Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

20 Jahre Aldi in der Schweiz Detailhandel: In der Schweiz ziehen der Preis und die Swissness

Der deutsche Discounter Aldi feiert diese Woche ein Jubiläum. Vor 20 Jahren hat er die ersten vier Filialen in der Schweiz eröffnet. Seitdem hat sich der Schweizer Detailhandel stark verändert. SRF-Wirtschaftsredaktorin Lucia Theiler hat diese Veränderungen beobachtet.

Lucia Theiler

Wirtschaftsredaktorin

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Lucia Theiler arbeitet als Wirtschaftsredaktorin bei SRF. Zuvor war sie unter anderem Leiterin der Wirtschaftsredaktion der Nachrichtenagentur sda. Theiler hat Betriebswirtschaft studiert.

Hier finden Sie weitere Artikel von Lucia Theiler und Informationen zu ihrer Person.

Wie war die Reaktion bei der Eröffnung der ersten Aldi-Filialen?

Aldi wurde 2005 mit viel Spannung erwartet, aber auch mit Argwohn. Aldi war der erste sogenannte Hard-Discounter in der Schweiz. Man hatte im Vorfeld viel gehört, Geschichten wie die, dass in Dänemark ein Aldi-Chef entlassen worden sei, weil er an einem Firmenfest Champagner ausgeschenkt hatte. Dieser war in den Augen der Besitzer viel zu teuer. Mit solchen Geschichten wurde die Neugier geschürt. Zur Eröffnung der ersten vier Läden gab es eine Medienkonferenz und dort waren etwa 100 Journalistinnen und Journalisten anwesend. Das ist extrem viel.

Ab 2009 kam auch Lidl die Schweiz – wie haben diese Discounter das Konsumverhalten von Herr und Frau Schweizer verändert?


Die Kundinnen und Kunden sind sicher preissensibler geworden. Aber in den letzten 20 Jahren hat sich das Einkaufsverhalten unabhängig davon verändert. Vieles ist online. Vor 20 Jahren existierten die technischen Möglichkeiten dafür noch gar nicht. Die Leute machten damals oft einfach Grosseinkäufe, einmal pro Woche mit dem Auto. Heute macht man das auch online. Das typische Einkaufsverhalten ist heute so, dass man Grosseinkäufe macht, und dann zum Teil punktuell in Läden vor Ort einkauft. Das sieht man auch an den Standorten der Filialen von Aldi und Lidl. Sie sind inzwischen auch in den Städten, wo man zu Fuss gut hinkommt.

Wie reagierten die Schweizer Detailhändler auf die neue Konkurrenz?

Schon vor der Einführung erfand die Migros ihre M-Budget-Linie. Coop zog nach. Auch jetzt läuft ständig ein Preiswettbewerb. Das neueste Beispiel sind die Werbekampagnen um das günstige Brot. Kaum kündigt ein Detailhändler Preissenkungen an, ziehen die anderen sofort nach.

Hatte der Preiskampf Konsequenzen für die Angestellten bezüglich Lohn?

Von der Gewerkschaft Unia heisst es, dass Aldi tatsächlich inzwischen den höchsten Mindestlohn im Detailhandel habe. Allerdings ist nicht klar, ob es ein Mindestlohn für eine Fachperson mit Lehrabschluss ist. Denn gelernte Detailhandelsfachpersonen erhalten bei Coop ab nächstem Jahr einen Mindestlohn von 4500 Franken, bei Lidl sind es 4750 Franken. Das ist höher als bei Aldi mit dem Mindestlohn von 4460 Franken. Um da ein gutes Urteil fällen zu können, müssten alle Aspekte angeschaut werden: Löhne, Arbeitsstunden, die Belastung, Karrieremöglichkeiten und so weiter. Gerade bei Aldi ist die Belastung gemäss Unia gross, weil es auf die Fläche gerechnet weniger Personal gibt. Zudem gibt es bei Aldi viele Angestellte mit kleinen Pensen und sogenannt flexiblen Pensen, die von Monat zu Monat wechseln.

Wie mussten sich Aldi und Lidl den Gegebenheiten in der Schweiz anpassen?

Sie werben typisch schweizerisch mit Qualität, mit der Swissness. Das kommt in der Schweiz immer gut an. Sie sind beide auch schweizerisch geworden und ein Bestandteil des heutigen Detailhandels.

SRF 4 News, 27.10.2025, 09:12 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel