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Coronakrise Jungfraubahnen erleiden historischen Einbruch

  • Die Jungfraubahn AG hat im ersten Halbjahr stark unter der Corona-Pandemie gelitten.
  • Der Verkehrsertrag wurde mit noch 35.0 Millionen Franken mehr als halbiert, wie die Gruppe mitteilte.
  • Der Einbruch der Einnahmen ist unter anderem den ausbleibenden Besuchern geschuldet.

Die Fallhöhe für das Transportunternehmen war dabei gross, zumal in den letzten Jahren regelmässig neue Rekordmarken gesetzt worden waren. Unter dem Strich resultierte ein Reinverlust von 11.5 Millionen nach einem Gewinn von 23,9 Millionen in der Vorjahresperiode.

Touristen bleiben aus

Die Besucherzahlen sackten durch die Corona-Pandemie massiv ab. Mit noch 100'600 Besuchern zählte das Jungfraujoch fast 79 Prozent weniger Gäste als im Vorjahr. Der Ausflugsverkehr auf das Jungfrau-Joch war durch den verordneten Lockdown ab Mitte März bis zum Neustart am 6. Juni zum Erliegen gekommen. Die Bahn war seit dem 1. Weltkrieg noch nie so lange geschlossen. Vergangenes Jahr waren über eine Million Touristen zum «Top of Europe» gereist, wovon rund 70 Prozent aus Asien stammten.

Billett-Kontrolle in den Jungfraubahnen
Legende: Durch die Corona-Pandemie kommen mehrheitlich Touristen aus der Schweiz und den Niederlanden, die grosse Mehrheit der asiatischen Touristen bleibt aus. Keystone

Im Juli und August besuchten allerdings bereits wieder 153'000 Personen das Jungfraujoch – die Gäste kamen dabei aber mehrheitlich aus der Schweiz und den europäischen Nachbarländern.

Jungfraubahnen-CEO: «Rechnen mit einer Normalisierung ab 2022»

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Porträt
Legende: Keystone

CEO Urs Kessler ist der erste Junfraubahnen-Chef, der eine solch grosse Krise meistern muss. Im Interview sagt er, ob die Strategie, die fehlenden ausländischen Gäste durch Schweizerinnen und Schweizer zu ersetzen, aufgegangen ist.

SRF News: Normalerweise kommen die meisten Gäste aus dem Ausland. Nun mussten sie gezwungenermassen auf Schweizerinnen und Schweizer setzten. Kamen so viele, wie Sie erwartet haben?

Urs Kessler: Die Monate Juli und August haben uns sehr gefreut. Wir möchten uns bei den Schweizerinnen und Schweizern bedanken. 153'000 Gäste kamen zu uns, davon fast 95 Prozent aus der Schweiz. Viele haben das Jungfraujoch neu entdeckt, das ist für uns wichtig.

Viele waren nun auf dem Joch und werden wohl so schnell nicht wiederkommen. Zudem ist eine Reise dorthin sehr teuer.

Die Preise sind ein Vorurteil. Dank der Zusammenarbeit mit verschieden Partnern können wir Fahrten zu guten Preisen anbieten. Eine Reise aufs Jungfraujoch ist so etwa gleich teuer wie ein Tages-Skipass. Eine Chance bietet uns die neue V-Bahn. Viele waren zwar schon auf dem Joch, aber ab Dezember ist ein Besuch mit der neuen Bahn möglich – ein ganz neues Erlebnis. Das wird bestimmt viele Leute dazu animieren, das Joch nochmals zu besuchen.

Wie schauen Sie in die Zukunft – gerade im Hinblick auf ausländische Gäste, die wohl nicht so schnell wiederkommen werden?

Dieses Jahr haken wir als «Seuchenjahr» ab, ein Jahr zum Vergessen. Das nächste Jahr wird ein Übergangsjahr. 2022 sehen wir eine Normalisierung. Wir brauchen die ausländischen Gäste, das ist völlig klar.

Die Gäste aus der Schweiz areiche allerdings nicht aus, um die fehlende internationale Kundschaft zu kompensieren. Für einen Grossteil der Belegschaft sei Kurzarbeit beantragt worden, die Betriebskosten seien deutlich reduziert worden.

V-Bahn verläuft nach Plan

Beim Grossprojekt V-Bahn war im Dezember 2019 die neue Männlichenbahn eröffnet worden. Im kommenden Dezember soll die Eröffnung der 3S-Bahn «Eiger Express» folgen – mit dem 5. Dezember liegt der Termin sogar eine Woche früher als geplant.

Die Finanzierung des operativen Betriebs und die Fertigstellung der V-Bahn seien gesichert. Die andauernde Ausbreitung von Covid-19 habe nach wie vor Auswirkungen auf den Geschäftsgang. Derzeit können die finanziellen Folgen der Pandemie nicht abgeschätzt werden, heisst es weiter.

SRF 4 News; 2.9.2020; 7:30 Uhr ; 

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