In den letzten Monaten flogen zwischen den Baumeistern und den Gewerkschaften medial wiederholt die Fetzen – etwa beim Streit um die Rente mit 60 oder beim Hickhack um den neuen Gesamtarbeitsvertrag.
Doch es geht auch anders: Das zeigt die neue Datenbank für die Lohnkontrollen auf den Baustellen. Bei der Entwicklung des sogenannten «Informationssystems Allianz Bau» – kurz ISAB – zogen die Sozialpartner an einem Strang. Nun steht die technische Lösung. Sie bringt Vorteile für beide Seiten.
Bisher 150 verschiedene Systeme
Für die Lohnkontrollen auf den Baustellen sind die paritätischen Kommissionen zuständig, bestehend aus Vertretern der Gewerkschaften und der Arbeitgeber. Im Baugewerbe gibt es schweizweit 150 solcher Kommissionen.
Bis jetzt unterhielt jede Kommission ihr eigenes System der Datenerfassung. Das führte dazu, dass die paritätische Kommission in Bern nicht wusste, ob eine Firma von den Zürcher Kollegen bereits kontrolliert wurde – und ob bei dieser Kontrolle etwas beanstandet wurde.
Neues System bringt mehr Transparenz
Genau hier schafft das neue System Abhilfe. Die ISAB-Datenbank stellt das gesammelte Wissen der 150 paritätischen Kommissionen dar. Das bringe auch für Firmen und Bauherren Vorteile, ist Nico Lutz von der Gewerkschaft Unia überzeugt: «Es geht darum, dass es sich für Firmen, die sich korrekt verhalten, auch lohnt, und dass wir das aufzeigen können.»
Umgekehrt gelte: Wenn Firmen unsauber funktionieren und die gesetzlichen Bestimmungen nicht einhalten, solle auch das transparent werden.
Badge für jeden Bauarbeiter
Künftig wird jeder Bauarbeiter einen Badge auf sich tragen. Der Kontrolleur kann diesen mit einer App auf dem Handy scannen und hat so direkt Einsicht in alle wichtigen Daten der Firma. Der Badge ist zwar freiwillig. Doch das Interesse der Firmen, ihre Angestellten mit so einem Badge auszurüsten ist laut Benedikt Koch, Direktor des Schweizerischen Baumeisterverbandes, gross.
Es gibt Unternehmen, die sich sehr für die Badges interessieren.
«Wir sind erstaunt und erfreut, dass es Unternehmen gibt, die sich sehr für die Karten interessieren. Diese möchten sich auf der Baustelle bereits als gute vertrauensvolle Unternehmung ausweisen können», betont Koch. Er gehe davon aus, dass sich das System relativ schnell am Markt durchsetzen werde, sobald die Bauherren die Vorteile des Systems erkannt haben.
Einführung dauert einige Monate
Auch die Bauherren haben schliesslich kein Interesse daran, einen Auftrag an eine fragwürdige Firma zu vergeben und damit ihre Reputation aufs Spiel zu setzen.
Bis das ISAB-System flächendeckend angewendet werden kann, wird es noch einige Monate dauern. Denn erst einmal muss jede der 150 paritätischen Kommissionen ihre Daten der kontrollierten Firmen ins System einspeisen. Das ist ein aufwändiger Prozess, der sich aber für alle Seiten lohnt.