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Dammbruch in Brasilien Vales Spuren führen in die Schweiz

Der brasilianische Rohstoffgigant hat in der Schweiz einen Firmensitz – und steht auch hier regelmässig in der Kritik.

Vale gilt als der grösste Eisenerzproduzent der Welt – und hat auch in der Schweiz einen wichtigen Firmensitz. In Saint-Prex am Genfersee wickelt der Rohstoffgigant mit rund 70 Mitarbeitern den internationalen Handel ab. «Wir vermuten, dass Vale am Genfersee den globalen Verkaufsdesk für sein Hauptprodukt, das Eisenerz, betreibt», sagt Oliver Claasen von der NGO Public Eye. Welche Geschäfte der Konzern in der Schweiz tatsächlich abwickelt ist nicht bekannt – eine Anfrage von SRF blieb heute unbeantwortet.

Vorwurf der Steueroptimierung

Bei der Verlegung des internationalen Sitzes in die Schweiz profitierte Vale von Steuererleichterungen. So musste die Firma bis Ende Dezember 2015 keine Kantons- und Gemeindesteuern entrichten. Auf diese Weise sparte Vale alleine von 2006 bis 2009 rund 3 Milliarden Franken Steuern, kritisiert Vassilis Venizelos, Politiker der Grünen Partei im Waadtländer Kantonsparlament. Der Fraktionschef reichte am Dienstag einen Vorstoss ein. Er will wissen, ob der Schweizer Sitz des Bergbaukonzerns noch immer von Steuerrabatten profitiert. Diese Informationen hält der Kanton bis heute unter Verschluss.

Mehrfach kam in der Vergangenheit der Vorwurf auf, Vale betreibe seinen Sitz in der Schweiz vor allem aus Gründen der Steueroptimierung: Laut Recherchen des Westschweizer Fernsehens soll Vale 40 Prozent der weltweiten Gewinne in die Schweiz verschoben haben.

Schweiz profitiert von Rohstoffhändlern

Dass die Rohstoff-Konzerne für die Schweiz ein Reputationsrisiko seien, will Stéphane Graber von der Swiss Trading & Shipping Association so nicht stehen lassen. Die Bedeutung des Rohstoffhandels für die Schweizer Wirtschaft sei immens. Laut der Schweizerischen Nationalbank haben Rohstoffhändler in der Schweiz 2017 Nettoeinnahmen von 27,574 Milliarden Franken erwirtschaftet, das sind gut 4 Prozent des Schweizer Bruttoinlandprodukts. Rohstoff-Firmen seien somit mittlerweile ähnlich wichtig wie die Banken oder die Pharmabranche. Zudem generierten die geschätzten 35'000 Angestellten in der Branche weitere Jobs für Rechtsanwälte, Transportunternehmen, Banken und so weiter.

Verantwortung für Schlammlawine in der Schweiz?

Der grüne Politiker Vassilis Venizelos möchte auch überprüfen lassen, ob der Schweizer Sitz von Vale für die Schlammkatastrophe in Brasilien mitverantwortlich gemacht werden kann. Ein Zusammenhang dürfte aber schwierig her zu leiten sein: Zwar läuft vermutlich ein grosser Teil des Rohstoffhandels über die Drehscheibe am Genfersee, doch der Schweizer Sitz ist nur eine Tochtergesellschaft des Konzerns in Brasilien.

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