Mit einem geschätzten Vermögen von 15 bis 16 Milliarden Franken gehören die Blochers zu den reichsten Familien der Schweiz. Magdalena Martullo-Blocher (Mit-Inhaberin Ems Chemie) und Miriam Baumann-Blocher (Inhaberin Läckerli Huus) erzählen im «Eco Talk», wie es war, als Töchter von Alt-Bundesrat und Ems-Chemie-Patron Christoph Blocher aufzuwachsen, wie sie zu Unternehmerinnen wurden und worauf sie hoffen.
Kindheit und Familie: Als Kind wollte Magdalena Martullo-Blocher entweder Schriftstellerin oder Lehrerin werden, ihre Schwester Miriam sah sich als Krankenschwester. Die knapp sieben Jahre ältere Magdalena musste oft ihre beiden jüngeren Schwestern hüten und sie als Teenager manchmal auch mitnehmen: «Das nervte und deshalb sagte ich lange, dass ich keine Kinder möchte.»
Heute sind die beiden Schwestern gegenseitig Gotte ihrer Töchter. Miriam Baumann-Blocher sei sportlich, sie selbst eine Leseratte, sagt Martullo-Blocher. Gemeinsam sei ihnen die Diskussionsfreudigkeit. Am Familientisch sei immer über alles geredet worden, erinnert sich Baumann-Blocher – etwa darüber, was es heisse, Verantwortung zu übernehmen und eine Firma zu führen.
Unternehmen führen: Gibt es ein Unternehmer-Gen in der Familie? Schwierig zu beantworten, sagt Martullo-Blocher, aber Zufall könne es nicht sein, dass alle vier Kinder unternehmerisch tätig seien. «Wir wollen uns nicht zurückbinden lassen, wir wollen selbst entscheiden», sagt sie. Als sie noch angestellt war, habe sie oft das Gefühl gehabt, der Chef bremse oder zögere zu viel. Sie habe selbst Verantwortung übernehmen wollen, bei ihren Geschwistern sei das auch so.
Baumann-Blocher sagt, dass ihr Vater Unternehmer war, habe sie nicht davon abgehalten, selbst Unternehmerin zu werden: «Ich glaube eher, die Hemmschwelle war vielleicht ein bisschen kleiner, ein Unternehmen zu führen, weil wir nicht einen Riesenrespekt vor so etwas hatten.» Martullo-Blocher sagt, eigentlich habe sie weder die Ems führen, noch in die Politik gehen wollen. «Ich übernahm das Unternehmen ‹in der Not›, als mein Vater in den Bundesrat gewählt wurde – nun bin ich 25 Jahre dabei.»
Zölle und Freihandel: Zölle in der Höhe von 31 Prozent, wie sie der US-Präsident ankündigte, träten nicht in Kraft, ist Martullo-Blocher überzeugt: «Damit wollte er alle schocken und durchschütteln.» Ihre Angst sei, dass alles zu lange dauere und die Realwirtschaft Schäden davontrage.
Sie deutet an, sie habe dazu beigetragen, dass sich die USA und China vor kurzem in der Schweiz zu Gesprächen treffen konnten. Nun stehe die Schweiz nach dem Vereinigten Königreich in einer Pole-Position für ein Freihandelsabkommen mit den USA: «Jetzt muss man abdrücken!» Ein Abschluss sei möglich – ohne landwirtschaftliche Produkte. «Wir bieten einen Haufen anderes wie Investitionen oder Know-how im Lehrlingswesen», sagt Martullo-Blocher.
Regulierung: «Im Lebensmittelbereich sind wir unglaublich reglementiert», sagt Baumann-Blocher. «Wir brauchen keine Hilfe vom Staat, aber wir hätten gerne mehr Eigenverantwortung.» Ihre Schwester ergänzt: «Es könnte noch viel schlimmer kommen – ich habe gerade das Lebensmittelabkommen mit der EU studiert, mit über hundert Regulierungen zum Übernehmen!» Weniger Regulierung, darin sind sich die Schwestern einig, würde den Unternehmen helfen.