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Debatte um Vaterschaftsurlaub Elternzeit: Wirtschaft macht schneller voran als die Politik

Während rechte Politiker das Referendum gegen den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub eingereicht haben, setzen grosse Unternehmen bereits auf viel weitergehende Modelle.

Die Geburt eines Kindes ist ein Glücksmoment, doch für die Eltern beginnt dann auch eine der strengsten Lebensphasen. Väter dürfen laut Obligationenrecht gerade einmal einen freien Tag beanspruchen.

Das alte Parlament wollte dies ändern und hat sich im Herbst für zwei Wochen Vaterschaftsurlaub ausgesprochen.

«Staatlich verordneter Urlaub»

Doch nun wurde das Referendum gegen den Vaterschaftsurlaub eingereicht. Hinter dem Komitee stehen die SVP und einzelne Jungfreisinnige. Rund 55'000 Unterschriften sind zusammengekommen.

Diana Gutjahr, SVP-Nationalrätin aus dem Kanton Thurgau und eine der treibenden Kräfte hinter dem Referendum, wehrt sich gegen «einen staatlich verordneten Urlaub». Die Kosten seien zu hoch, insbesondere für die KMU.

Elternzeit bei vollem Lohn

Ganz anders tönt es bei der Zurich Versicherung: Juan Beer, Chef der Zurich Schweiz, rühmt sich damit, Neuland in der Schweizer Finanzbranche zu beschreiten: Die Versicherung hat auf den 1. Januar eine Elternzeit bei vollem Lohn eingeführt. Maximal 20 Wochen kann die Mutter beziehen, acht Wochen der Vater.

«Wir machen es aus der Überzeugung, dass es heute das Richtige ist», sagt Juan Beer, «Chancen- und Geschlechtergleichheit spielen heute eine dominante Rolle».

Zu teuer für kleine Unternehmen?

Grosse Betriebe könnten sich eine Elternzeit leisten, sagt SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr, die im Kanton Thurgau ein Metallverarbeitungsunternehmen führt. Und diese Modelle seien nicht zu vergleichen mit dem zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub.

«Hier wird man diese Kosten auf die Allgemeinheit abwälzen». Der zweiwöchige Vaterschaftsurlaub kostet rund 230 Millionen Franken pro Jahr. Finanziert von Arbeitgebern und Arbeitnehmern mit 0.06 zusätzlichen Lohnprozenten.

Elternzeit motiviert Mitarbeitende

Mit ganz anderen Ausgaben ist der Personalchef von Novartis konfrontiert. Der Pharma-Riese hat eine Elternzeit von 18 Wochen eingeführt. Das kostet Novartis 0.6 Prozent der Lohnsumme.

Für Personalchef Thomas Bösch ist das eine lohnende Investition. «Wir glauben, dass engagierte Mitarbeiter auch höhere Leistungen bringen und länger bleiben, was dann auch wieder weniger Kosten verursacht.»

Abstimmung im Herbst

Eine Elternzeit fordern auch mehrere Volksinitiativen, die in Vorbereitung sind. Kämpfen die Gegner des zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs also gegen ein absolutes Minimum? Nein, findet Diana Gutjahr. «Es geht um die Einführung eines neuen Sozialwerks». Darüber müsse der Souverän abstimmen können. Die Volksabstimmung findet voraussichtlich im Herbst statt.

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