Der Energiekonzern Alpiq verkauft just den Bereich an den französischen Baukonzern Bouygues, den er in den letzten Jahren erfolgreich ausgebaut hat: das Geschäft mit Dienstleistungen von der Elektrotankstelle bis zur Solaranlage. Ob die Strategie aufgeht, hängt zu einem grossen Teil von Entwicklungen ab, die Alpiq kaum beeinflussen kann.
Die flüssigen Mittel drohten auszugehen
Wie die Konkurrentin BKW hat der Energiekonzern Alpiq in den letzten Jahren das Dienstleistungsgeschäft stark ausgebaut, mit dem Ziel, die eigene Abhängigkeit von der Stromproduktion zu verringern. Das Kerngeschäft hat in den letzten Jahren grosse Löcher in die Bilanz des Stromkonzerns gerissen.
Wegen der tiefen Preise auf dem Strommarkt fuhren viele grosse Wasser- und Kernkraftwerke Verluste ein. Alpiq sparte wo es ging, verkaufte Geschäftsteile, die nicht überlebenswichtig schienen. Trotzdem drohten die flüssigen Mittel auszugehen.
Einen ersten Befreiungsschlag versuchte Alpiq, als der Konzern vor zwei Jahren 49 Prozent des eigenen Wasserkraftportfolios zum Verkauf stellte. Ein zufriedenstellendes Angebot ging offenbar nicht ein. Nun scheint der zweite Versuch zu gelingen: Mit dem Baukonzern Bouyges übernimmt ein Industrie-Schwergewicht das Geschäft mit Industrieanlagen – oder eben Dienstleistungen – von Alpiq für 850 Millionen Franken. Stimmen die Wettbewerbsbehörden dem Verkauf zu, wird Alpiq mit einem Schlag schuldenfrei.
Kein Geld aus der Stromproduktion in der Schweiz
Frei von Sorgen wäre das Unternehmen damit allerdings nicht. Die Situation im Kerngeschäft hat sich nämlich nicht grundlegend verändert. Nach wie vor verdient Alpiq mit der Produktion von Strom in der Schweiz kein Geld – im Gegenteil. Die Gewinne aus der Produktion im Ausland und dem Handel können dies nur bedingt wettmachen.
Jasmin Staiblin, die Alpiq-Chefin, hofft deshalb, dass der Strompreis mittelfristig weiter steigt, dass die Wasserzinsen in der Schweiz flexibilisiert werden und dass die Schweiz den Strommarkt bald vollständig liberalisiert – alles Entwicklungen, die Alpiq selbst nur bedingt beeinflussen kann.
Erfüllen sich diese Hoffnungen nicht, ist nicht auszuschliessen, dass Alpiq schon in wenigen Jahren weiter aufgespaltet und zum Beispiel das Handelsgeschäft von der Produktion getrennt wird. Heute widerspricht die Alpiq-Chefin solchen Spekulationen allerdings vehement.