Wenn das Auto oder der Töff einen Defekt hat, dann bringt man das Gefährt zum Garagisten. Aktuell ist es gut möglich, dass das Fahrzeug etwas länger als üblich in der Werkstatt verharrt, denn die Lieferung der Ersatzteile dauert.
Teils lange Wartefristen
Die Garage Galliker Gruppe verkauft unter anderem Fahrzeuge der Marken Renault, Opel und Citroën an insgesamt 21 Standorten in der Schweiz. Die Situation sei nicht dramatisch, betont der Geschäftsführer Gabriel Galliker. «Wir haben heute einen Ersatzteil-Lieferungsgrad von circa 80 bis 84 Prozent.» Rund vier von fünf Ersatzteilen sind also in ein bis zwei Tagen lieferbar. Bei den restlichen Teilen gibt es längere Wartefristen. Besonders betroffen sind laut Galliker elektronische Ersatzteile.
Daniel König, der Leiter des Ersatzteillagers bei der Garage Galliker am Standort Aarburg, sagt, dass sich die Verzögerungen aber nicht auf die elektronischen Teile begrenzen. «Wir haben auch Karosserieteile, wo wir zwei, drei Monate warten.»
Wir haben auch Karosserieteile, wo wir zwei drei Monate warten.
Mit einer frühzeitigen Aufstockung des Lagers versuche man, dem Problem zu begegnen, sagt Galliker. Das alleine reiche aber nicht. «Aus diesem Grund haben wir die Flotte der Ersatzwagen vergrössert, so dass wir die Kunden mobil halten können.»
Mehr Anträge auf Fristenverlängerungen bei Strassenverkehrsämtern
Alle Motorfahrzeuge, die auf Schweizer Strassen zugelassen sind, müssen von Zeit zu Zeit geprüft werden. Vollzogen werden diese Prüfungen von den kantonalen Prüfstellen. Bei einem festgestellten Mangel erhalten die Fahrzeughalter eine Frist, um den Mangel zu beheben. Diese Frist ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Im Kanton St. Gallen beispielsweise beträgt sie 14 Tage. Im Kanton Bern 60 Tage.
Laut Patrick Schnelli, Leiter der St. Galler Prüfstelle, macht sich der Ersatzteilmangel bei ihrer Prüfstelle bemerkbar. Es komme aktuell durchaus vor, dass die Beanstandungen nicht unmittelbar erledigt werden können. «Wenn die Teile nicht innerhalb dieser Frist kommen, dann werden wir die Frist verlängern.»
Wenn die Teile nicht innerhalb dieser Frist kommen, dann werden wir die Frist verlängern.
Genaue Statistiken über die Fristenverlängerung führe die Prüfstelle zwar nicht. «Aber so aus dem Bauchgefühl heraus sind das vielleicht 5 bis 10 Prozent der Fälle, die so eine Fristverlängerung brauchen.» Zur Einordnung: Im Kanton St. Gallen werden jährlich rund 130'000 Fahrzeuge kontrolliert, wovon ein Viertel beanstandet wird.
Konkrete Zahlen können auch andere Kantone nicht nennen. Auf Anfrage bestätigen aber diverse Strassenverkehrsämter eine Zunahme von Fristenverlängerungen.
Keine Kompromisse bei der Sicherheit
Auf den Strassen gibt es also aktuell vermehrt beanstandete Fahrzeuge, die nicht repariert werden können. Stellt dies eine Gefahr für den Strassenverkehr dar? Nein, sagt der Garagist Gabriel Galliker: «Wir können gut beurteilen, ob es sicherheitsrelevante Bauteile sind. Sollte das der Fall sein sein, versuchen wir den Kunden ganz klar zu informieren, das Fahrzeug von der Strasse zu nehmen und eine Ersatzmobilität zu gewährleisten.» Ansonsten müsse Aufklärungsarbeit geleistet werden.
Das Verständnis der Kundschaft für die momentane Situation sei gross. Verständnis wird es auch noch eine Weile brauchen, denn ein Ende der Verzögerungen ist noch nicht absehbar.