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Sneakers statt Gemälde: Wie Turnschuhe zur Geldanlage werden
Aus News Plus vom 25.10.2021. Bild: SRF
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Big Business mit Turnschuhen Turnschuhe als Investition: So funktioniert das Sneakers-Geschäft

Mit fast 1.5 Millionen US-Dollar kaufen sich die einen ein Haus, andere ein paar gebrauchte Turnschuhe. Das ist gerade passiert, in den USA.

Ein Paar Sneaker des US-Basketballstars Michael Jordan sind für fast 1.5 Millionen Dollar versteigert worden. Gekauft hat sie ein Sammler in den USA.

Dass gebrauchte Sneakers für ein Vielfaches ihres ursprünglichen Werts weiterverkauft werden, ist keine Seltenheit mehr. Dafür existiert ein Markt, auch in Europa. Es handelt sich hierbei um ein Phänomen, das sich in den letzten Jahren über die Sozialen Medien noch verstärkt hat.

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Legende: imago images

Der hohe Preis von 1.5 Millionen Dollar für die Schuhe, die Michael Jordan als «Rookie» bei den Chiacago Bulls in den 80er-Jahren getragen hat und nun vom Auktionshaus Sotheby's versteigert wurden, sind ein extremes Beispiel. Doch schon im August 2020 wurden knapp 530'000 Euro für ein anderes Paar Basketballschuhe von Jordan bezahlt.

Einer, der in der Sneakerwelt zu Hause ist, ist Sergio Muster. Der Berner lebt in Zürich und ist Mitgründer und Geschäftsführer von Europas grösster Sneakermesse «Sneakerness». Er besitzt selber eine ordentliche Sammlung: «Als ich zum letzten Mal zählte, waren es etwa 700.» Einige der Turnschuhe sind mehrere Tausend Franken wert.

Sneakers als Anlageobjekt und Statussymbol

Das sei für ihn ein Investment, sagt er gegenüber SRF. Aber die Sneakers bedeuteten ihm auch etwas. «Vor 15 Jahren wurde man noch als Spinner bezeichnet, wenn man zehn Paare hatte.» Inzwischen sei es keine Nische mehr, sondern ein Fashionstatement von Prominenten, die sich gern damit auf Instagram zeigen. «Sneakers sind salontauglich geworden.»

Sergio Muster
Legende: Bei Sergio Muster von der Messe «Sneakerness» stapeln sich die Sneakerpaare zuhause. SRF

Doch wie verdient man damit Geld? Muster erklärt: «Man kauft sich ein Paar Sneaker zum normalen Preis im Laden, sagen wir für 200 Franken.» Meistens wisse man schon im Vorfeld durch das Internet, ob dieses Modell an Wert gewinnen wird – etwa weil die Auflage limitiert sei oder weil eine Berühmtheit dieses bereits medienwirksam getragen hat.

Wie funktioniert das Business mit den Sneakers?

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Es sei wie bei der Kunst, erklärt Wirtschaftsredaktor Matthias Heim: «Es gilt der Preis, der jemand bereit ist zu zahlen. In der Regel läuft es bei Auktionen so, dass es einen Katalogpreis gibt, eine Art Mindestpreis. Gegen oben ist das aber offen. Wohin das führen kann, zeigt sich auch im Kunstmarkt. Es kann aber auch der gegenteilige Effekt eintreten und Sammlerobjekte verlieren an Wert.» Und in der Regel gelte: Je weniger es von einem gewissen Exemplar gibt, desto exklusiver ist das Stück.

Der Sneakers-Markt ist gross: Aktuell spreche man von etwa 70 bis 100 Milliarden Franken fürs vergangene Jahr. Einig sei man sich, dass der Markt vorerst weiterwachsen wird. Der Sneaker ist heute nämlich viel mehr als nur Sportschuh: Er wird in der Freizeit getragen, ist aber auch im Luxusbereich verbreitet. «Es ist eine enorm grosse Vielfalt entstanden, ein Markt, der entsprechend beliebt ist.»

Dann sei es der Markt, der sage, wie viel drin liege, so Muster. «Das kann manchmal bis zum Zehnfachen sein. Also dass man einen Schuh, den man für 200 gekauft hat, für 2000 weiterverkaufen kann. Es kann aber auch sein, dass man nur 50 Franken gewinnt.» Es sei bisweilen eine Lotterie, gibt er zu. «Man muss einfach die Zeichen im Netz und in verschiedenen Gruppen, etwa auf Whatsapp, die es dazu gibt, lesen.»

Alte Exemplare nicht per se wertvoll

Verkauft würden solche Schuhe auf spezialisierten Plattformen im Netz – wie «eine Art Ricardo oder Ebay für Sneakers», erklärt der Experte. Bei alten Schuhen werde es allerdings schwierig. «Dass sie gebraucht sind, vergilbt, zum Teil schon kaputt, ist ein Problem.» Gebrauchte Sneakers, die viel Geld einbringen, könne man deshalb an einer Hand abzählen.

Die unterschiedlichen Käufertypen

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Der Wirtschaftsredaktor Matthias Heim nennt zwei Kategorien an Käuferinnen und Käufern: Investoren und Sammler oder Liebhaberinnen. Erstere würden die Schuhe als Anlageobjekt kaufen. «Sie kaufen eine Kollektion oder eine grosse Menge einer Kollektion. Und erhoffen sich dann, dass diese später mehr Wert haben wird und dass sie ihre Kollektion zu einem höheren Preis verkaufen und entsprechend einen Gewinn erzielen können.»

Die Liebhaber hingegen würden einen Schuh beispielsweise wegen seiner Farbe, seines Aussehens oder aufgrund eines bestimmten Ereignisses kaufen. «Häufig ist es so, dass sich diese beiden Typen überlappen, weil natürlich jeder Sammler auch Freude hat, wenn sein Gegenstand an Wert gewonnen hat und er ihn zu einem höheren Preis verkaufen kann.»

Den Sammler aus den USA würde Heim zu den Liebhaber-Typen zählen. «So viel man weiss, sammelt er ganz unterschiedliche Dinge aus der amerikanischen Sportwelt. Er ist auch durch rare Spielkarten, die er zu Millionensummen gekauft hat, bekannt geworden.»

«Es sind vor allem ‹Air Jordan I›, die sehr beliebt sind», weiss Muster. «Und wenn jemand Glück hatte und sie selbst von Jordan bei einem Spiel bekommen hat, eventuell gar signiert, dann haben diese einen horrenden Wert. Man muss Glück haben – ein altes Paar Turnschuhe zu haben, heisst noch lange nicht, dass man sie teuer verkaufen kann.»

SRF 4 News, 25.10.2021, 17:15 Uhr;

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