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Tiefe Arbeitslosenquote führt zu Fachkräftemangel
Aus Rendez-vous vom 09.01.2023. Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron
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2.2 Prozent Arbeitslosenquote 2022 auf tiefstem Stand seit über 20 Jahren

  • Die Arbeitslosenquote in der Schweiz ist im Dezember leicht gestiegen von 2.0 auf 2.1 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilt.
  • Im Gesamtjahr lag die Quote mit 2.2 Prozent allerdings so tief wie letztmals seit mehr als 20 Jahren.
  • Ende Dezember waren bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) 96'941 Menschen als arbeitslos gemeldet.

Die Arbeitslosenquote ist üblicherweise saisonalen Schwankungen unterworfen, weil es in den Wintermonaten etwa auf dem Bau, in der Landwirtschaft und in der Gastronomie jeweils weniger Arbeit gibt. Die vom Seco um die saisonalen Faktoren bereinigte Arbeitslosenquote ging im Dezember 2022 gar auf 1.9 Prozent zurück nach 2.0 Prozent im Vormonat.

Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat Dezember 2021 lag die Zahl der Arbeitslosen um 24'787 Personen tiefer. Sie lag damit um 20.4 Prozent niedriger.

Jahresdurchschnitt auf Langzeittief

Laut dem Seco war die Arbeitsmarktentwicklung 2022 «zunehmend durch eine Verknappung des Arbeitskräfteangebots geprägt». Dadurch ergab sich für das Gesamtjahr ein Langzeittiefstwert. Im Gesamtjahr 2022 betrug die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2.2 Prozent. Das sind 0.8 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.

In absoluten Zahlen waren im vergangenen Jahr 99'577 Personen arbeitslos gemeldet und damit 38'037 weniger als im Jahr davor (-27.6 Prozent).

Es handelt sich laut Seco um die tiefste Arbeitslosenquote seit mehr als 20 Jahren. Zuletzt wurde den Angaben zufolge 2001 mit 1.7 Prozent eine tiefere Arbeitslosenquote ausgewiesen.

Europaweit tiefe Arbeitslosigkeit

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Auch in der Eurozone liegt die Arbeitslosenquote historisch niedrig. Wie schon ein Monat zuvor lag die Quote im November bei 6.5 Prozent. So tief war diese Zahl seit Einführung des Euros noch nie. Vor einem Jahr, im November 2021, betrug die Arbeitslosigkeit noch 7.1 Prozent.

Die höchste Arbeitslosigkeit in der Eurozone weist Spanien mit 12.4 Prozent auf. Die niedrigste Quote aller Länder des Währungsraums hat Deutschland mit 3.0 Prozent.

Unternehmen finden kaum Arbeitskräfte

Doch was die Arbeitnehmenden freut, ist für die Unternehmen schwierig. Für sie ist es im Verlauf des vergangenen Jahres zunehmend schwieriger geworden, Arbeitskräfte zu finden.

Wie ausgetrocknet der Jobmarkt in der Schweiz weiter ist, lässt sich anhand der Daten zur Stellensuche ablesen. Im Dezember lag diese Zahl mit 96'941 laut Seco zwar um 6.1 Prozent höher als im November. Vor Jahresfrist waren allerdings noch 24'787 Personen mehr auf Stellensuche gewesen.

Eine Person sitzt an einem Schalter eines Regionalen Arbeitsvermittlungszentrums.
Legende: Ende Dezember waren bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren 96’941 Personen angemeldet. KEYSTONE/Ennio Leanza

Die bei den RAV gemeldeten Stellen verringerten sich im Berichtsmonat derweil um 7973 auf 48'473 Stellen. Von den als offen gemeldeten Stellen unterlagen den Angaben zufolge 36'706 der Stellenmeldepflicht für Berufsarten mit einer Arbeitslosenquote von mindestens 5 Prozent. Zu diesen Berufen zählen mehrere aus der Hotellerie und Gastronomie oder dem Bau. Die Liste dazu wird jeweils auf ein neues Jahr hin aktualisiert.

Einschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Bonanomi

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Auf den ersten Blick sind es erneut ausgezeichnete Zahlen: 100'000 registrierte Arbeitslose, eine Arbeitslosenquote von 2.2 Prozent im Jahresschnitt, so tief lagen die Werte seit 20 Jahren nicht mehr. Mittlerweile klagt die Wirtschaft zunehmend über Personalmangel; 4 von 10 befragten Unternehmen kreuzten in einer Seco-Umfrage an, Schwierigkeiten beim Rekrutieren von neuen Angestellten zu haben.

Anderseits brauen sich bereits neue Wolken zusammen: der Krieg in der Ukraine und die Energieknappheit, die Inflation und die Zinserhöhungen der Notenbanken deuten darauf hin, dass die Weltwirtschaft abflaut und in vielen Ländern eine Rezession droht. Dies könnte zwar den Arbeitskräftemangel etwas entschärfen, anderseits aber auch die Fortschritte zunichte machen, die gerade eben noch dafür gesorgt hatten, dass im Aufschwung nach der Corona-Krise viele (Langzeit-) Arbeitslose wieder eine Stelle fanden.

Umso erfreulicher ist es deshalb, dass die Arbeitslosenversicherung seit Ende Jahr wieder schuldenfrei ist – vor allem dank dem Bund, der 16 Milliarden Franken für die Kurzarbeitsentschädigung während der Corona-Krise übernommen hat. Auch das zusätzliche «Solidaritätsprozent» der Gutverdiener hat dazu beigetragen, welches mehr als eine halbe Milliarde jährlich eingebracht hat. Für eine allfällige nächste Krise dürfte die Arbeitslosenversicherung nun also gewappnet sein.

Kaum mehr eine Rolle am Schweizer Arbeitsmarkt spielt das Instrument der Kurzarbeit. Im Oktober – die Daten werden mit Verzögerung gemeldet – waren nur noch 1894 Personen in Kurzarbeit. Damit stieg die Zahl der Kurzarbeiter gegenüber dem Vormonat September zwar um 24.2 Prozent beziehungsweise 369 Personen. Die Anzahl von Kurzarbeit betroffenen Firmen reduzierte sich allerdings um sechs auf noch 175 Unternehmen.

SRF 4 News, 09.01.2023, 08:00 Uhr;

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