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Boom beim Autoleasing Jedes zweite Auto in der Schweiz ist fremdfinanziert

Die Zahl der Leasingverträge steigt seit Jahren stetig. Diese Form des Konsums sei heute immer akzeptierter, so der Wirtschaftspsychologe.

Aktuell haben 45 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer ihr Auto gekauft, wie eine Umfrage des Onlinevergleichsdienstes Comparis zeigt. Frauen sind dabei mit 51 Prozent eher bereit, ihr Fahrzeug selbst zu erwerben, während es bei den Männern mit 40 Prozent klar weniger sind.

Die beliebteste Form der Fremdfinanzierung eines Fahrzeuges ist das Leasing. In der Schweiz wurden 2022 170'376 Neugeschäfte für das Leasing von privaten PKWs abgeschlossen, wie Zahlen des Schweizerischen Leasingverbands (SLV) zeigen. Der Bestand der geleasten Privat-PKWs lag per Ende 2022 damit bei rund 522'000 – 2 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Markt mit Autoleasing ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen.

Wirtschaftspsychologe Christian Fichter von der Fachhochschule Kalaidos sieht bei vielen Leuten das Bedürfnis, schöne und auch leistungsstarke Autos fahren zu können. Dabei sei heutzutage eine Fremdfinanzierung des Konsums akzeptierter. «Früher hatte man das Gefühl, man müsse zuerst sparen und erst später könne man sich etwas leisten», sagt er.

Das Auto verkörpert den Lifestyle

Besonders in der Freizeit werde das Auto wichtiger, beobachtet Fichter. Die Leute wollen etwa einen Porsche für schnelle Ausfahrten oder einen VW-Bus zum Campen. «So ist ein Auto nicht mehr nur ein Werkzeug, sondern auch ein Ausdruck von einem Lifestyle oder Status.»

Ein Porsche fährt an der Bahnhofstrasse in Zürich vorbei.
Legende: Das Auto ist für viele auch ein Statussymbol. Keystone/GAETAN BALLY

Solche – salopp gesagt – Spassautos kosten natürlich mehr als ein einfacher Kleinwagen für den Arbeitsweg. Hier ermöglicht das Leasing den Weg zum Traumauto, auch wenn das nötige Vermögen fehlt. «Wenn wir die Handlungsoptionen haben, greifen wir auch mit grosser Wahrscheinlichkeit zu Finanzierungsoptionen wie einem Leasing», sagt der Wirtschaftspsychologe.

Beim Leasing bezahlt die Konsumentin monatlich eine Summe und kann das Auto zu den vereinbarten Bedingungen nutzen. Mit Ablauf des Vertrags muss das Auto zurückgegeben werden.

Unterschiede zwischen Sprachregionen

Bei der Fremdfinanzierung von Autos gibt es auch regionale Unterschiede: In der Deutschschweiz finanzieren 49 Prozent ihr Fahrzeug mit fremden Mitteln. In der Romandie sind es 66 Prozent und im Tessin sogar 79 Prozent.

«Allgemein sind die Frankophonen noch ein bisschen emotionaler als Deutschschweizer», schätzt Wirtschaftspsychologe Fichter. «Sozialer Status ist dort noch wichtiger.» Dies schlage sich im Konsum nieder, dass etwa eher ein Auto gekauft werde, das Emotionen wecke – also ein schnelleres und damit teureres Modell.

Regional Diagonal, 09.01.2024, 16:30 Uhr ; 

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