Statt in den Süden an die Wärme zu reisen, suchen dieses Jahr viele Schweizerinnen und Schweizer kühlere Temperaturen in den Bergen, glaubt Dominik Hänni, Vizedirektor der Lenk Simmental Tourismus AG. Und: «Auch im Juni konnten wir wieder von sehr gutem Wetter profitieren. Das lockt die Leute zu uns.» Die Zahl der Buchungen von Schweizer Gästen nahm deshalb im Juni über die gesamte Region gesehen um 19 Prozent zu.
Ähnlich tönt es in anderen Regionen, etwa im Engadin. Gerhard Walter, Geschäftsführer von Engadin/St. Moritz Tourismus, sagt: «Wir konnten bei den Schweizer Gästen einen Zuwachs von 18 Prozent verzeichnen. Das ist ein deutliches Wachstum.»
Hat sich die Investition in Sommerangebote ausgezahlt?
Dass Leute aus der Schweiz vermehrt hierzulande Ferien machen, stellen auch die Schweizer Jugendherbergen fest. Für die Monate Juli und August liege der Buchungsstand rund zehn Prozent über dem Vorjahr, heisst es.
Nebst dem Wetter sieht die Geschäftsführerin der Jugendherbergen, Janine Bunte, noch einen weiteren Grund für die Lust, in der Schweiz Ferien zu machen: «Viele Orte und Regionen haben in Sommerangebote investiert. Sie bieten entsprechend gute Alternativen zu den Reisen ins Ausland.» Zum Beispiel mit neuen Strecken für Mountainbikes oder neuen Wanderangeboten.
Nur eine untergeordnete Rolle spiele die aktuelle Diskussion über den Klimaschutz, sagt sie.
Auch der Herbst ist gut gebucht
Das sieht auch Roger Seifritz so. Er ist Direktor der Schweizer Reisekasse Reka, welche für ihre Feriendörfer im In- und Ausland bekannt ist. Bei Reka wurden für diesen Sommer ebenfalls weniger Ferien im Ausland, dafür mehr in der Schweiz gebucht. Und auch für den Herbst zeige sich bereits eine stärkere Nachfrage dafür ab, heisst es.
Wie bei Reka üblich stammen neun von zehn Buchungen von Schweizerinnen und Schweizern, so Seifritz: «Die Herbstferien sind sehr gut gebucht, etwas über dem Vorjahresstand. Wir glauben, dass wir hier noch zulegen können. Es hängt natürlich immer etwas davon ab, wie sich die Witterungsverhältnisse entwickeln.»
Das heisst: Bei gutem Wetter dürften auch im Herbst mehr Leute in der Schweiz bleiben. Ferien in der Schweiz liegen also im Trend. Spannend wird sein, wie lange das so bleibt, und ob nach einem Sommer mit schlechtem Wetter wieder mehr Leute ins Ausland reisen – trotz der aktuellen Klimaschutz-Debatte.