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Angst vor Rezession «Die Schweiz könnte mit einem sehr blauen Auge davonkommen»

Corona bremst die Wirtschaft in enormem Ausmass. Wirtschaftsprofessor Aymo Brunetti sagt, was der Schweiz bevorsteht.

Der Schweizer Konsum ist am Boden – mit entsprechenden Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum.

Im Interview mit «ECO» skizziert Wirtschaftsprofessor Aymo Brunetti, wie massiv der Einbruch sein dürfte, wann es wieder aufwärts geht und was die Schweiz richtig gemacht hat.

Aymo Brunetti

Ökonom

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Aymo Brunetti ist Wirtschaftsprofessor an der Universität Bern. Er war früher Leiter Wirtschaftspolitik beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco).

SRF: Vor vier Wochen haben Sie gesagt, dass die Wirtschaft stark einbrechen, sich 2021 aber erholen wird. Bleiben Sie dabei?

Aymo Brunetti: Inzwischen haben nationale und internationale Organisationen verschiedene Szenarien entwickelt, und sie kommen zu einer ähnlichen Einschätzung: Es gibt einen sehr starken Einbruch in diesem Jahr, aber dann eine gewisse Erholung im Verlauf des nächsten Jahres.

Der Internationale Währungsfonds IWF spricht von der grössten Rezession seit der Grossen Depression. Der Einbruch wird also wesentlich stärker sein als während der Finanzkrise.

Deshalb fragen wir uns: Sind Sie nicht zu optimistisch?

Es gehen alle Prognosen davon aus, dass es nach einem starken Einbruch langsam wieder nach oben geht. Und wenn der Einbruch stark war, dann kann man auch sehr viel aufholen – mit relativ schnell hohen Wachstumsraten.

Das heisst aber natürlich nicht, dass die Wirtschaft nicht durch ein sehr tiefes Tal gegangen ist. Während der Finanzkrise ist der Konsum weiter gewachsen. In der Schweiz hatten wir damals im Konsum gar keine Rezession. Das wird jetzt ganz sicher nicht der Fall sein. Der Konsum erlebt einen gewaltigen Einbruch und trägt zusätzlich dazu bei, dass der Einbruch der Wirtschaft insgesamt so tief sein wird.

Werden wir je wieder so konsumieren wie vor Corona-Zeiten? Sitzt der Schock nicht zu tief?

Ich hoffe schon, dass wir wieder eine Normalisierung erleben. Die Frage ist einfach, wie lange es geht und wie dynamisch der Konsum sich dabei entwickeln wird.

Menschen auf Einkaufsstrasse mit Taschen
Legende: Ein Bild wie aus lang vergangenen Zeiten: Schweizer kaufen bis zu 80 Prozent weniger, je nach Produktgruppe. Keystone

Wenn wir keine zweite Ansteckungswelle haben und die Unsicherheit sich reduziert, wird der Konsum mit der wachsenden Wirtschaft auch anziehen. Da kann man relativ zuversichtlich sein. Aber es ist natürlich möglich, dass die Unsicherheiten den Konsum längerfristig reduzieren.

Müsste man den Konsum zusätzlich ankurbeln? Mit welchen Mitteln?

Man müsste ihn nur dann ankurbeln, wenn wir wirklich in eine schwere, lange Rezession hineinkommen und die Nachfrage weiter sinkt. Am effizientesten wären dann Steuererleichterungen.

Das heisst: Die Schweiz könnte mit einem blauen Auge davonkommen?

Ja, mit einem sehr blauen Auge, wie die anderen Länder auch. Aber ich glaube, die Schweiz hat schon einen Vorteil, dass sie mit einer relativ guten Situation bei den Staatsfinanzen in diese Krise gegangen ist, dass sie Kurzarbeit hat, dass sie sehr schnell Liquiditätshilfen organisieren konnte.

Das alles hilft, dass die Voraussetzungen zumindest da sind, dass es bei einem blauen Auge bleibt und dass die Schweiz vergleichsweise gut durch diese Krise gehen könnte. Aber es ist natürlich eine schwere Krise.

Das Interview führte Patrizia Laeri.

ECO, 20.4.2020 ; 

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