- Am Tag der Schweizer Garagisten nahmen rund 800 Brancheninsider teil.
- Sie stehen durch die zunehmende Digitalisierung der Fahrzeuge vor einer grossen Herausforderung.
- Autos müssen zwar nach wie vor geflickt und gewartet werden, aber die Arbeit ist eine andere als früher und bedingt andere Fähigkeiten.
Autos entwickeln sich immer mehr zu Computer auf Rädern. Für die unzähligen Garagisten in der Schweiz bedeutet das, dass sich ihr Berufsbild grundlegend ändert. In welche Richtung diese Veränderung geht, diskutierten 800 Brancheninsider diese Woche am Tag der Schweizer Garagisten in Bern.
«Durch die ganze Digitalisierung, die die Hersteller und die Importeure machen, wird der Garagist am Schluss austauschbar», sind sie sich einig. «Die Autokonzerne bauen immer digitalere Fahrzeuge, vollgestopft mit Sensoren und Software.» Deren Wartung bedeute für die Garagen neue Herausforderungen und neue Investitionen. Gleichzeitig verlangten die Konzerne auch Anpassungen der Verkaufsräume, damit die Fahrzeuge auch einheitlich präsentiert werden.
Man kann nicht so weiterwursteln, wie man es in den letzten dreissig Jahren gemacht hat.
Das gehe so nicht, kritisierte denn auch der deutsche Autoexperte und Professor Ferdinand Dudenhöffer. Es brauche mehr Transparenz im Autohandel. «Man kann nicht so weiterwursteln, wie man es in den letzten dreissig Jahren gemacht hat. Es sind hohe Anforderungen an die Garagisten. Die Autobauer müssen ihnen sagen, wie der digitale Vertrieb in Zukunft aussehen soll.»
Jeder muss für sich selbst entscheiden
Einer, der diese Informationen erhalten sollte, ist der Zürcher Auto-Gewerbler und Garagist Christian Müller: «Dieser Ansatz ist sehr schön, aber er ist nicht ganz einfach umzusetzen. Klar können wir den Importeur fragen, was er in fünf oder in zehn Jahren für Ziele hat.» Aber verbindliche Angaben werde dieser sowieso nicht machen. «Ich als Garagist muss selbst entscheiden, ob ich einen Vertrag für zwei Jahre unterschreiben will, und ob ich mir das leisten kann.»
Wie die Garage, die sich dem Kampf um knappe Margen in Zukunft stellen kann, konkret aussehen könnte, skizziert Andrea Back von der Uni St. Gallen. Der Garagist werde vom Schrauber immer mehr zum Dienstleister und nutze die Fahrdaten seiner Kundschaft für neue Angebote, oder stelle gar sein Angebot auf den Kopf: «Dass Leute das Auto nur noch mieten, kann eine Geschäftschance sein. Man muss sich überlegen, was man für sein Geschäft damit machen kann.»
Mobile Werkstatt mit 3D-Drucker
Auch die Werkstatt könnte mobil werden, damit der Garagist das kaputte Auto auch vor Ort warten kann. Ersatzteilen wie zum Beispiel einen Türgriff fertigt er mit dem mitgebrachten 3 D-Drucker. «Ein Ersatzteil ist ein Softwaremodell, und das kann ich überall drucken», schlägt Back vor.
Die neuen Ideen sorgen beim Apéro nach der Tagung für Gesprächsstoff. «Die ganze Auslastung für Nicht-Super-Qualifizierte bricht zusammen», sagt einer der Garagisten. Und: Man lebe bereits jetzt von der Substanz.
Die ganze Auslastung für Nicht-Super-Qualifizierte bricht zusammen.
Anders schätzt zum Beispiel Leonie Zellweger die Lage ein. Die 19-jährige Automobil-Mechatronikerin ist im vierten Lehrjahr und blickt zuversichtlich in ihre automobile Zukunft. «Ich persönlich habe keine Angst. Ich liebe meinen Job. Ich bin parat für die Elektronik und für die Zukunft.»
Ich bin parat für die Elektronik und für die Zukunft.
Denn so lange Autos fahren, brauche es jemanden, der mit Schraubenzieher und Laptop in der Hand sie in Schuss halte.