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Christoph Blochers Töchter Haben Sie ein Unternehmer-Gen, Frau Martullo-Blocher?

Magdalena Martullo-Blocher und Miriam Baumann-Blocher erzählen, wie sie ihre Unternehmen führen und welche Rolle ihr Vater, Alt Bundesrat Christoph Blocher, bei ihrem beruflichen Werdegang spielte.

Mit einem geschätzten Vermögen von 15 bis 16 Milliarden Franken gehören die Blochers zu den reichsten Familien der Schweiz. Magdalena Martullo-Blocher (Mit-Inhaberin Ems Chemie) und Miriam Baumann-Blocher (Inhaberin Läckerli Huus) erzählen im «Eco Talk», wie es war, als Töchter von Alt-Bundesrat und Ems-Chemie-Patron Christoph Blocher aufzuwachsen, wie sie zu Unternehmerinnen wurden und worauf sie hoffen.

Kindheit und Familie: Als Kind wollte Magdalena Martullo-Blocher entweder Schriftstellerin oder Lehrerin werden, ihre Schwester Miriam sah sich als Krankenschwester. Die knapp sieben Jahre ältere Magdalena musste oft ihre beiden jüngeren Schwestern hüten und sie als Teenager manchmal auch mitnehmen: «Das nervte und deshalb sagte ich lange, dass ich keine Kinder möchte.»

Vier Frauen und zwei Männer
Legende: Familie Blocher Alt-Bundesrat Christoph Blocher und seine Frau Silvia mit Sohn Markus und den Töchtern Magdalena (ganz links), Miriam (2. von rechts) und Rahel (ganz rechts). 13PHOTO/Marc Welti

Heute sind die beiden Schwestern gegenseitig Gotte ihrer Töchter. Miriam Baumann-Blocher sei sportlich, sie selbst eine Leseratte, sagt Martullo-Blocher. Gemeinsam sei ihnen die Diskussionsfreudigkeit. Am Familientisch sei immer über alles geredet worden, erinnert sich Baumann-Blocher – etwa darüber, was es heisse, Verantwortung zu übernehmen und eine Firma zu führen.

Magdalena Martullo-Blocher

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Legende: Magdalena Martullo-Blocher Magdalena Martullo-Blocher ist auch Vize-Präsidentin der SVP Schweiz und Vorstandsmitglied von Economiesuisse. KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

Magdalena Martullo-Blocher ist Chefin der Ems-Gruppe. Die 55-jährige Betriebswirtin mit Abschluss der Hochschule St. Gallen ist zudem Mehrheitsaktionärin und exekutive Vize-Präsidentin des Verwaltungsrats.

Vergangenes Jahr setzte der im Bereich Hochleistungskunststoffe und Spezialchemiekalien tätige Konzern rund 2.1 Milliarden Franken um und erzielte einen Gewinn von knapp 470 Millionen Franken. Über 90 Prozent der Erlöse erwirtschaftet das Unternehmen mit Kunden im Ausland. Vor allem in Deutschland, China und den USA.

2001 trat Magdalena Martullo-Blocher in den Verwaltungsrat der Ems-Gruppe ein. Als ihr Vater Christoph Blocher Ende 2003 in den Bundesrat gewählt wurde, übernahm sie 2004 die Führung der Ems-Gruppe.

Zusammen mit ihrer Schwester Rahel Blocher ist Magdalena Martullo-Blocher Mehrheitsaktionärin der Ems-Chemie-Holding. Laut der neusten Schätzung von Forbes beträgt ihr Vermögen 8.7 Milliarden Franken.

Magdalena Martullo-Blocher ist mit Roberto Martullo verheiratet, der vergangenes Jahr die Schuhfirma Künzli übernommen hat. Sie ist Mutter von drei erwachsenen Kindern und vertritt seit 2015 den Kanton Graubünden im Nationalrat.

Unternehmen führen: Gibt es ein Unternehmer-Gen in der Familie? Schwierig zu beantworten, sagt Martullo-Blocher, aber Zufall könne es nicht sein, dass alle vier Kinder unternehmerisch tätig seien. «Wir wollen uns nicht zurückbinden lassen, wir wollen selbst entscheiden», sagt sie. Als sie noch angestellt war, habe sie oft das Gefühl gehabt, der Chef bremse oder zögere zu viel. Sie habe selbst Verantwortung übernehmen wollen, bei ihren Geschwistern sei das auch so.

Miriam Baumann-Blocher

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Legende: Miriam Baumann-Blocher Bisher strebt Miriam Baumann-Blocher keine Polit-Karriere an. KEYSTONE/Stefan Bohrer

Miriam Baumann-Blocher übernahm 2007 das Läckerli-Huus. Die 49-jährige Lebensmittelingenieurin ETH ist Geschäftsführerin und Verwaltungsratspräsidentin des 1904 gegründeten Basler Confiserie-Unternehmens.

Zum Läckerli-Huus gehören zehn Filialen in der ganzen Schweiz und 150 Angestellte. Das Sortiment umfasst nebst den namengebenden «Basler Läckerli» auch Schokoladekreationen und Konfekt.

Geschäftszahlen wie Umsatz oder Gewinn gibt die Firma nicht bekannt. 90 Prozent des Umsatzes erzielt das Läckerli Huus in der Schweiz, die restlichen zehn Prozent in Deutschland und Japan. Forbes schätzt das Vermögen von Miriam Baumann-Blocher aktuell auf 2.6 Milliarden Franken.

Miriam Baumann-Blocher ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern.

Baumann-Blocher sagt, dass ihr Vater Unternehmer war, habe sie nicht davon abgehalten, selbst Unternehmerin zu werden: «Ich glaube eher, die Hemmschwelle war vielleicht ein bisschen kleiner, ein Unternehmen zu führen, weil wir nicht einen Riesenrespekt vor so etwas hatten.» Martullo-Blocher sagt, eigentlich habe sie weder die Ems führen, noch in die Politik gehen wollen. «Ich übernahm das Unternehmen ‹in der Not›, als mein Vater in den Bundesrat gewählt wurde – nun bin ich 25 Jahre dabei.»

Zölle und Freihandel: Zölle in der Höhe von 31 Prozent, wie sie der US-Präsident ankündigte, träten nicht in Kraft, ist Martullo-Blocher überzeugt: «Damit wollte er alle schocken und durchschütteln.» Ihre Angst sei, dass alles zu lange dauere und die Realwirtschaft Schäden davontrage.

Sie deutet an, sie habe dazu beigetragen, dass sich die USA und China vor kurzem in der Schweiz zu Gesprächen treffen konnten. Nun stehe die Schweiz nach dem Vereinigten Königreich in einer Pole-Position für ein Freihandelsabkommen mit den USA: «Jetzt muss man abdrücken!» Ein Abschluss sei möglich – ohne landwirtschaftliche Produkte. «Wir bieten einen Haufen anderes wie Investitionen oder Know-how im Lehrlingswesen», sagt Martullo-Blocher.

Regulierung: «Im Lebensmittelbereich sind wir unglaublich reglementiert», sagt Baumann-Blocher. «Wir brauchen keine Hilfe vom Staat, aber wir hätten gerne mehr Eigenverantwortung.» Ihre Schwester ergänzt: «Es könnte noch viel schlimmer kommen – ich habe gerade das Lebensmittelabkommen mit der EU studiert, mit über hundert Regulierungen zum Übernehmen!» Weniger Regulierung, darin sind sich die Schwestern einig, würde den Unternehmen helfen.

Eco-Talk, 19.5.2025, 22:25 Uhr ; 

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