Zum Inhalt springen

Bahn setzt Rotstift an SBB Cargo baut rund 800 Stellen ab

  • Rund 800 Stellen sollen bei SBB Cargo in den kommenden Jahren wegfallen. Ein Grossteil soll über natürliche Fluktuation abgebaut werden.
  • Die Massnahmen betreffen rund ein Drittel der Belegschaft. Für die Entlassenen soll es einen Sozialplan geben, kündigt die SBB-Spitze an.
  • Neben dem Stellenabbau wurde auch ein Abbau von unrentablen Bedienpunkten im Einzel-Wagen-Ladungsverkehr beschlossen.

Im nächsten Jahr will sich SBB Cargo für Dritte öffnen. Doch wer möchte sich an einem Unternehmen beteiligen, das rote Zahlen schreibt? 37 Millionen Franken im Minus waren es im letzten Jahr, Abschreibungen und Rückstellungen kommen dazu. Für die SBB ist der Abbau deshalb zwingend.

SBB-Chef Andreas Meyer ist überzeugt von diesem Plan: «Wir haben ihn schon potenziellen Partnern gezeigt. Denn wir wollen SBB Cargo für Partnerschaften fit machen.» Vor zwei Jahren habe man entschieden, das Aktionariat von SBB Cargo zu öffnen. «Bei Cargo international hat das hervorragend geklappt.»

Das Ende für unrentable Bedienpunkte

Die SBB-Spitze will zweistufig vorgehen: In einem ersten Schritt bis in zwei Jahren werden 330 Stellen gestrichen, die meisten über ordentliche Pensionierungen. Ferner will SBB Cargo 100 Bedienpunkte im Einzel-Wagen-Ladungsverkehr überprüfen, an denen sie nur ein bis zwei Wagen abholt.

Hier ist die SBB nicht flexibel und schnell genug – etwa im Vergleich zum Transport auf der Strasse, wie der Leiter von SBB Cargo, Nicolas Perrin, sagt: «Da müssen wir nun handeln und mit den Kunden Alternativen suchen.»

Schon heute sind nur die Hälfte dieser Bedienpunkte ausgelastet. Deshalb will sich SBB Cargo auf diese wichtigen Standorte konzentrieren und regelmässig ganze Güterzüge zwischen den Wirtschaftsräumen befördern.

Künftig weniger manuelle Tätigkeiten

In einem zweiten Schritt bis 2023 will das Unternehmen weitere 70 Bedienpunkte überprüfen und weitere 470 Stellen abbauen – in der Verwaltung in Olten, doch auch beim Rangierpersonal und bei den Lokführern.

Mit zunehmender Automatisierung und Digitalisierung brauche SBB Cargo in Zukunft nicht mehr so viele Mitarbeitende wie heute, wo noch vieles manuell vor sich gehe, so Perrin: «Es wäre verheerend für unsere Kunden, für die Schweiz, aber auch für unsere Mitarbeitenden, wenn wir uns jetzt nicht für die Zukunft rüsten.» Ein Moratorium, ein Stehenbleiben wäre demnach fatal.

Gewerkschaften verlangen Marschhalt

Der Schritt kommt für die Gewerkschaften überraschend. Der Bundesrat hatte im Herbst beschlossen, SBB Cargo neu aufzustellen, mit neuer Führung. Die Gewerkschaft hätte sich gewünscht, dass zuerst die neue Führung das Steuer bei SBB Cargo übernimmt und diese dann entscheidet, was zu tun ist.

Gewerkschafter und SP-Nationalrat Philipp Hadorn will deshalb nun die Notbremse ziehen – mittels einer Motion. Sie verlangt eine Denkpause und keine strategischen Entscheide durch das alte Verwaltungsratsmanagement. Über 90 Mitglieder des Nationalrats haben sie bereits unterschrieben.

Giezendanner: «Schmerzhaft, aber richtig»

Nicht unterzeichnet hat sie der frühere Transportunternehmer und SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner: «Die SBB ist heute eine spezialrechtliche Aktiengesellschaft. Operativ haben wir keinen Einfluss. Aber beim Konzept, wie die SBB Cargo privatisiert werden soll, da können wir zum Teil mitreden.»

Er bezeichnet den Abbauentscheid zwar als schmerzhaft, doch als den richtigen Weg. Denn verschiedene Studien des Bundes rechnen mit wachsendem Güterverkehr – auch im sogenannten Wagenladungsverkehr.

Meistgelesene Artikel