Die US-Kartellbehörden haben der Übernahme Monsantos durch Bayer zugestimmt, obwohl sie zuerst von einer illegalen Marktmacht im Saatgutbereich gesprochen hatten.
Während die Agrochemie-Multis feiern, raufen sich in der Schweiz Bauern und Umweltschützer die Haare, wie SRF-Wirtschaftsredaktorin Maren Peters weiss.
SRF News: Was ist die grösste Sorge der Schweizer Bauern?
Maren Peters: Es gibt deren zwei. Zunächst befürchten sie höhere Preise. Wenn es immer weniger Firmen gibt, die Spritzmittel, Dünger und Saatgut anbieten, werden jene, die übrigbleiben mächtiger. Deshalb könnten sie ihre Produkte künftig teurer verkaufen. Und wenn die Bauern diese höheren Preise nicht an die Abnehmer ihrer Erzeugnisse weitergeben können, werden sie weniger verdienen.
Je mehr Agromacht die Chemikonzerne haben, desto mehr Pestizide und desto weniger Vielfalt dürfte es geben.
Zudem geht die Befürchtung um, dass das Angebot durch den Zusammenschluss von Bayer und Monsanto schrumpfen könnte – dass die Vielfalt insbesondere bei den Saat-Sorten abnimmt. Das treibt insbesondere die Biobauern um. Sie sagen, es brauche möglichst viele und resistente Sorten, die vielleicht sogar ohne Pestizide auskommen. Doch je mehr Agromacht die Chemiekonzerne haben, desto mehr Pestizide und desto weniger Vielfalt dürfte es geben. Es werde nur noch gezüchtet, was am globalen Markt verkauft werden könne, so die Befürchtungen der Bauern.
Was ist mit der Sorge um die Umwelt?
Durch die Fusion von Bayer und Monsanto werden nicht automatisch mehr Pestizide, Unkrautvernichtungsmittel und Dünger auf die Schweizer Böden ausgebracht. Befürchtet wird aber, dass die Konzerne ihre immer grössere Marktmacht ausnutzen, um noch intensiver für ihre Interessen zu lobbyieren. So könnten sie versucht sein, Entscheide und Gesetze zu verhindern, die der Umwelt und damit auch unserer Gesundheit zugute kommen würden – wie etwa beim Gewässerschutz.
Hat die Politik angesichts dieser Riesenfusion überhaupt eine Chance, dieser geballten Marktmacht überhaupt etwas entgegenzusetzen?
Besser werden die Chancen sicher nicht. Schon jetzt investieren diese Unternehmen sehr viel Geld, um die Politik und damit die Gesetze in ihrem Sinne zu beeinflussen. Das funktioniert zum Beispiel so, dass die Firmen Politiker in den USA mit üppigen Spendengeldern unterstützen. Die Politiker helfen den Firmen sodann, unliebsame Gesetze aufzuweichen oder zu verhindern.
Firmen bezahlen Forscher, damit diese industriefreundliche Studien veröffentlichen.
Auch bezahlen Firmen teilweise Forscher, damit diese industriefreundliche Studien veröffentlichen, in denen die Risiken verharmlost werden. Damit liefern die Wissenschaftler wiederum den Politikern die Grundlagen für ihre Entscheidungen. Das hat man etwa beim umstrittenen Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat gesehen: Beim jahrelangen Gezerre in Brüssel um eine Verlängerung der Zulassung sollen Auftragsstudien eine grosse Rolle gespielt haben – und am Ende haben sich Monsanto und Co. durchgesetzt.
Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.