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Corona-Krise überstanden ABB-Grossumbau geht mit Schwung weiter

Der ABB-Gewinn sank im vergangenen Jahr um elf Prozent. Doch das vermag das Bild nicht zu trüben. Denn der Gewinnrückgang ist auf Sonderfaktoren zurückzuführen. 2020 hatte der Konzern seine Stromnetz-Sparte für mehr als fünf Milliarden Dollar verkauft – das blähte den Gewinn auf.

Im vergangenen Jahr verkaufte ABB eine weitere Division, das Geschäft mit Kraftübertragungs-Komponenten (Mechanical Power Transmission), bekannt unter der Marke «Dodge». Dieser Verkauf spülte rund zwei Milliarden in die Kasse. Die Verkäufe verzerren die Gewinnentwicklung.

Ein üppiges Auftragspolster

Eindrücklich ist das üppige Auftragspolster, über das ABB verfügt (fast 17 Milliarden Dollar). Das sichert Arbeit in der Zukunft. Trotz Problemen bei den Lieferketten, die zu Verzögerungen führen können, wurden gemäss Konzernangaben kaum Aufträge storniert.

Das Umsatzwachstum schwächte sich in der zweiten Jahreshälfte zwar etwas ab, doch das kam nicht überraschend. Gegen Ende Jahr beschleunigte sich das Umsatzwachstum sogar wieder leicht. Teils haben die Margen gelitten – etwa wegen höherer Rohstoffkosten. Doch ABB hält an seinen Margen-Zielen fest, trotz mancher Unsicherheiten.

Dynamischer geworden

Das zeigt: ABB profitiert von der wirtschaftlichen Erholung auf der Welt. Die Firmen investieren wieder vermehrt in die Produktion oder auch im Bereich der Energie, dies bringt zusätzliche Aufträge.

Zudem versucht die Geschäftsleitung die einst komplizierte Struktur von ABB weiter zu vereinfachen. Der vom ehemaligen Konzernchef Ulrich Spiesshofer angestossene und von seinem Nachfolger Björn Rosengren fortgesetzte weitreichende Konzernumbau scheint sich zu bewähren. Unter Rosengren, der ABB seit März 2020 leitet, ist der einst schwerfälligen Konzern dynamischer geworden. Rosengren brach Strukturen auf, gab den einzelnen Divisionen viel mehr Autonomie. Sie können schneller auf die Bedürfnisse ihrer Kunden und Veränderungen in ihren Märkten reagieren.

Der Umbau geht weiter

Weitere Konzernteile sollen nun abgestossen werden: Die Division Turbocharging, die unter anderem Turbo-Lader für Container- oder Kreuzfahrtschiffe herstellt, soll in Kürze über ein Spin-off an bestehende Aktionäre veräussert werden. Die Sparte E-Mobility soll im Verlauf des zweiten Quartals an die Börse gebracht werden, wobei ABB die Mehrheit an diesem lukrativen Geschäft mit der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge behalten will.

Elektromobilität – eines der Mega-Themen der Zukunft. Diese Zukunft will ABB mitgestalten und daran mitverdienen. Wie bei den anderen Themen, auf die sich ABB konzentriert: Automatisierung, Energieeffizienz, Elektrifizierung. Themen, die die Wirtschaft in Zukunft dominieren werden.

Aktionäre sind zufrieden

Die ABB-Investoren sind offenkundig zufrieden mit dieser Entwicklung. Zwar litt der Aktienkurs im Januar – im Gleichklang mit der Börse generell. Doch unter Rosengren ist die Aktie letztes Jahr nach langer Zeit wieder über die Marke von 30 Franken geklettert. Die Investoren werden weiter bei Laune gehalten – mit Aktienrückkäufen und einer höheren Dividende für das vergangene Geschäftsjahr.

Rosengren hat bei seinem Antritt viel Vorschusslorbeeren erhalten. Wie es aussieht, kann er seine Versprechen halten und ABB zu einem schnelleren Wachstum führen als in der Vergangenheit. Sogar in widrigen Zeiten, mit einer Pandemie, Lieferkettenproblemen und immer höheren Rohstoffpreisen.

SRF 3, Nachrichten, 03.02.2022, 08:00 Uhr

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