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Elektromobilität E-Autos: Bezahlsysteme fürs Aufladen sollen vereinfacht werden

Je mehr Elektroautos unterwegs sind, desto grösser wird der Druck, einfache Bezahlsysteme fürs Aufladen zu etablieren.

Die neusten Zahlen zu den Automobil-Neuzulassungen zeigen: Elektroautos sind gefragt wie nie. Der Marktanteil bei den Neuzulassungen in diesem Jahr liegt bei 20.5 Prozent.

Reine Elektroautos verzeichnen ein Plus von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch bei öffentlichen Ladestationen geht es vorwärts. Inzwischen gibt es bereits gleich viele wie herkömmliche Tankstellen.

Wer mit dem Elektroauto unterwegs ist, holt sich den Strom vorzugsweise an diesen sogenannten Schnellladestationen. Dort dauert ein Ladevorgang zwischen 30 und 60 Minuten.

Ein Man tankt seinen Tesla.
Legende: Die Ladesäulen der Elektroautos müssen zum Teil mit einer App oder einer Karte freigeschaltet werden. Keystone/Christian Beutler

Der Stecker ist rasch eingesteckt, doch Strom fliesst noch keiner. Das bemängelt Jürg Grossen, Präsident von Swiss E-Mobility. «Das Problem ist, dass man die Ladestation teilweise mit einer App oder Karte freischalten muss. Man kann nicht einfach hinkommen wie beim Tanken bei einem Auto mit Verbrennungsmotor.»

Anbieter versuchen, Kunden an sich zu binden

Es fehlt somit ein diskriminierungsfreies Bezahlsystem. Denn der Kampf zwischen den verschiedenen Anbietern ist gross. Da Elektromobilität trotz Boom immer noch eine Nische darstellt, versuchen die Anbieter, die vorhandenen Kunden mit Abosystemen, Kundenkarten und Apps an sich zu binden.

Irgendwann wird man an den Punkt kommen, bei dem man das reguliert und sagt: Jetzt machen wir ein einheitliches System in Europa.
Autor: Jürg Grossen Präsident von Swiss E-Mobility

«Es ist klar, jeder möchte sich durchsetzen. Das kennt man aus anderen Industriebereichen, zum Beispiel vom Handy-Ladekabler. Irgendwann wird man an den Punkt kommen, bei dem man das reguliert und sagt: Jetzt machen wir ein einheitliches System in Europa. Überall soll das gleiche Ladekabel verkauft werden. Das Gleiche müsste auch bei den Bezahlmethoden für Elektromobilität der Fall sein.»

Auf europäischer Ebene geht es bereits in diese Richtung. So sollen bis 2026 an Schnellladestationen Zahlterminals zum Standard werden. Aber auch in der Schweiz gibt es Ansätze.

Der Handlungsbedarf ist gross, es braucht weitere öffentlich zugängliche Ladestationen.
Autor: Silvan Rosser Projektleiter Beratungsunternehmen EBP

Das Bundesamt für Strassen Astra hat festgelegt, wie Schnellladestationen auf Rastplätzen ausgerüstet sein müssen. Silvan Rosser vom Beratungsunternehmen EBP erklärt, wie das Prinzip bei den Nationalstrassen funktioniert.

«Das Astra möchte einen diskriminierungsfreien Zugang. Das heisst, dort kann jeder laden, auch wenn man keinem Ladenetz angeschlossen ist. Man muss sich auch nicht vorgängig registrieren und es muss möglich sein, direkt mit Kreditkarte zu zahlen.»

Tesla steht bei einer Schnellladestation.
Legende: In der Schweiz können Elektrofahrzeuge an insgesamt 2068 Ladestationen der 18 Netzbetreiber geladen werden. Keystone/Christian Beutler

Eine solche Lösung fürs Schnellladen werde sich durchsetzen, sagt Rosser. «Da kommt jetzt richtig etwas auf uns zu in den nächsten Jahren. Der Handlungsbedarf ist gross, es braucht weitere öffentlich zugängliche Ladestationen.»

Einheitliche Stecker und einheitliches Bezahlsystem

Denn der Übergang des Elektroautos vom Nischenprodukt in den breiten Markt ist in vollem Gang. Immer mehr Modelle kommen dazu.

«Ich fahre schon zwölf Jahre elektrisch und habe schon verschiedene Entwicklungsstufen erlebt. Die grosse Masse an Elektroautos, die kommt jetzt erst. Das merkt man gut an den neuen Zulassungszahlen, die stark steigen. Ich bin überzeugt, dass es nicht mehr lange geht, bis sich etabliert hat, welchen Stecker und welches Bezahlsystem man hat.»

Mit jedem zusätzlichen Elektroauto, das in der Schweiz unterwegs ist, steigt also der Druck, dass sich bei der Bezahlung etwas bewegt.

10vor10, 05.12.2020, 21:50 Uhr

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