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Chefwechsel bei Credit Suisse Diese vier Baustellen hinterlässt Tidjane Thiam

Zum Abschied konnte CS-CEO Thiam nochmals mit guten Zahlen glänzen. Doch der Schein trügt.

Der letzte Auftritt des scheidenden CS-Chefs Tidjane Thiam heute in Zürich. Er kann einen Reingewinn von 3.4 Milliarden Franken ausweisen – ein Plus um 69 Prozent gegenüber dem Vorjahr. «Als ich 2015 zur Credit Suisse kam, leiteten wir ein tiefgreifendes dreijähriges Restrukturierungsprogramm ein, um nachhaltig Wert für die Aktionäre zu schaffen. Unser Ziel bestand darin, unser einzigartiges Vermögensverwaltungsgeschäft auszubauen, um das langfristige Wachstum des weltweiten Vermögens auszunutzen», so Thiam.

Hat er seine Ziele erreicht? Beziehungsweise welche Baustellen hinterlässt er seinem Nachfolger Thomas Gottstein?

Ertragslage: Tidjane Thiam verabschiedet sich mit einem kräftigen Gewinnsprung. Geholfen haben dabei auch Immobilienverkäufe und ein Aufwertungsgewinn der Beteiligung am Börsenbetreiber Six. Das Kosten-/Ertragsverhältnis (cost/income ratio) hat bei der CS mit 77.6 Prozent den besten Wert seit 2010 erreicht. Das kapitalintensive und schwankungsanfällige Investment Banking wurde über die letzten Jahre zurückgefahren, die Aktivitäten in der Vermögensverwaltung angekurbelt. Dennoch: In Asien wollte Thiam den Vorsteuergewinn verdoppeln. Das gelang nicht. Der Vorsteuergewinn hat letztes Jahr mit 902 Millionen Franken in etwa dasselbe Niveau erreicht wie beim Amtsantritt von Thiam.

Aktienkurs: Als Tidjane Thiam die Leitung der CS übernahm, stand die Aktie bei 25 Franken. Dann ging es rasant runter. Nach einem Jahr im Amt erreichte der Kurs mit rund 9.40 Franken den Tiefpunkt in der Ära Thiam. Es folgte ein zwischenzeitlicher Anstieg auf über 18 Franken, bevor es wieder markant runterging. Aktuell notiert der Kurs bei 13.30 Franken. Runter, rauf, runter – mit dem Aktienkurs kann die CS nicht zufrieden sein, was die Bankspitze auch immer wieder durchblicken liess. Die UBS schnitt im selben Zeitraum besser ab. Kurzum: Es gibt viel Luft nach oben.

Kapitalpolster: Zwar ist die Credit Suisse heute deutlich stärker kapitalisiert als beim Amtsantritt von Thiam. Und kann damit Verluste besser absorbieren. Mit 12.7 Prozent konnte die Bank 2019 ihre Quote beim harten Kernkapital auch gegenüber dem Vorjahr (12.6 Prozent) leicht verbessern. Noch besser steht aber die UBS da, die auf eine Quote von 13.7 Prozent kommt. Diese Ausgangslage ist für Thiam-Nachfolger Thomas Gottstein zwar komfortabel. Grosse Wachstumssprünge durch Übernahmen erlaubt diese Kapitalausstattung indes kaum.

Kultur: Hier hinterlässt Tidjane Thiam eine grosse Baustelle. Die Affäre rund um die Überwachung in der Teppichetage hat die Grossbank und ihr Bild in der Öffentlichkeit über die letzten Monate ramponiert. Der Führungsstil von Thiam und seiner Truppe haben auch intern für Zerrüttung, Verunsicherung und Frustration unter den Mitarbeitenden gesorgt. Hier muss die neue Führung nun möglichst schnell Ruhe und Vertrauen in den Laden bringen. Gleichzeitig muss die Bankspitze die Spannungen mit den Grossaktionären entkrampfen, die sich im Zug der ganzen Auseinandersetzung hinter Tidjane Thiam gestellt haben.

Tagesschau am Mittag, 13.2.2020

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