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Einigung im Zollstreit Was bedeutet der USA-EU-Zoll-Deal für die Schweiz?

Die EU und die USA haben sich geeinigt: Auf die meisten Importe aus der Europäischen Union in die USA soll es Zölle in der Höhe von 15 Prozent geben – statt wie ursprünglich von US-Präsident Donald Trump angekündigt 30 Prozent. Eine Ausnahme bilden Zölle auf Stahl und Aluminium, die bleiben bei 50 Prozent. Was bedeutet die Einigung für Schweizer Unternehmen? Antworten hat Jan Atteslander von Economiesuisse.

Jan Atteslander

Economiesuisse

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Atteslander ist verantwortlich für den Aussenhandel beim Schweizer Wirtschaftsverband Economiesuisse.

SRF News: Die Schweiz ist wirtschaftlich eng mit der EU verknüpft. Was bedeutet die Einigung für Schweizer Unternehmen?

Jan Atteslander: Es ist eine gute Nachricht, da ein Handelskrieg zwischen den USA und der EU abgewendet werden konnte. Die EU als wichtigster Kunde für die Schweiz hat nun eine etwas höhere Rechtssicherheit und keinen Handelskrieg.                

Schweizer Unternehmen sind indirekt durch diesen Bremseffekt betroffen, weil wir Teil der Wertschöpfungskette sind.

Welche Branchen in der Schweiz sind von den US-Zöllen auf EU-Produkte am stärksten betroffen?
                

15 Prozent Zoll ist ein hoher Wert und wird die Dynamik des Handels zwischen den USA und EU nicht befördern. Schweizer Unternehmen sind indirekt durch diesen Bremseffekt betroffen, weil wir Teil der Wertschöpfungskette sind. Viele Schweizer Industrieunternehmen liefern Teile und Komponenten in die EU, wo sie zu fertigen Produkten verarbeitet werden. Diese wiederum gehen anschliessend in die USA. Wenn nun 15 Prozent draufgeschlagen werden, bremst das entsprechend die amerikanische Nachfrage. Es ist ein Abkommen der Schadensbegrenzung: nicht gut, aber wesentlich besser als das, was ohne Abkommen gedroht hätte.                

Die USA erheben künftig auch 15 Prozent Zoll auf Autoimporte aus Europa. Die Schweiz hat eine starke Autozulieferindustrie. Inwiefern ist sie von den Zöllen betroffen?

Das ist ein wichtiges Beispiel: 15 Prozent ist in einem sehr kompetitiven Markt wie der Automobilbranche sehr viel und wird das Ganze etwas bremsen. Aber es ist besser als die ursprünglichen 30 Prozent Zoll. Vielleicht kommt es dadurch wieder zu der einen oder anderen Bestellungsaufnahme in den USA. Unklar ist zudem auch, was mit europäischen Automobilherstellern passiert, die in den USA Fahrzeuge herstellen.

Die Maschinenbaubranche in der Schweiz exportiert teure und hoch spezialisierte Feintechnologie in die EU, welche dort weiterverarbeitet und in die USA exportiert wird. Was kommt auf die Schweizer Maschinenbaubranche zu?

Wir sehen dies bereits seit Anfang Jahr, seit die zehn Prozent Zölle angekündigt und umgesetzt wurden: Viele Bestellungen mussten storniert werden. Die US-Firmen konnten sich den Zoll nicht leisten und hofften auf bessere Zeiten. Wir hatten es mit einer grossen Rechtsunsicherheit zu tun. Die bestellenden amerikanischen Firmen wussten nicht, wie hoch der Preis in der Zukunft sein würde – dann, wenn das Produkt geliefert wird. Wir dürfen nicht vergessen: Zölle zahlt immer der Importeur. Es wird entscheidend sein, was die Schweiz und die USA miteinander vereinbaren werden.

Und womit rechnen Sie aktuell?

Dass wir in den nächsten 14 Tagen etwas hören werden. Wie diese Vereinbarung aber aussieht, ist für mich im Moment offen.

Das Gespräch führte Dominik Rolli.

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SRF 4 News, 28.7.2025, 6:20 Uhr ; 

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