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UBS-Chef Axel Lehmann: Was können Grossbanken jetzt tun?
Aus Tagesgespräch vom 27.03.2020. Bild: zvg
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Corona-Notkredite für KMU «Es ist wie ein Atomschlag für die Wirtschaft»

Das 20-Milliarden-Programm zur Unterstützung der KMU in der Corona-Krise ist gestartet: Die Banken machen erste Erfahrungen. Es seien bereits sehr viele Auszahlungen erfolgt, erklärt UBS-Schweiz-Chef Axel Lehmann am zweiten Tag.

Axel Lehmann

Axel Lehmann

Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse

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Axel Lehmann sitzt seit Oktober 2021 im Verwaltungsrat der Credit Suisse. Mitte Januar 2022 wurde er mit sofortiger Wirkung zum neuen Verwaltungsratspräsident der Grossbank ernannt. Zuvor war er seit 2018 Chef der UBS Schweiz und Vorgesetzter von über 20'000 Angestellten.

SRF News: Innert 30 Minuten soll der Gewerbetreibende den neuen Kredit haben, versprach Finanzminister Maurer. Klappt das?

Axel Lehmann: Das funktioniert. Wir erhielten am Donnerstag 6000 Anträge und konnten bereit sehr viele Auszahlungen machen. Die 30 Minuten können wir sicher nicht bei allen einhalten. Wenn der Kunde das Formular vollständig ausfüllt, geht es schnell. Wir haben 300 zusätzliche Leute geschult und 100 Roboter mit spezieller Software im Einsatz. Die Bearbeitung dauert so 20 Minuten, beziehungsweise zehn Minuten mit Roboter.

Wenn der Kunde das Formular vollständig ausfüllt, geht es schnell.
Autor: Axel Lehmann Chef UBS Schweiz

Die Banken können hier kaum Geld verdienen. Aber der Image-Gewinn ist jetzt praktisch zum Nulltarif zu haben, oder?

Das würde ich nicht so sehen. Aus dieser zum Teil katastrophalen Situation kann man nicht Gewinn machen. Es geht darum zu helfen und dass die Volkswirtschaft den Schock so gut wie möglich überlebt. Das ist auch für die Banken wichtig. Aber es ist schön zu sehen, dass wir gebraucht werden.

Die Banken sind also diesmal Teil der Lösung?

Ganz sicher und wir setzen uns ein. Der Druck auf unsere Mitarbeiter ist gross. Es wird werktags bis 23:00 Uhr gearbeitet und auch am Wochenende, um den Ansturm sauber bewältigen zu können.

Die Kleinbetriebe erhalten Kredite von bis zu 500'000 Franken, das Risiko trägt der Bund. Sie müssen also keine Bonitätsprüfung machen?

Es gibt keine vollständige Kreditprüfung. Wir prüfen aber, ob die Firma bereits vor der Krise existierte oder ob sie im Konkurs war. Einige Fragen gibt es auch zur Bonität. Wir wollen auch Probleme wie Geldwäscherei oder Betrug vermeiden.

Bei den Krediten bis 20 Millionen Franken sind die Banken mit einem 15-Prozent Risiko beteiligt. Läuft da die Vergabe seriöser ab?

Ja, und das ist auch richtig so, denn es geht um namhafte Millionenbeträge, für die man einstehen muss. Firmen mit einem soliden Geschäftsmodell werden unterstützt. Also jene, die jetzt einen Schock haben, aber tatsächlich überlebensfähig sind. Firmen, die schon vor der Krise fast Konkurs waren, werden kein Geld erhalten. Auch werden bei allfälligen Zweifeln die Kreditprüfungen ein paar Tage dauern.

Firmen mit einem soliden Geschäftsmodell werden unterstützt.
Autor: Axel Lehmann Chef UBS Schweiz

Viele Kleinunternehmer sind erstmals auf einen Kredit angewiesen. Sie sind es nicht gewohnt, um Geld zu betteln. Was sagen sie zur psychologischen Hürde?

Das ist sicher nicht einfach. Jeder Unternehmer muss sich entscheiden, ob er den Kredit will, der innert fünf Jahren getilgt werden muss. Aber es ist eine aussergewöhnliche Lage. Es ist wie ein Atomschlag für die Wirtschaft. Deshalb muss man eventuell bisherige Prinzipien überdenken.

Es ist wie ein Atomschlag für die Wirtschaft. Deshalb muss man eventuell bisherige Prinzipien überdenken.
Autor: Axel Lehmann Chef UBS Schweiz

Es werden nicht alle den Kredit zurückzahlen können?

Das ist abzuwarten. Es wird stark darauf ankommen, wie rasch die Krise überwunden ist. Je schneller die Wirtschaft zurück ist, desto einfacher werden die Rückzahlungen sein.

Was halten von der Forderung des Gewerbeverbandes, die Hilfe an die KMU sollte à fonds perdu gesprochen werden?

Ich verstehe dieses Anliegen. Aber das Programm ist erst 36 Stunden in Kraft. Wir müssen jetzt schauen wie das Ganze läuft und wie die nächsten Entscheide des Bundesrats sind. Dann erst kann man darüber nachdenken, was es eventuell noch braucht, damit wir die nächsten Wochen und Monate gut über die Runden kommen.

Das Gespräch führte Marc Lehmann.

Tagesgespräch, 27.03.2020;

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