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Bericht zur Credit Suisse Finma mit Flucht nach vorn

Die Finma setzt in der Akte Credit Suisse zum Befreiungsschlag an. Heute hat sie in einem 87-seitigen Bericht ihre Sicht der Dinge dargelegt. Und kontert damit die Kritik, zu wenig getan zu haben: Sie habe innerhalb ihres Mandats die Grenzen des Möglichen ausgelotet.

Nun ist sie am Zug, die Finanzmarktaufsicht (Finma). Lange konnte und durfte sie sich nicht detailliert zum Fall Credit Suisse äussern. Mit dem heute veröffentlichten Bericht tut sie es – und es wird klar: Die Finma hat ihre Hände keineswegs in den Schoss gelegt, als es darum ging, der serbelnden Credit Suisse die Leviten zu lesen.

Diverse Verfahren, Rügen, ja sogar Strafanzeigen, die die Finma in den vergangenen zehn Jahren gegen die CS eingeleitet hatte, zeugen davon.

Die Finma will mehr Kompetenzen

Die Finma betont: Man habe die Grenzen des Möglichen ausgelotet. Doch wenn eine Bank nicht pariert, kann auch eine Finanzmarktaufsicht mit den heutigen Kompetenzen kaum etwas ausrichten, um den Kollaps abzuwenden. Nun fordert die Finma mehr Kompetenzen: Zum Beispiel Bussen oder ein Senior-Management-Regime, dass die Verantwortlichkeiten innerhalb einer Bank klar zuordnet.

Damit soll das Management für Mängel oder Versagen in die Pflicht genommen werden. Zudem will die Finma transparenter informieren, falls eine Bank ausschert. Und das nicht nur wie heute in Ausnahmefällen. Solche Kompetenzen sind absolut zeitgemäss – und im Ausland schon lange Standard.

Wie viel Entscheidungsmacht steht der Finma zu?

Ob die Finma diese Instrumente erhält, entscheidet die Politik. Bleibt also die Frage: Welche Aufsicht wollen Parlament und Bundesrat? In anderen Ländern, etwa in Grossbritannien oder Luxemburg, verfügen die Aufsichtsbehörden über mehr Mittel, mehr Personal und mehr Kompetenzen.

Angesichts der neuen Mega-Bank UBS und der damit verbunden Risiken für die Schweizer Volkswirtschaft wären mehr Mittel für die Finma die logische Konsequenz.

Anforderungen an Banken sind tief

Die Geschichte zeigt nämlich, die nächsten Bankenkrise kommt mit Sicherheit. Eine starke Finma ist dann sicher nützlich. Die wichtigste Frage ist aber auch damit nicht beantwortet, nämlich die, wie stabil eine Bank überhaupt sein muss, um bei einer Krise nicht gleich zu kollabieren.

Die Antwort: Nur eine gut kapitalisierte Bank, eine Bank ohne Boni-Exzesse, die ihre Risiken im Griff hat, ist auf Dauer überlebensfähig. Und hier sind die Anforderungen immer noch verhältnismässig tief. Und weil die Credit Suisse gerade nicht nach den «Too Big to fail»-Vorgaben abgewickelt worden ist, bleibt unklar, ob dieses Regelwerk in der Praxis überhaupt taugt.

Voraussichtlich kommendes Jahr wird die parlamentarische Untersuchungskommission ihren Bericht zum CS-Desaster publizieren. Dann liegen alle Fakten auf dem Tisch. Und dann wird sich zeigen, ob es der Politik wirklich ernst ist mit einer angemessenen Aufsicht der neuen Mega-Bank UBS.

Sven Zaugg

Wirtschaftsredaktor

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Sven Zaugg ist seit 2023 als Wirtschaftsredaktor für Radio SRF tätig. Zuvor arbeitete er als Reporter und Wirtschaftsredaktor für den «SonntagsBlick».

Echo der Zeit, 19.12.2023, 18:00 Uhr

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