Alexandra Maier und ihrem Mann. Doch sie sieht die Existenz eher von langfristigen Umweltschäden bedroht als von kurzfristigen Nachfrage-Einbussen. Zwar glaubt auch sie, «dass sich der Markt verändern wird.» Die Initiative würde aber nicht von einem Tag auf den anderen umgesetzt, die negativen Auswirkungen hielten sich daher in Grenzen. «Die Stossrichtung ist die richtige und da muss jetzt einfach etwas passieren», sagt Maier.

Unter den Biobauern dürfte sie zur Minderheit gehören. Die Delegierten des Verbandes Bio Suisse haben die Nein-Parole beschlossen, klar Ja hingegen sagt Bio Suisse zur Initiative für ein Pestizidverbot, die ebenfalls am 13. Juni zur Abstimmung kommt.

10vor10, 13.05.2021, 21:50 Uhr

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