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CS-Rettung durch UBS Nach dem Feuerwehreinsatz folgt der Wiederaufbau

Es musste schnell gehen am Wochenende der CS-Rettung. Ein Zeitfenster von rund 50 Stunden bestand, während die Börsenplätze geschlossen waren, um ohne den ständigen Druck der Finanzmärkte den Notfallplan ans Ziel bringen zu können. Eine riesige, 259 Milliarden Franken schwere Feuerwehrübung. Punkto Grösse und Komplexität des Vorhabens historisch bislang einmalig.

Doch es war nötig – lichterloh brannte es bei der CS und diesen Brand, der das Kundenvertrauen verzehrte, galt es, unter Kontrolle zu bringen. Zeit für eine genaue Analyse, worauf sich die UBS da genau einlässt, blieb kaum und erst recht nicht für Abklärungen, was man mit der havarierten Konkurrentin künftig genau anstellen kann und will.

Übergangsstruktur auf dem Weg in die Zukunft

Das beginnt erst jetzt allmählich. Mit den heute bekannt gegebenen Anpassungen legt die UBS die Grundlage, um die Übernahme juristisch endlich vollziehen zu können und schafft sich zudem Zeit, um die Konstruktion des neuen, riesigen Bankengebildes – mit einer Bilanzsumme, die in etwa dreimal der jährlichen Schweizer Wirtschaftsleistung entspricht – mit Bedacht anzugehen.

Dass dabei der bisherige CS-Chef Ulrich Körner eine wichtige Figur ist und als einziger CS-Vertreter nun in der UBS-Konzernleitung Einsitz nimmt, folgt dieser Logik. Er kennt beide Banken wie kein anderer und muss jetzt darum besorgt sein, dass in dieser Situation mit noch offenem Ausgang die CS-Hinterlassenschaften bestmöglich weiter gepflegt und die Kunden bei Laune gehalten werden.

Ungewöhnlich ist, dass in dieser neuen Phase des Übergangs die Geschäftsleitungsmitglieder in den Einheiten der CS an zwei Chefs berichten müssen. An Ulrich Körner sowie das jeweils verantwortliche Konzernleitungsmitglied der UBS.

Hängepartie für Mitarbeitende dauert an

Alles Weitere, insbesondere auch, was die UBS mit dem Schweizer Geschäft der CS vorhat, ist noch offen. Für die betroffenen Mitarbeitenden beider Banken geht damit die Hängepartie weiter. Denn entscheidend bleibt für sie, wie das Gesamtgebilde künftig aufgebaut ist, wo die grössten Doppelspurigkeiten bereinigt und Arbeitsplätze abgebaut werden.

So gesehen ist die heute erfolgte Information über die Struktur und das Führungsteam des neuen Bankenkolosses ein wichtiger Zwischenschritt und ein Signal gegen innen und gegen aussen: Wir sind dran, es wird noch lange dauern. Oder in anderen Worten: Der Feuerwehreinsatz ist vorbei. Der Rauch verzieht sich, jetzt braucht es zuerst Zeit, um den Brandplatz genau zu untersuchen und den Wiederaufbau voranzutreiben.

Matthias Pfander

Co-Leiter Wirtschaftsredaktion

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Matthias Pfander ist seit über 20 Jahren im Wirtschaftsjournalismus tätig, seit Mitte 2017 als Reporter und Planer für die Wirtschaftsredaktion von SRF TV. Zuvor arbeitete er unter anderem für den «Tages-Anzeiger» und die «Blick»-Gruppe.

SRF 4 News, 9. Mai 2023, 9 Uhr

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