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2. Säule: Kapitalauszahlungen Nur wenige Menschen machen einen grossen Kapitalbezug

Überall wird momentan darüber geredet, dass Milliarden von Franken beim Rentenantritt aus den Pensionskassen als Kapital bezogen werden. Und vielerorts wird das als Problem verschrien. Wer die Zahlen studiert, merkt aber: Die grosse Mehrheit bezieht nur wenig Geld aus der Pensionskasse.

Wer in Rente geht, kann bei fast allen Pensionskassen die Bezugsform wählen: Nur Rente, nur Kapital oder einen Teil des angesparten Vorsorgekapitals in Form einer Barauszahlung beziehen. Die Statistiken zeigen, dass über die letzten 10 Jahre immer mehr Vorsorgegeld in Form von Barauszahlungen bezogen werden – und nicht mehr nur in Rente. Letztes Jahr wurden 13 Milliarden Franken in Form von Kapital ausbezahlt – doppelt so viel wie vor gut 10 Jahren.

Ob diese Kapitalauszahlungen aus der Pensionskasse nun schlecht oder gut sind, darüber scheiden sich die Geister. Während die einen die Freiheit verteidigen, mit dem Vorsorgegeld machen zu dürfen, was man wolle, prophezeien die anderen, dass Neupensionierte ihren Vorsorgebatzen beziehen und dann verprassen.

Vor allem tiefe Bezüge

In dem Zusammenhang ist es interessant zu wissen, wie viel Geld sich einzelne Neurentnerinnen und Neurentner denn überhaupt aus ihrer Pensionskassen auszahlen lassen. Neue Zahlen der Eidgenössischen Steuerverwaltung zeigen, dass die überwiegende Mehrheit jener, die beim Rentenantritt Geld aus der Pensionskasse beziehen, weniger als 200'000 Franken rausnimmt. 160'000 Personen beziehen sogar weniger als 100'000 Franken. Während nur gerade gut 1016 Personen 300'000 Franken in Form von Kapital beziehen – und nur noch 353 Nasen eine halbe Million herausnehmen.

Diese erstmals publizierten Zahlen zeigen, dass die Empörung in der Öffentlichkeit über die «Plünderung» der Pensionskasse zu relativieren ist. Die grosse Mehrheit jener, die Kapital beziehen, tun dies in bescheidenem Ausmass. Sei es, weil man gar nicht viel Geld in der Pensionskasse hat und die Rente daraus so tief wäre, dass ein Rentenbezug sinnlos ist. Oder aber man nimmt einen Teil des Vorsorgegeldes raus, um zum Beispiel eine Hypothek auf einem Eigenheim abzuzahlen.

Entlastungspaket 27

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Der Bund hat ein Entlastungspaket aufgegleist. Damit will der Bund das Bundesbudget ab 2027 entlasten, um rund 3 Milliarden Franken. Um dieses Ziel zu erreichen, sind verschiedene Einsparungen, aber auch Steuererhöhungen geplant. Unter anderem sollen Kapitalauszahlungen aus der 2. und 3. Säule stärker besteuert werden. Die Botschaft zum Entlastungspaket 27 wird im September vom Bundesrat verabschiedet.

Politisch ist das Thema zur Zeit brisant, weil der Bund im Rahmen des Entlastungspakets 27 hohe Kapitalauszahlungen aus der 2. Säule stärker besteuern will. Nur eben: Hohe Auszahlungen sind selten, wie obige Zahlen zeigen. Die Mehreinnahmen aus der höheren Besteuerung sind entsprechend beschränkt. Im Moment rechnet der Bund mit zusätzlichen Einnahmen von maximal 240 Millionen Franken pro Jahr. Dass die Summe nicht höher zu liegen kommt, hat auch damit zu tun, dass man Kapitalauszahlungen bis 100'000 Franken nicht stärker besteuern will als heute – diese aber gerade am häufigsten vorkommen.

SRF 4 News, 8.8.2025, 6:37 Uhr;liea

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