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Bund lanciert Dialog Was gegen die Wohnungsnot helfen könnte

Wohnungen sind derzeit schweizweit knapp. Bald könnten bis zu 50'000 Wohnungen fehlen. Drei Ideen, die helfen könnten.

Wer in eine grössere Schweizer Stadt ziehen will oder die Wohnung räumen muss, der hat momentan eine schwierige Suche vor sich. Nur 0.07 Prozent der Wohnungen sind beispielsweise in der Stadt Zürich frei, landesweit beträgt die sogenannte Leerwohnungsziffer derzeit 1.3 Prozent. 50'000 Wohnungen werden in drei Jahren fehlen, schätzt das Beratungsunternehmen Wüst Partner.

Die einen sprechen von Wohnungsnot, die anderen weisen darauf hin, dass die Leerwohnungsziffer in den 1980er Jahren auch schon bei 0.4 Prozent lag. Klar ist: Es gibt Handlungsbedarf.

Luftaufnahme von einem Wohnquartier in Bern.
Legende: Schweizer Städte suchen Wege, um die Situation auf dem Wohnungsmarkt zu entschärfen. KEYSTONE/ Christian Beutler

Doch was können Politik, Unternehmen und die Gemeinden tun? Drei mögliche Massnahmen:

Deregulierung

Es gibt viele Beispiele von grossen Bauprojekten, die wegen Einsprachen, Lärmschutzmassnahmen oder dem Denkmalschutz blockiert sind. Das sei mit ein Grund, warum momentan weniger gebaut werde als in den letzten Jahren, sagt die Immobilienexpertin Ursina Kubli von der Zürcher Kantonalbank. «Es gibt verschiedene Motivationen, Einsprache gegen Bauprojekte zu machen», sagt sie. «Sei es das Ortsbild, der Schattenwurf oder schützenswerte Bauten.»

Insbesondere mit dem Argument Lärmschutz seien viele Bauprojekte verzögert oder verhindert worden. Hier steht aber eine Änderung an: Der Bund plant eine Lockerung der Regeln.

Vorkaufsrecht für Gemeinden

Die Mehrheit der Schweizer Städte wünschen sich eine Gesetzesänderung, die Bundespolitik müsse handeln. Als mögliche Massnahme sehen die Städte ein Vorkaufsrecht für Immobilien und Bauland für Städte und Gemeinden.

«Mit einem Vorkaufsrecht hätten die Gemeinden die Möglichkeit, Liegenschaften, die noch halbwegs bezahlbar sind, zu sichern und dauerhaft über die Kostenmiete günstig weiterzuvermieten», sagt der Stadtzürcher Finanzvorsteher Daniel Leupi.

Ein Vorschlag, der beim Hauseigentümerverband für Kopfschütteln sorgt: «Wenn sie Steuergelder einsetzen für eine bestimmte Klientel, haben diese zwar günstige Mieten», sagt Albert Leiser. «Aber alle anderen, die nicht zum Zuge kommen, haben das Nachsehen», ergänzt der Präsident des Zürcher Hauseigentümerverbands.

Mehr Dialog

Der Bundesrat will die Situation auf dem Immobilienmarkt mit Dialog angehen: Am kommenden Freitag ist ein runder Tisch mit Vertretern von Kantonen, Gemeinden, der Baubranche und Vertretern der Immobilienbranche angesagt. Auch der Mieterinnen- und Mieterverband ist dabei.

Verschiedene Themen stehen auf der Traktandenliste, darunter die Verkürzung der Einsprachefristen, das Vorkaufsrecht von Gemeinden, aber auch Ideen zur Verdichtung und zu Belegungsvorschriften bei Neubauten.

Tagesschau, 08.05.2023, 19:30 Uhr

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