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Unscheinbar aber essenziell Neues Instrument zum Schutz gefährdeter Moose

Ein besserer Überblick über die Situation in Europa und der Schweiz soll gezieltere Schutzmassnahmen ermöglichen.

Darum geht es: Die grünen, unscheinbaren Moose im Wald und anderswo sind für die Natur zentral: Sie speichern beispielsweise CO₂ und Feuchtigkeit. Doch viele Moose sind gefährdet – durch Trockenheit infolge des Klimawandels etwa. Das gilt für rund ein Drittel aller Moosarten in Europa, wie Forschende herausgefunden haben. Sie haben nun ein Instrument entwickelt, das beim Schutz der Moose helfen soll.

Die Moose sind unter Druck – wegen der veränderten Landnutzung durch den Menschen, aber auch wegen des Klimawandels.
Autor: Irene Bisang Biologin, Expertin für Moose, Naturhistorisches Museum Stockholm

Deshalb ist der Schutz wichtig: Moose haben im Ökosystem weitere wichtige Aufgaben. So binden etwa die Epyphyten – blau-grüne Algen auf den Moosen – Stickstoff und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Stickstoffversorgung in nördlichen Wäldern sowie Tropenwäldern. In Mooren wiederum speichern die Moose Kohlenstoff. Sie tragen auch zur Humusbildung bei und bieten für viele andere Organismen einen Lebensraum.

Nahaufnahme von Moos mit sporentragenden Kapseln.
Legende: Das Alluvionen-Birnmoos kommt vor allem in der Nähe von Gewässern vor. Es gilt in der Schweiz als stark gefährdet. wsl/Heike Hofmann

Darum sind Moose unter Druck: «Wie andere Organismen geraten die Moose unter Druck – infolge der veränderten Landnutzung durch den Menschen, aber auch wegen des Klimawandels», sagt Irene Bisang. Die Schweizer Biologin ist Moos-Expertin und arbeitet am naturhistorischen Museum in Schwedens Hauptstadt Stockholm. Sie hat an dem Instrument mitgearbeitet, das diejenigen Moosarten in Europa identifiziert, die aus globaler Sicht am dringendsten Hilfe benötigen, um langfristig überleben zu können.

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Nahaufnahme von grünem Moos mit sporentragenden Kapseln.
Legende: wsl/Heike Hofmann

Mit dem Instrument solle Entscheidungsträgern der Überblick über die Situation der gefährdeten Moose erleichtert werden, sagt Moos-Expertin Irène Bisang. Dazu werden alle Moose auf der roten Liste zusätzlich auf ihre Verbreitung hin untersucht.

So entstand eine Prioritätenliste für Europa. Zusätzlich wurden solche Listen für jedes Land erstellt. So ergab sich etwa für die Schweiz, dass 25 der in Europa stark gefährdeten Moos-Arten auch hier vorkommen. Ziel des entwickelten Instruments ist es, die meist knappen Mittel zum Schutz der Moose möglichst effizient einzusetzen.

Deshalb sind sie wichtig für das Ökosystem: «Wenn wir Moose verlieren, verlieren wir auch andere Organismen im Ökosystem, die von diesen Moosen abhängen», betont Bisang. Das wiederum hat negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt mit all ihren Folgen. Um Moose zu schützen, muss man ihre Standorte schützen – also etwa Wälder oder Moore.

Die rote Liste der Moose ist lang: Weltweit sind rund 20'000 Arten von Moos bekannt, bis zu 30 Prozent davon gelten als gefährdet. In Europa stehen derzeit 553 Moos-Arten auf der roten Liste. Davon haben 135 Arten hohe Priorität, 126 mittlere und 292 Arten tiefe Priorität, wenn es um deren Schutz geht. Unter den hochprioritären Arten kommen deren 25 auch in der Schweiz vor.

SRF 4 News aktuell, 14.8.2025, 8:25 Uhr ; 

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