Zum Inhalt springen

Branchentreffen «Global Grain» Weltweite Krisen beeinträchtigen den Getreidemarkt

Es dürfte weiterhin rauf- und runtergehen mit den Getreidepreisen. Gerade ärmere Länder sind mit ihrer Abhängigkeit betroffen. Fachleute suchten am jährlichen Branchentreffen «Global Grain» nach Antworten.

Der Getreidemarkt ist volatil und nur schwer berechenbar. In diesem Punkt sind sich die Händler, Finanzexpertinnen und Produzenten in Genf einig. Man müsse flexibler denken. Was in den vergangenen Monaten und Jahren passiert sei, könne sich auch wiederholen, bilanziert Scott Wellcome. Er ist Direktor des Risikomanagements von Good Mills mit Sitz in Wien, einer der grössten Mühlenkonzerne Europas, der in sieben Ländern rund 3 Millionen Tonnen Getreide pro Jahr verarbeitet.

Konflikte und Krisen beeinflussen den Markt

Wellcomes Aufgabe ist es, die Preiszuckungen am Markt möglichst gut vorhersehen zu können. Für das kommende Jahr rechnet er weiterhin mit einem starken Auf und Ab der Preise. Die geopolitischen Spannungen in der Ukraine, im Nahen Osten, im Kosovo, in China hätten grossen Einfluss, ebenso die Wahlen in den USA.

Wetterphänomene oder der Klimawandel würden auch nächstes Jahr Ernten beeinträchtigen. Die grosse Frage sei aber auch: Wie entwickelt sich die Wirtschaft und damit der Konsum von Getreide? Je nachdem seien seine Mühlen ausgelastet oder nicht.

Ärmere Länder leiden am meisten

Das sind mässig gute Aussichten für Länder im globalen Süden. Sie sind auf günstige Getreideimporte vom Weltmarkt angewiesen. Ansonsten laufen sie Gefahr, dass Lebensmittel knapp werden. Und sollten die Getreideexporte aus der Ukraine weiter schwierig bleiben oder Ernten ausfallen, haben diese Länder einen schweren Stand, sich die nötigen Getreidelieferungen zu sichern.

Denn bei einem knappen Angebot würden sich Produzenten von Biotreibstoffen mit Lebensmittelverarbeitern um das Getreide streiten, gibt auch Scott Wellcome von Good Mills zu bedenken.

Biotreibstoff sei oft subventioniert. Getreide werde an die Meistbietenden verkauft. Und wenn die Treibstoffproduzenten mehr zahlen könnten, erhielten sie das Getreide. Lebensmittel für Treibstoffe zu verwenden, ist weltweit umstritten. Doch im Welthandel mit Getreide bleibt Geld der wichtigste Treiber.

HeuteMorgen, 13.11.2023, 6 Uhr

Meistgelesene Artikel