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Diabetesmittel Ozempic Deutschland erwägt Exportstopp – so betrifft das die Schweiz

  • Die deutsche Arzneimittelbehörde erwägt, wegen Lieferengpässen den Export des Diabetesmittels Ozempic zu blockieren.
  • Weil das Mittel auch beim Abnehmen hilft, ist es sehr gefragt. Darum ist es derzeit knapp.
  • Die Schweiz hängt unter anderem von Lieferungen aus Deutschland ab. Darum hätte ein deutscher Exportstopp hierzulande Folgen.

Der Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) in Deutschland, Karl Broich, sagte diese Woche gegenüber dem «Spiegel»: «Wir wissen, dass ein Teil der Spritzen, die für unsere Diabetespatienten nach Deutschland geliefert werden, in andere europäische Länder oder die USA abfliessen.» Dies sei ein grosses Problem. Deshalb denkt die Behörde über ein Exportverbot von Ozempic nach und sucht das Gespräch mit der Politik.

Diese Länder haben in Europa bereits einen Exportstopp verfügt.
Legende: Diese Länder haben in Europa bereits einen Exportstopp verfügt oder können dies bei Bedarf tun. SRF

Weil es derzeit am Medikament mangelt, haben bereits diverse Länder einen Exportstopp verhängt. Darunter sind Österreich, Frankreich, Griechenland und Tschechien. Auch Finnland und Italien können bei Knappheit die Ausfuhren beschränken.

Deutschland ist wichtiger Lieferant

Wenn nun auch Deutschland Ozempic nicht mehr ins Ausland liefern würde, könnte das laut dem Schweizerischen Apothekerverband die Versorgung in der Schweiz gefährden. Viele Medikamente würden aus Deutschland importiert, sagt Vizepräsident Enea Martinelli. «Wenn jemand zwingend auf das Medikament angewiesen ist und der Lieferant in der Schweiz nicht liefern kann, dann sind die Patienten schlicht und einfach nicht versorgt.»

Menschen, die wegen Diabetes auf Ozempic angewiesen sind, müssten bei einem Lieferstopp auf ein anderes Präparat wechseln, erklärt Martinelli. «Das hat zur Folge, dass es sehr viele Arztbesuche gibt. Man muss neu ausprobieren, welches Mittel funktioniert. Und das braucht Zeit.»

Hype um Medikament auf Social Media

Eigentlich ist Ozempic für Patientinnen und Patienten mit Diabetes Typ 2 gedacht. Es erleichtert ihnen das Leben stark, da sie auf das Spritzen von Insulin verzichten können. Das Medikament hemmt aber auch den Appetit und soll darum helfen, Gewicht zu verlieren.

Der Gewichtsverlust als Nebeneffekt von Ozempic hat auf den sozialen Medien einen Hype ausgelöst. In Videobeiträgen zeigen Menschen, wie viel sie dank des Medikaments abgenommen haben. Der Trend hat in ganz Europa zu Engpässen bei Ozempic geführt. Grossbritannien und Belgien haben die Verwendung von Ozempic zur Gewichtsabnahme bereits vorübergehend verboten, um die Verfügbarkeit für Diabetiker sicherzustellen.

Stifte mit dem Medikament Ozempic liegen in einer Produktionshalle auf.
Legende: Hilft beim Gewichtsverlust: Gedacht ist das Medikament Ozempic für Menschen mit Diabetes, aber es ist auch bei vielen anderen gefragt. Reuters/Tom Little

In der Schweiz sei die Versorgung für Betroffene von Diabetes noch gewährleistet, heisst es auf Anfrage beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL). «Bei Bedarf wäre – in Absprache mit den medizinischen Fachgesellschaften – eine Einschränkung der Indikationen auf die lebenswichtige Indikation ‹Diabetes› denkbar.»

Eine eingeschränkte Abgabe müsste aber die Ärzteschaft beschliessen. Der Bund hat dazu keine Kompetenz, da Ozempic wegen alternativer Behandlungsmethoden wie Insulin auch für Patientinnen und Patienten mit Diabetes nicht als lebensnotwendig gilt.

Tageschau am Mittag, 17.11.2023, 12:45 Uhr ; 

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