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CS-Kundengelder: Schweizer Banken profitieren von Abfluss
Aus Echo der Zeit vom 24.04.2023. Bild: KEYSTONE/Alexandra Wey
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CS-Milliarden-Abfluss Wie Schweizer Banken vom CS-Aus profitieren

Von den CS-Milliarden profitieren Raiffeisen- und Kantonalbanken. Ihnen floss seit Monaten Geld in rauen Mengen zu.

Der Milliarden-Aderlass bei der Credit Suisse ist an der Pilatusstrasse 12 in Luzern angekommen, dem Hauptsitz der Luzerner Kantonalbank. Rund 30 Prozent mehr Neugeld ist den Luzernern gegenüber dem Vorjahr zugeflossen.  

CEO Daniel Salzmann führt das gute Ergebnis unter anderem auf die «Turbulenzen auf dem Schweizer Finanzmarkt» zurück, wie er schriftlich mitteilen lässt. Die Turbulenzen, das ist der Niedergang der CS. Wie viel von den 547 Millionen Franken Neugeld von CS-Konti stammen, können oder wollen die Luzerner nicht sagen.

Leichenfledderei käme schlecht an

Auch andere Banken durften sich über massiv mehr Neugeld freuen. 34 Milliarden waren es vergangenes Jahr allein für die ZKB. 30 Prozent mehr als sonst. Gleichzeitig möchten sich die Profiteure nicht allzu freuen. «Leichenfledderei» komme nicht gut an, sagt Adriel Jost, Ökonom und ehemaliger Berater der Schweizerischen Nationalbank.

Aber: «In den Geschäftsleitungen werden die Korken auf jeden Fall knallen. Die erfolgsabhängigen Boni bei den Profiteuren der CS-Krise werden hoch ausfallen dieses Jahr. Und dies, ohne etwas am Angebot ändern zu müssen.»

Das zeigt sich auch am desolaten Bild der CS in den letzten zwei Quartalen. Die Mittelabflüsse belaufen sich auf mehr als 170 Milliarden Franken. Wie viel Kundengeld letztlich zu Raiffeisen- und Kantonalbanken floss, kann noch nicht abschliessend beurteilt werden.

Dennoch sind die Aussagen der heimischen Banken generell vielsagend, wie eine Umfrage vor Radio SRF zeigt. Praktisch alle, samt Postfinance, verzeichnen signifikante Geldzuflüsse, die auf die Vertrauenskrise rund um die CS zurückzuführen sind. Geld von Privat- wie auch von Geschäftskunden.

Gleichzeitig buhlen die Banken um jeden Franken. Auf Twitter und in Zeitungsinseraten werben sie gezielt CS-Kundschaft. Die Basler Kantonalbank betont «Stabilität» und «Sicherheit». Die Berner Kantonalbank meint: «Vertroue isch aues.»

Selbstbewusstsein getankt

Die inländischen Banken treten selbstbewusst auf. Laut Ökonom Jost haben die Grossbanken in der Schweiz ohnehin an Gewicht verloren: «Viele Kantonalbanken, auch die Raiffeisenbanken, haben viel investiert und neue Angebote geschaffen, damit sie ihre Kunden besser bedienen können.»

Tatsächlich stossen Raiffeisen- und Kantonalbanken über das angestammte Hypothekar- und Kreditgeschäft in immer neue Felder vor. Sei es die Betreuung sehr reicher Privatkunden, die Expansion über die Landesgrenzen hinaus oder die Fokussierung auf strukturierte Produkte.

Der Vertrauensbonus

Etwas hat sich jedoch nicht verändert. Die inländischen Banken haben einen Vertrauensbonus. Das weiss keiner besser als Daniel Künstle, der seit 1997 einen Index zur Reputation von Schweizer Unternehmen verfasst.

Dort zeigt sich: Vor allem jene Banken, die sich auf die Schweiz fokussieren, nehmen einen Spitzenplatz ein. Während die globalen Player wie Credit Suisse und UBS am unteren Ende der Skala zu finden sind.

LKB-Logo.
Legende: Der Reputationsindex von Schweizer Unternehmen zeigt klar: Schon 2008 profitierten die inländischen Banken vom Kollaps der Hochfinanz. Die Kundschaft deponierte ihre Gelder vermehrt bei regionalen Finanzinstituten. Keystone

Laut Künstle profitieren die Raiffeisen- und Kantonalbanken erneut von einer positiven Kontrastierung zur gestrauchelten CS – wie nach der Finanzkrise 2008. Und sogar noch nachhaltiger als damals. Denn die Tendenz hin zu einer Deglobalisierung der Weltwirtschaft wirke sich auf die Finanzbranche aus: «Kurze Wege oder kleinere Banken sind heute Synonym für Sicherheit.»

Echo der Zeit, 24.04.2023, 18:00 Uhr

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