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Aktionäre ergreifen das Wort Letzte CS-Generalversammlung: Darum geht es

An der GV am Dienstagmorgen wird es viel Schelte geben für die Chefs der Credit Suisse. Aber auch der Bundesrat könnte Kritik abbekommen, weil er die CS in die Arme der UBS gezwungen hat.

«Zorn-GV» statt Weichenstellung: Das Besondere an dieser Generalversammlung: Abstimmen über den Zusammenschluss mit der UBS können die Aktionärinnen und Aktionäre nicht, obschon es ihre Bank ist. Denn die Übernahme erfolgt unter Notrecht und auf Befehl des Bundesrats. Der Schicksalsentscheid ist gar nicht traktandiert – und das sorgt für Unmut: Es werde eine «Zorn-GV» geben, sagt deshalb Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz von der Universität Bern.

Verlustreiche «Zwangsfusion» für Aktionäre: Zornig sind viele Aktionärinnen und Aktionäre auf das Management der CS. Zornig sind sie aber auch über den tiefen Kaufpreis für ihre Aktien. Mit 76 Rappen erhalten sie nur einen Bruchteil dessen, was die CS-Aktien bis vor kurzem noch wert waren an der Börse.

CS-GV 2018
Legende: Die Megafusion kommt die Aktionärinnen und Aktionäre teuer zu stehen. Auch das wird zu reden geben an der Generalversammlung. Keystone/Ennio Leanza

Wirtschaftsrechtler Peter V. Kunz erwartet zudem Kritik am Bund. Denn es sei ja der Bundesrat, der die CS in die rettenden Arme der UBS gezwungen habe. Nach seiner Einschätzung handelt es sich um eine Art Zwangsfusion der zwei Grossbanken.

«Psychohygiene» im Zürcher Hallenstadion

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Einschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktor Jan Baumann: «Viel mehr als eine ‹Chropfleerete› ist heute nicht wirklich zu erwarten. Viel zu regeln haben die Aktionärinnen und Aktionäre an dieser GV nicht. Aber sie haben nun – wenigstens für einmal im CS-Drama – öffentlich das Wort. Sie können ihren Ärger, ihren Frust rauslassen. Diese Psychohygiene, wenn man so will, ist extrem wichtig.

Denn bis jetzt hatten die Eignerinnen und Eigner der Bank nichts zum Verkauf ihrer Bank an die UBS zu sagen. Und der Kaufpreis von drei Milliarden – oder 76 Rappen pro Aktie – ist sehr, sehr tief. Manche sagen, das komme faktisch einer Enteignung gleich. Da schulden die CS-Verantwortlichen den Leuten im Aktionariat nun Antworten. Sie müssen schlicht den Kopf hinhalten, wenn die Teilnehmenden am Rednerpult Dampf ablassen im Zürcher Hallenstadion.»

Streitpunkt Boni: Viel zu reden geben werden zudem die Vergütungen, also die Löhne und Boni für Verwaltungsrat und Geschäftsleitung. Und dies, obwohl die CS-Leitung unterdessen auf einen Sonderbonus für Top-Kader verzichten will. Diesen hätte es ohnedies erst gegeben, wenn die CS ohne Hilfe den Turnaround geschafft hätte. Ausserdem hat die Regierung die aufgeschobenen variablen Vergütungen, zum Beispiel in Form von Aktien, vorläufig gestoppt, über den Kopf der CS-Leitung hinweg.

Nach wie vor traktandiert an der GV ist aber die Konsultativabstimmung über den Vergütungsbericht. Die Voten dazu dürften zum Schlagabtausch werden.

Denkzettel für Verwaltungsrat: Ebenso heftig wird die Auseinandersetzung über die jährliche Wiederwahl der Verwaltungsratsmitglieder ausfallen.

Axel Lehmann vor den Medien in Bern
Legende: Allen voran Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann muss sich auf harsche Worte gefasst machen. Keystone/Peter Klaunzer

Peter V. Kunz rechnet mit sehr schlechten Wahlergebnissen für Mitglieder des Aufsichtsgremiums, die sich einzeln dem Wahlprozedere stellen müssen. Dies sei eine der wenigen noch verbliebenen Möglichkeiten des Aktionariats, seine Rechte auszuleben. Nötig ist die Wiederwahl sowieso. Denn bis zur effektiven Übernahme braucht die CS ihren Verwaltungsrat noch.

Credit Suisse: Übernahme durch UBS

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Logos der Credit Suisse und der UBS prangen auf den Firmensitzen.
Legende: KEYSTONE/Michael Buholzer

Die Grossbank Credit Suisse wird durch die UBS übernommen. Die neusten Entwicklungen rund um die CS und die aktuelle Bankenkrise in der Schweiz sowie Reaktionen und Einschätzungen finden Sie hier.

Heute Morgen, 03.04.2023, 06:00 Uhr

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