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Doris Leuthard im Interview Ist es einfacher, Verwaltungsrätin zu sein oder Bundesrätin?

Doris Leuthard war eine der wohl beliebtesten Politikerinnen der Schweiz, als sie 2018 als Bundesrätin zurücktrat. In einem ihrer wenigen Interviews seither spricht Doris Leuthard mit Reto Lipp über den Abschied von der Politik und ihre heutige Arbeit als Verwaltungsrätin von Coop und Stadler Rail.

Doris Leuthard

Alt Bundesrätin

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Die CVP-Politikerin war von 2006 bis 2018 Mitglied der Schweizer Landesregierung – zunächst als Vorsteherin des Volkswirtschaftsdepartementes, danach als Umwelt-, Verkehrs, Energie- und Kommunikationsministerin.

SRF News: Wenn man so lange so intensiv arbeitet, als Bundesrätin im Zentrum in der Macht steht – und das alles plötzlich endet: Fällt man da in ein Loch?

Doris Leuthard: Es ist schon eine grosse Umstellung. Sie arbeiten bis zum letzten Tag auf Hochtouren und dann geben Sie alles ab. Sie nehmen das Handy mit, aber sonst lassen Sie alles da. Und das ist am Anfang schon eine Umgewöhnung. Sie müssen sich selber wieder organisieren. Aber es gibt Ihnen auch Zeit sich zu überlegen: Was mache ich noch in meinem Leben, was sind meine Interessen? Aber ja: Es ist eine grosse Umstellung.

Ich finde es schon gut, dass man sicher sechs Monate eine «cooling-off»-Periode hat und sich neu orientiert.

Man muss fast wieder von vorne anfangen?

Autofahren, das Büro organisieren – davor hat man immer jemanden, der einem ein Mail schreibt, die Büropost erledigt oder den Kaffee bringt. Und dann macht man alles wieder selber. Aber das ist auch gut so – wir sind ja normale Leute.

Sie sind recht schnell nach Ihrem Rücktritt im Verwaltungsrat bei Coop eingestiegen. Bei Stadler Rail hat es etwas länger gedauert. Finden Sie es richtig, dass man ein Jahr wartet?

Es gibt nicht eine Frist, die richtig oder falsch ist. Bei mir sind die Umstände so gewesen, dass es einen Rücktritt im Verwaltungsrat gegeben hat und ich nicht noch ein Jahr warten konnte. Aber ich finde es schon gut, dass man sicher sechs Monate eine «cooling-off»-Periode hat und sich neu orientiert. Und manchmal gibt es halt die Umstände – dann geht es länger oder kürzer.

Sie sind Vizepräsidentin des Verwaltungsrats bei Coop. Nach dem geplanten Abbau bei der Migros ist Coop bald in Sachen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Nummer eins in der Schweiz.

Ja, das ist natürlich unser Ziel, dass wir auch im Detailhandel die Nummer eins werden, überhaupt als Unternehmen. Das ist aber auch eine grosse Verantwortung. Wir schaffen das, weil wir den Detailhandel und den Grosshandel kombinieren können. Und auch wenn irgendein Standbein mal etwas schwächelt, können wir das gut ausgleichen.

Zu Ihrer Rolle als Verwaltungsrätin bei Stadler Rail: Da gibt es mit Peter Spuhler einen dominanten Hauptaktionär. Wird der Verwaltungsrat da nicht einfach zu einem «Abnicker-Gremium»?

Peter Spuhler hört sehr gut zu. Sie können ihn schon fragen: Wir haben durchaus Diskussions-reiche Sitzungen. Es gibt Bereiche, wo ich mein Wissen einbringen kann. ESG, die ganzen Nachhaltigkeitskriterien, das ist für ihn eine neue Welt. Da habe ich jetzt etwas einbringen können. Wir haben lebendige Diskussionen, aber schlussendlich muss er sich als Hauptaktionäre wohlfühlen.

Sie sind nicht ausführend – Sie geben die grossen Linien vor. Das ist schon eine grosse Umstellung.

Ist es einfacher Verwaltungsrätin zu sein als Bundesrätin?

Ich habe das Operative natürlich gerne gehabt. Dann sind Sie vom Entscheid bis zur Umsetzung verantwortlich. In einem Verwaltungsrat sind es natürlich langfristige Pläne. Sie sind nicht ausführend – Sie geben die grossen Linien vor. Das ist schon eine grosse Umstellung.

Man muss also auch Macht abgeben und hoffen, dass das, was man als Idee hat im Verwaltungsrat, auch gut umgesetzt wird?

Ja, es ist ein Stück weit natürlich das Vertrauen vom Verwaltungsrat, das man abholt. Operativ ist immer das Management zuständig. Das ist schon ein grosser Unterschied.

Das Gespräch führte Reto Lipp.

Eco Talk, 05.02.2024, 22:25 Uhr ; 

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