Skandal führt zur Wende: Normalerweise sind Skandale rasch wieder vergessen, es wächst Gras drüber, sagt man. Nicht so beim Dieselskandal. Vor zehn Jahren musste VW eingestehen, die Abgaswerte von Autos mit Dieselmotoren manipuliert zu haben. Seither nehmen die Verkäufe ab. Beschleunigt wird der Zerfall durch den technischen Wandel. Ein Experte spricht gar vom Ende des Dieselautos. Für sie gebe es kaum mehr eine Perspektive.
Marktanteil schrumpft: 2016 erreichten die Dieselfahrzeuge in der Schweiz den Zenit – mit einem Marktanteil von 39 Prozent. Dann folgte der Absturz. Das Vertrauen war weg, und Diesel verlor das Image als weniger umweltschädlich als Benzinautos. Seither haben die Dieselautos an Bedeutung verloren. Der Marktanteil von Dieselautos liegt im laufenden Jahr nur noch bei 7.6 Prozent.
Keine Perspektive: «Das Ende des Dieselautos ist absehbar», sagt der renommierte Autoexperte Ferdinand Dudenhöfer gegenüber SRF. Es sei nur eine Frage der Zeit. Die Verkaufszahlen seien rückläufig, und dadurch würden die einzelnen Fahrzeuge zu teuer. Auch die Abgasreinigung werde immer teurer – es werde schwieriger, die entsprechenden Grenzwerte einzuhalten. Zudem würden Elektroautos zunehmend mit Range Extender ausgerüstet, also mit Aggregaten, um die Reichweite der Fahrzeuge zu verbessern. Damit verliere das Dieselauto einen wichtigen Vorteil. Selbst beim Verband Auto Schweiz zeigt man sich skeptisch. «Langfristig ist zu erwarten, dass der Dieselanteil der neu immatrikulierten Fahrzeuge auf einen Minimalwert zurückgeht», schreibt der Verband auf Anfrage.
Technischer Wandel: Der Absturz der Verkaufszahlen der Dieselfahrzeuge lässt sich nicht nur mit dem Skandal bei Volkswagen erklären, denn gleichzeitig folgte auch der grösste technologische Wandel der vergangenen 100 Jahre. Zum einen die Elektrofahrzeuge, die immer wichtiger werden. Zum anderen konnten auch die Hybridautos zulegen, also solche mit Elektro- und Benzinmotor kombiniert. Die Autos mit Dieselmotoren haben eine starke Konkurrenz erhalten.
Eine Erfindung aus Deutschland: Für den Erfinder des Dieselmotors wären die Schlagzeilen rund um seine Technik wohl ein Schock. Der Dieselmotor wurde 1897 von Rudolf Diesel erfunden, einem Ingenieur aus Deutschland, der als junger Mann auch in der Schweiz ein paar Monate gearbeitet hatte, bei der Maschinenfabrik Sulzer in Winterthur. Ein Dieselmotor unterscheidet sich vom Benzinmotor unter anderem in Bezug auf die Zündung und den Kraftstoff. Diesel hat eine höhere Energiedichte und eignet sich deshalb für lange Fahrten und für schwere Fahrzeuge, wie zum Beispiel Traktoren, Schiffe und Lastwagen. Diesel gilt als effizienterer Treibstoff als Benzin und war deshalb bis zum Skandal beliebt.
Rückgang auch an den Tankstellen: Wenn die Verkaufszahlen sinken, dann braucht es auch weniger Diesel. Seit 2019 hat der Absatz von Diesel an den Tankstellen um 20 Prozent abgenommen auf 1.6 Milliarden Liter. Nach wie vor sind viele alte Dieselfahrzeuge im Verkehr, und auch Lastwagen tanken Diesel – der Rückgang erfolgt also langsam. Die Zapfsäulen für Diesel werden an den Tankstellen nicht so schnell verschwinden. Auch der Verbrauch von Benzin ist rückläufig, weil immer mehr Elektrofahrzeuge und effizientere Hybridautos unterwegs sind.