Das Interesse an alternativ angetriebenen Autos wächst und wächst. Jörg Beckmann, Geschäftsführer des Branchenverbands Swiss-E-Mobility, rechnet damit, dass ab 2025 weniger als die Hälfte der neuen Fahrzeuge in der Schweiz einen Diesel oder Benzinmotor haben werden.
Die Gründe für diesen Boom sind zahlreich: «Mittlerweile gibt es in jeder Modellkategorie ein teilweise grossartiges Angebot», sagt Beckmann. Und gemessen am Fahrzeugpark habe die Schweiz eines der dichtesten Ladenetze in ganz Europa.
Kommt dazu, dass die Preise für Elektroautos in letzter Zeit deutlich gesunken sind. Die Entwicklung sei vor allem deshalb erfreulich, weil Elektroautos eine bessere Klimabilanz hätten als Autos mit Motoren, in denen Benzin oder Diesel verbrannt wird.
Gravierende Umweltschäden
Auch Karin Mader freut sich über diese Entwicklung – grundsätzlich. Sie ist bei den kirchlichen Hilfswerken Brot für Alle und Fastenopfer verantwortlich für Wirtschaft und Menschenrechte. «Wir wollen für diese saubere Energie aber keinen dreckigen Rohstoffabbau, der auf Kosten von Mensch und Umwelt im globalen Süden geht.»
Heute – das zeigt eine Studie von Brot für Alle/Fastenopfer und anderen Nichtregierungsorganisationen eindrücklich – verursacht die Produktion von Autobatterien vor allem in Entwicklungsländern gravierende Umweltschäden.
Dass die EU derzeit grosse Anstrengungen unternimmt, eine eigene Batterieproduktion aufzuziehen und Rohstoffe vermehrt in Europa abbauen will, ändert an den Umweltauswirkungen wenig. Auch hier ist der Rohstoffabbau mit Eingriffen in die Natur verbunden.
Die Studie zum Nachlesen
Immerhin: Die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter werden in Europa meist besser geschützt als in vielen andern Abbauländern. Wichtig wäre aber, den Rohstoffbedarf nicht weiter explodieren zu lassen, sagt Mader.
Während die EU für das Batterie-Recycling derzeit gesetzliche Rahmenbedingungen schafft, sieht der Bund keinen dringenden Handlungsbedarf. Für Umweltministerin Simonetta Sommaruga ist klar, dass die Produktion effizienter und Batterien langlebiger werden müssen. «Hier gibt es bereits gute Ideen. Es geht nicht nur, aber auch ums Recycling.»
Die Rohstoffproblematik ist das eine – auch klimatechnisch sind Elektroautos nicht unproblematisch. Zwar kommt nichts aus dem Auspuff. Rechnet man aber die Emissionen für die Herstellung des Autos und des Treibstoffs ein, so stossen Elektroautos immerhin gut halb so viele Treibhausgase aus wie herkömmliche Diesler oder Benziner. Das zeigen neue Zahlen des Paul Scherrer Instituts.
Der Elektroantrieb im Auto ist Teil der Lösung, aber nicht die Lösung.
Wächst die Zahl der Autos ungebremst, bleiben die Klimaziele unerreichbar, auch wenn alle Fahrzeuge dereinst elektrisch fahren. Das sieht auch Beckmann von Swiss E-Mobility so: «Der Elektroantrieb im Auto ist Teil der Lösung, aber nicht die Lösung. Wir werden auch andere Massnahmen ergreifen müssen, damit wir unsere Mobilität CO2-freier ausüben können.»
«Am besten kein Auto»
Mader von den kirchlichen Hilfswerken stimmt zu. Jede und jeder müsse sich überlegen, ob das Auto wirklich so gross sein müsse und ob man es nicht auch teilen könne: «Am besten wäre es natürlich, gar kein Auto zu haben.»
Elektroautos werden den Markt bald dominieren. Das kann ein wichtiger Schritt in eine klimafreundlichere Zukunft sein – aber nur dann, wenn die Zahl der Autos nicht weiter wächst und die Batterieproduktion deutlich umweltfreundlicher wird.