CS-Konzernchef Tidjane Thiam hat in der Vergangenheit oft empfindlich reagiert, wenn man die von ihm gewählte Strategie der Credit Suisse hinterfragt hat. Doch heute nahm er betont ruhig Stellung.
Seine Botschaft ist, dass es nach wie vor richtig sei, dass die CS verschiedene Bankgeschäfte unter einem Dach vereint habe. Dabei verweist Thiam auf die neusten Geschäftszahlen, die zeigten, dass dies gut funktioniere.
Wieso sollte ich die Strategie ändern?
Er habe diese Strategie im Sommer 2015, als er CS-Chef wurde, intensiv geprüft und «monatelang» die Alternativen gegeneinander abgewogen. Schon sein Vorgänger Brady Dougan habe eine Aufspaltung der CS überprüft und verworfen. «Die möglichen Optionen sind ja nicht neu», so Thiam. Er glaube an den Erfolg einer integrierten Bank, die Strategie funktioniere gut: «Wieso sollte ich sie ändern?»
Wieso bloss macht Bohlis derart Druck?
Das sieht der Zürcher Hedgefonds-Manager Rudolf Bohli anders. Er hält mit 0,2 Prozent der CS-Aktien einen eigentlich vernachlässigbar kleiner Anteil der gesamten Bank. Und dennoch wurde seine Forderung, die CS aufzuspalten, in den letzten Tagen öffentlich breit diskutiert.
Dabei wurde auch spekuliert, warum Bohli gerade jetzt derart Druck auf die CS macht. Klar ist einzig, dass Bohli zuvor schon den Vermögensverwalter GAM oder den Flugzeug-Caterer Gategroup öffentlich mit Forderungen konfrontiert hatte – mit gemischtem Erfolg.
Marktbeobachter unterstellen Bohli, es jetzt bei der CS gar nicht ernst zu meinen und bloss Aufmerksamkeit für seinen Hedgefonds gewinnen zu wollen. Andere glauben, er wolle den Kurs der CS-Aktien ankurbeln, um schon bald seine Papiere mit Gewinn zu verkaufen. Was genau Bohli antreibt, bleibt unklar.
Auf reiche, anspruchsvolle Kunden ausgerichtet
Derweil versucht CS-Chef Thiam, Bohlis Forderungen mit Gegenargumenten zu zerstreuen. Gerade neulich habe er einen Kunden getroffen, der reich sei, ein Unternehmen habe, sein Privatvermögen von der CS verwaltet haben wolle, aber auch Hilfe bei einem Börsengang seiner Firma brauche.
Dieser habe ihm begeistert gesagt: «Herr Thiam, Sie haben einen One-Stop-Shop gebaut. Ich liebe den!» Ohne integrierte Investmentbank könne die CS künftig solche anspruchsvollen Kunden schlicht nicht mehr bedienen, ist Thiam überzeugt.
Schwaches Investment-Banking
Rainer Skierka, Bankenanalyst bei Research-Partners, teilt diese Auffassung nicht: Noch immer sei Thiam den Beweis dafür schuldig, dass die CS als integrierte Bank wirklich am besten fährt. Zwar bewege sich die CS in die richtige Richtung, «allerdings nur sehr zögerlich.»
Gerade im von Bohli hauptsächlich kritisierten Bereich kämpfe die CS nach wie vor mit grossen Problemen: Beim Investmentbanking. «Hier hat sich die Schwäche im dritten Quartal stark akzentuiert», so Skierka. Tatsächlich möchte Hedgefonds-Manger Bohli genau diese riskante und schwankungsanfällige Investment Bank abspalten und in London oder New York an die Börse bringen.
Diskussion wird weitergehen
Branchenbeobachter Skierka ist überzeugt, dass Thiam schon bald mit weiteren Fragen zu seiner Bankenstrategie konfrontiert sein wird. «Die ganze Strategie Thiams geht noch nicht auf.»
Spätestens Ende Monat dürfte die Diskussion rund um die Strategie der Credit Suisse wieder zum Thema werden. Dann lädt Thiam Aktionäre und Kapitalgeber zum Investorentag ein.