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Baselworld vor dem Ende? Das Bangen der kleinen Uhrenhersteller

Die Uhrenmesse Baselworld wird wegen Corona verschoben. Doch auch sonst ist ihre Zukunft alles andere als klar.

Das Luzerner Unternehmen Chronoswiss war seit seiner Gründung vor knapp vier Jahrzehnten jedes Mal an der Uhrenmesse Baselworld vertreten. Basel sei für ihn als Mittelständler immer eine «sehr wichtige Messe» gewesen, sagt Firmeninhaber Oliver Ebstein. «Wir haben an der Messe bis zu 50 Prozent unseres gesamten Umsatzes gemacht.»

Und auch wenn die Umsätze in den letzten Jahren etwas abgenommen hätten, sei die Baselworld mit ihren rund 80'000 Besucherinnen und Besuchern für sein Unternehmen ein vorzügliches Schaufenster gewesen, so Ebstein. Neben der Stammkundschaft habe man auch immer wieder neue Kunden gewinnen können. «Das ist für uns extrem wichtig.»

Effizientes Marketing an der Baselworld

Den grossen Publikumsandrang an der Baselworld schätzte auch Rolf Studer, Co-Chef der Uhrenfirma Oris, die im Baselbieter Hölstein daheim ist und rund 200 Angestellte zählt. Man habe sehr effizient mit Händlern, Kunden, Presse und dem Oris-Team aus der ganzen Welt eine Woche lang zusammenarbeiten können. Entsprechend sei die Messe auch wichtig für den Zusammenhalt eines Betriebs gewesen. «Und es war viel effizienter und ressourcenschonender, von Event zu Event zu fliegen.»

Hat Baselworld eine Zukunft?

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Die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld, die am 5. Mai hätte beginnen sollen, war bislang das wichtigste Schaufenster für die Schweizer Uhren- und Schmuckindustrie. Wegen der Corona-Pandemie wurde sie auf Ende Januar 2021 verschoben. Doch für die Veranstalterin der Baselworld, die Messe Schweiz, stellen sich viele grundsätzliche Fragen zur Zukunft der Basler Messe. Denn viele grosse und renommierte Schweizer Uhrenhersteller sind in den letzten Monaten abgesprungen. Sie wollen künftig in Genf einen eigenen Anlass durchführen.

Die grossen Luxus-Unternehmen mit ihren schillernden Namen können sich weltweites Marketing eher leisten als die kleinen und mittelgrossen Manufakturen. Jetzt aber müssen sich die kleineren Unternehmen auf höhere Reisekosten und Marketing-Ausgabe einstellen, wenn sie Kunden, Lieferanten und Medien weiterhin erreichen wollen – falls es die Baselworld nicht mehr geben sollte.

Auch müssen Investitionen in neue, digitale Werbe- und Verkaufskanäle getätigt werden. Und das in einem ohnehin schon schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Obschon Messen generell weniger Publikum anziehen, hoffen viele kleine und mittelgrosse Uhrenfirmen, dass es in Zukunft wieder so etwas wie eine Baselworld geben wird.

Hoffen auf einen neuen, ähnlichen Event

Er hoffe, dass auch die Grossen an die Mittelständler denken, sagt Chronoswiss-Inhaber Ebstein. Man suche deshalb das Gespräch mit den grossen Uhrenmarken, die sich künftig in Genf ihrem Publikum präsentieren wollen. Auch Oris-Co-Chef Studer hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. «Unsere Industrie sollte es schaffen, einen Event zu haben, an dem wir die Schweizer Uhrenindustrie mit ihren Emotionen feiern können.»

Ob die kleinen und mittelgrossen Firmen den Grossen nach Genf folgen, ist unklar. Zu viele Fragen zur Ausrichtung der Genfer Messe seien noch offen, heisst es. Ebenso ist offen, was in Basel geschieht. Auf Anfrage heisst es bei Messe Schweiz lediglich, dass ein Entscheid über die Zukunft der Baselworld noch nicht gefällt sei. Man wolle die Potenziale einer künftigen Uhren-, Schmuck- und Edelsteine-Plattform analysieren. Aufbruchstimmung tönt anders.

Rendez-vous vom 24.4.2020, 12.30 Uhr

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