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Thiam.
Legende: CS-Konzernchef Thiam sieht seine Reformen auf Kurs. Trotz des Verlusts 2017. Keystone

CS-Jahresverlust 2018 «Unsere Strategie funktioniert»

Wegen der Steurerreform von US-Präsident Donald Trump weist die Credit Suisse für das letzte Jahr einen Verlust von fast 1 Milliarde Franken aus. Mit dem Gang des Bankgeschäfts hingegen ist Konzernchef Tidjane Thiam äusserst zufrieden, wie er im Interview erläutert.

SRF News: Die CS präsentiert einen Milliardenverlust. Trotzdem scheinen Sie zufrieden mit dem Jahresergebnis zu sein. Wie passt das zusammen?

Tidjane Thiam: Schauen Sie, es gibt das eigentliche Bankgeschäft. Dieses hat einen Vorsteuergewinn von 1,8 Milliarden Franken abgeworfen. Doch es gibt auch Steuerreform in den USA: Die ist im Grunde eine gute Sache, weil sie die Firmensteuern senkt. Aber die Reform zieht buchhalterische Anpassungen nach sich. Davon sind praktisch alle Unternehmen betroffen, die in den USA tätig sind.

Wir sparen nicht einfach die Bank zu Tode. Wir bauen auch das Geschäft aus.

Wenn Sie eine Zahl herausgreifen müssten, auf die Sie besonders stolz sind: Welche wäre das?

Der bereinigte Vorsteuergewinn: Den haben wir im letzten Jahr um rund 2 Milliarden auf 2,8 Milliarden Franken gesteigert. Das war möglich, weil gleichzeitig die Erträge gestiegen und die Kosten gesunken sind. Das zeigt, dass wir nicht einfach die Bank zu Tode sparen, sondern dass wir auch das Geschäft ausbauen. Diese Strategie ist anspruchsvoll, aber sie funktioniert.

Wie ist es Ihnen gelungen, die Erträge zu steigern?

Wir können unseren Kunden sowohl eine Vermögensverwaltung als auch eine Investmentbank anbieten. Das ist gerade für sehr vermögende Kunden und für Unternehmer, auf die wir uns verstärkt konzentrieren, sehr wichtig. Zwei Drittel des Wachstums der Bank sind nicht mit neuen Kunden entstanden, sondern dadurch, dass bestehende Kunden mehr Geschäfte mit der Credit Suisse abgewickelt haben. Das ist sehr wichtig für mich.

Bestehende Kunden wickeln mehr Geschäfte über die Credit Suisse ab. Das ist sehr wichtig für mich.

Jüngst kursierten Gerüchte, die CS habe mit einem Anti-Volatilitäts-Produkt einen happigen Verlust erlitten. Auch die Aufsichtsbehörden haben das Gespräch mit der Bank gesucht. Was hat es mit diesem Finanzprodukt und allfälligen Verlusten auf sich?

Ich habe den Prospekt des Produkts extra noch selber gelesen. Dort steht, dass es ein Finanzprodukt für professionelle Investoren ist. Wir empfehlen explizit, das Instrument nicht lange zu halten, sondern nur, um tägliche Kursschwankungen aufzufangen. Es handelt sich also ausdrücklich nicht um ein Investitionsprodukt, sondern um ein Produkt, um tägliche Risikoschwankungen zu glätten.

Konnten Sie die Aufsichtsbehörden nach den Negativ-Schlagzeilen, inzwischen beruhigen?

Ja, mit den Behörden sind wir ohnehin ständig in Kontakt. Sie kennen das Produkt, das im Übrigen auch andere Banken vertreiben.

Was erhoffen Sie sich vom laufenden Jahr 2018?

Dass es möglichst so weitergeht, wie es begonnen hat. Der Start ins Jahr ist für die Credit Suisse sehr gut verlaufen. Aber wir sind kurzfristig auch vorsichtig, etwa wegen der geopolitischen Risiken und der volatilen Finanzmärkte.

Das Gespräch führte Eveline Kobler.

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