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Corona-Kredite für Swiss Staatshilfe in der Krise: ein lohnendes «Geschäft»

Die Swiss zahlt die Corona-Milliardenkredite zurück, samt 60 Millionen Zinsen und Gebühren. Den Staat freuts – wie schon im Fall der UBS, bei der sich die Staatshilfe nachträglich auch auszahlte.

Der Swiss geht es wieder besser. Der Flugverkehr hat schneller als erwartet wieder angezogen, sodass die Schweizer Fluggesellschaft nun sogar vorzeitig die milliardenhohen Corona-Kredite des Staates zurückbezahlen kann.

Das ist nicht nur für die Swiss selbst eine gute Nachricht, sondern auch für den Staat. Die Swiss bezahlt nämlich nicht nur das geliehene Geld zurück, sondern auch die Zinsen und Gebühren dafür. Der Staat macht 60 Millionen Franken Gewinn.

Swiss-Maschine
Legende: Gewinn mit Krisenkrediten: Die Staatshilfe hat sich insofern gelohnt – so wie damals bei der UBS vor bald 15 Jahren in der Finanzkrise. Keystone

Der Staat als Retter in der Not – kann das gut gehen, fragten sich Politikerinnen und Experten, als die Schweizerische Nationalbank und der Bund 2008 die milliardenschweren Hilfsprogramme für die UBS aufwarfen. Inzwischen ist die Antwort eindeutig: Ja. Rund 6.5 Milliarden Franken sind zurück in die Kassen des Staats- und der Notenbank geflossen. Und die UBS hat sich neu aufstellen können.

Eine beispiellose Rettungsaktion, auch aus heutiger Sicht, wie Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann sagt: «Ohne diese Stützungsaktion hätte vermutlich eine Kettenreaktion stattgefunden und der Schweizer Finanzplatz hätte enormen Schaden erlitten. Das kann man von der Gefahr her nicht mit dem Fall der Swiss in der Coronakrise vergleichen.»

Das Lehrstück Swissair

Aber dennoch gibt es Gemeinsamkeiten: Auch die Swiss ist wieder auf Kurs. Sie ist finanziell so aufgestellt, dass sie sich wieder selbstständig am Kapitalmarkt finanzieren kann, ohne staatliche Bürgschaft. Und auch bei der Swiss wird der Staat für sein Risiko belohnt – mit Erträgen aus Zinsen und Gebühren. Dass die Rettungsmanöver gelungen sind, hat viel mit der Krisenerfahrung der Behörden zu tun, sagt Straumann.

Einer Erfahrung, die noch weiter zurückliegt als die Finanzkrise. Die Rede ist vom Swissair-Grounding vor mehr als 20 Jahren. «Damals war man völlig unerfahren und wusste nicht recht, ob man sich von Staates wegen schon in einem frühen Stadium einmischen sollte.» Die unglückliche Rettungsaktion der Swissair habe dazu geführt, dass man sich frühzeitig auf eine mögliche Rettung der Grossbanken vorbereitet habe, sagt Straumann: «Das hat historisch enorm viel ausgemacht.»

Mutige Politik

Das Lehrstück Swissair habe bis heute Strahlkraft: Der Staat respektive seine Angestellten und die Politikerinnen, die über Staatshilfen entscheiden konnten, hätten aus dem Grounding Lehren gezogen. Sie waren dadurch schneller beim Ausarbeiten der Hilfsmassnahmen, mutiger.

Die Wahrscheinlichkeit eines Verlustes ist doch recht klein, wenn der Staat frühzeitig richtig reagiert.
Autor: Tobias Straumann Wirtschaftshistoriker

Diese Lehren hätten ihre Wirkung über das heutige Datum hinaus, sagt Straumann. Gerade bei Banken, aber auch in anderen Branchen: «Bei Liquiditätskrisen wie während der Covid-Krise ist es nicht so schwierig, das richtig aufzusetzen.» Denn die Firmen seien an sich gesund und hätten nur kurzfristig Probleme, sich zu finanzieren. «Gewinn kann man zwar nicht einplanen. Aber die Wahrscheinlichkeit eines Verlustes ist doch recht klein, wenn der Staat frühzeitig richtig reagiert.»

Dennoch: Garantien, dass Rettungsaktionen des Staates gelingen, gibt es nicht. Und auch die Corona-Pandemie ist noch nicht ganz ausgestanden. Es gibt noch zahlreiche kleinere Unternehmen, die sich mit staatlich besicherten Krediten durch die Krise gerettet haben und derzeit daran sind, ihre Schulden zurückzuzahlen. So, wie das die Swiss mit ihrem Überbrückungskredit nun getan hat.

Echo der Zeit, 09.06.2022, 18 Uhr

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