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Buchhandel Das harte Geschäft zwischen Buchdeckeln

Der Büchermarkt ist schnelllebig. Was sich nicht verkauft, landet oft im Müll. Der Buchhandel muss sich dem anpassen.

Schwieriger Markt: In der Schweiz gibt es rund 200 unabhängige Buchhandlungen. Darunter sind kleine Geschäfte, aber auch grosse Ketten mit Dutzenden Filialen. Allerdings sinkt die Anzahl der Buchhandlungen jährlich. Denn die Herausforderungen für die Buchhändlerinnen und Buchhändler sind gross. Die Margen pro Buch sind eher klein, die Kosten für einen Buchladen aber hoch.

Wichtiger Onlinehandel: Gegen 45 Prozent aller Bücher werden in unserem Land nicht in der Buchhandlung gekauft, sondern online. In Deutschland liegt dieser Anteil bei 20 Prozent. Dies erhöht den Druck auf die physischen Buchläden. Ein Dreh- und Angelpunkt in diesem Geschäft ist das Buchzentrum in Hägendorf, der grösste Buchlogistiker der Schweiz. Als Genossenschaft beliefert es die Buchhandlungen und rüstet teilweise auch direkt deren Online-Bestellungen.

Mann füllt Bücher an einem Rollband in eine Box.
Legende: Das Buchzentrum in Hägendorf kann 15 Millionen Bücher lagern und beliefert die Buchhandlungen über Nacht. Gaetan Bally, Keystone

Bücherflut: Der Schweizer Buchmarkt hat ein gesamtes Volumen von gut 570 Millionen Franken. Die Zahl der Bücher wächst und wächst. Jedes Jahr kommen im deutschsprachigen Raum zwischen 60'000 und 70'000 neue Buchtitel auf den Markt. Keine Buchhandlung, auch kein Lieferant, kann sämtliche Neuerscheinungen anbieten. «Wir versuchen vorherzusehen, welche Titel auf Interesse stossen werden und kaufen sie frühzeitig ein», sagt Sandra Wachsmuth. Sie ist oberste Einkäuferin des Buchzentrums. In ihrem Lager stapeln sich rund 15 Millionen Bücher. Von gesuchten Werken gibt es ganze Paletten, von anderen Büchern nur wenige Exemplare.

Nischenmarkt: Die Berner Buchhandlung zum Zytglogge setzt seit Jahren auf den traditionellen Buchhandel. Das Lokal besteht aus zwei Räumen. In den wandhohen Bücherregalen reiht sich Buch an Buch. «Unsere Kundinnen und Kunden kommen hierher, weil sie unsere Beratung schätzen», sagt Geschäftsführerin Gabriela Bader. Mit ihrem Team entscheidet sie, welche Bücher präsentiert werden. Da kann auch ein Lyrikband einem internationalen Bestseller den Platz streitig machen. «Wir müssen eine Nische besetzen, um bestehen zu können.»

Frau vor Bücherregal
Legende: Gabriela Bader von der Berner Buchhandlung zum Zytglogge setzt auf Nischen. Dario Pelosi, SRF

Bücher für die Tonne: Die Buchhandlungen können ihre Ladenhüter nach einigen Monaten an das Buchzentrum zurückschicken. «Für kleine Buchhandlungen ist das wichtig, denn jedes Buch im Laden bindet Geld», sagt Sandra Wachsmuth vom Buchzentrum. Grosse Buchhandlungen wechseln wegen der vielen Neuerscheinungen ihr Sortiment generell häufiger.

Wenn die Bücher von den Buchhandlungen zurückkommen, wandern sie oft direkt in die Tonne.
Autor: Sandra Wachsmuth Einkäuferin Buchzentrum Hägendorf

Die zurückgesandten Bücher werden aber nur zum Teil wieder eingelagert. «Viele Verlage wollen gerade Taschenbücher gar nicht mehr zurückgeschickt haben», so Wachsmuth. «Wenn die Bücher von den Buchhandlungen zurückkommen, wandern sie oft direkt in die Tonne.» Romane oder Krimis seien oft nach einem halben Jahr kaum mehr gefragt. «Der Lebenszyklus ist extrem kurz, wieder einlagern lohnt sich kaum.»

Lesen im Trend: Wer glaubt, in Büchern schmökern sei etwas für ältere Semester, irrt. «Zu unseren Kundinnen und Kunden gehören immer mehr jüngere Bücherfans», sagt Gabriela Bader von der Berner Buchhandlung zum Zytglogge. Trends wie «Booktok» würden den Buchmarkt wieder beflügeln.

Es gibt keine bessere Erfindung als das Buch.
Autor: Gabriela Bader Geschäftsführerin Buchhandlung zum Zytglogge

Buch mit Zukunft: Mit dem Aufkommen von Hörbüchern und E-Readern wie Tolino oder Kindl glaubten viele, das Schicksal des klassischen Buchs sei besiegelt. Dem ist allerdings nicht so. «Die Verkaufszahlen von E-Readern sind rückläufig», stellt Sandra Wachsmuth vom Buchzentrum fest. Das klassische Buch ist nach wie vor gefragt. Das bestätigt Gabriela Bader von der Buchhandlung zum Zytglogge. Und sie ist überzeugt: «Es gibt keine bessere Erfindung als das Buch.»

Bücherstapel auf Büchertisch
Legende: Durch «Booktok» finden vermehrt junge Leserinnen und Leser zum Buch zurück. Christian Beutler, Keystone

 

Rendez-vous, 10.06.2025, 12:30 Uhr

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