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Einigung vor Gericht Abkassieren im App-Store: Apple knickt erstmals ein

Entwickler, die ihre Apps in App-Stores anbieten, werden kräftig gemolken. Apple etwa kassiert bis zu 30 Prozent des Umsatzes, den eine App für sich selbst generiert. In den USA ist vor allem Apple mit diversen Sammelklagen von App-Entwicklern konfrontiert. Diese feiern nun einen ersten Erfolg.

Die Nachricht von heute Nacht hat wohl viele überrascht. Apple macht gleich drei Konzessionen und versucht so, eine erste Sammelklage von kleinen Entwicklern aus der Welt zu schaffen. Konkret:

  1. Apple will App-Entwicklern neu erlauben, ihre Nutzer und Nutzerinnen via E-Mail darauf hinzuweisen, dass es andere Wege gibt, ein Abo oder Dienstleistungen zu zahlen, zum Beispiel direkt auf einer Firmenwebseite. Im App-Store von Apple selbst bleibt es App-Entwicklern weiterhin untersagt, auf andere Zahlsysteme hinzuweisen.
  2. Apple will mit einem Fonds über 100 Millionen Dollar kleinere App-Entwickler unterstützen.
  3. Bei Apps, die pro Jahr weniger als eine Million Dollar generieren, will Apple für weitere drei Jahre nur 15 Prozent abzwacken – und nicht 30 Prozent.

Apple ist nicht alle Sorgen los

Diese aussergerichtliche Einigung zwischen Apple und kleineren Entwicklern muss allerdings noch vom zuständigen Gericht in Oakland, Kalifornien, abgesegnet werden. In der Tech-Szene wird die Einigung aber jetzt schon als Erfolg gefeiert. Es sei der erste Schritt in die richtige Richtung, sagen Entwickler, welche die Marktmacht von Apple – und natürlich auch Google – aufbrechen wollen. Google kennt die gleichen Geschäftsprinzipien wie Apple, nur hat sich die Wut der Entwickler jüngst vor allem gegen Apple entladen.

Apple ist mit der heutigen Einigung allerdings nicht alle Sorgen los: Die Klage von «Epic Games», dem Entwickler von Videospielen wie zum Beispiel «Fortnite», die den Widerstand vor zwei Jahren erst so richtig ins Rollen gebracht hat, ist am gleichen Gericht in Kalifornien noch hängig. Das Urteil wird in Bälde erwartet.  

Epic, wie auch andere grosse Entwickler wie Spotify, Netflix oder Tinder wollen erreichen, dass sie in ihrer App, im App-Store selbst, auf andere Zahlmöglichkeiten hinweisen dürfen. Und während des Prozesses hatte man den Eindruck, dass die Richterin dieses Anliegen versteht. Sie hat Apple-Chef Tim Cooks zum Beispiel gefragt, was denn dagegenspreche, im Apple-Store auf verschiedene Zahlsysteme hinzuweisen. Schliesslich könne man in jedem Geschäft um die Ecke auch auf verschiedene Arten zahlen.

Es geht um Milliarden

Der Ausgang dieser Klagen rund um die Marktmacht der App-Stores hat weitreichende Konsequenzen. Für Apple geht es einerseits um viel Geld: Apple legt zwar nicht offen, wie viel man mit dem App-Store verdient. Aber das Wallstreet Journal schätzt, dass es letztes Jahr rund 17 Milliarden Dollar gewesen sind. Andererseits sind die Urteile in diesen Fällen wegweisend für die ganze Branche. Denn es geht letztlich darum, wie viel Macht Techkonzerne haben dürfen, es geht um Monopolfragen, um Marktkontrolle, um die Abgrenzung dieser neuen digitalen Märkte auch.

Das ist alles relativ neu, und die Wettbewerbsgesetze und die Kartellbehörden rund um die Welt tun sich noch schwer mit dieser neuen Welt. Die Prozesse in Kalifornien werden deshalb rund um die Welt beobachtet – auch bei uns in der Schweiz.

SRF 4 News, 27.08.2021, 09:23 Uhr

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