- Die Landi-Genossenschaften, denen der Agrarkonzern Fenaco gehört, erhalten 6 Prozent Zinsen auf ihre Anteilsscheine.
- Ob der einzelne Bauer etwas davon bekommt, entscheidet jede Landi-Genossenschaft für sich.
- Der Bauernverband betont, dass es für die Bauern trotz des Geldsegens wichtig sei, gute Preise und Bedingungen bei der Fenaco zu erhalten.
Von 6 Prozent Zinsen kann jeder Inhaber eines Sparkontos in den derzeitigen Niedrigzinszeiten nur träumen. Die 6 Prozent erklärt Fenaco-Chef Martin Keller auch mit dem guten Geschäftserfolg: «Diese 6 Prozent stehen seit langem im Raum. Das ist unsere Anteilscheinverzinsung, egal, ob das Zinsniveau hoch oder tief war. Das zeigt etwa die langfristige Entwicklung und das langfristige Denken einer Genossenschaft.»
Erfolg soll weitergegeben werden
Die Zinsen sind also eine Art Jahresbonus, den Bauernverbands-Sprecher Urs Schneider ausdrücklich begrüsst. «Das ist gut. Es ist wichtig, dass der Erfolg an die Genossenschaften und die Bauern weitergegeben wird», sagt Schneider.
Ob die Zins-Ausschüttung, insgesamt sind es 9 Millionen Franken, tatsächlich bei den Bauern ankommt, ist eine andere Frage. Denn die Fenaco zahlt die Zinsen an die Landi-Genossenschaften aus, denen die Fenaco gehört. Die Landis wiederum gehören den rund 43'000 Schweizer Bauern, die sich in eine Landi eingekauft haben.
Und die wiederum entscheide – jede für sich –, was mit dem Geldsegen passiere, sagt Fenaco-Chef Keller. «Sie haben ihre eigenen Systeme der Rückvergütung. Generell kann man sagen, dass die Fenaco-Landi-Gruppe als Genossenschaft wesentliche Anteile der erwirtschafteten Mittel reinvestiert.»
Fenaco ist preisbestimmend
Bei den Bauern landet also nur ein kleiner Teil des Zinses, wenn überhaupt. Das wird hinter vorgehaltener Hand von vielen kritisiert. Viele Bauern stört noch mehr, dass sie auch als Genossenschafter bei den Preisen und auch sonst nicht viel zu sagen haben. Die Preise bestimmt der allmächtige Agrarkonzern Fenaco, der in vielen Segmenten, bei Getreide, Futtermitteln und Dünger zum Beispiel, nach Branchenangaben mindestens die Hälfte des Schweizer Marktes dominiert.
Damit gibt er auch bei vielen Preisen den Ton an. Und zwar sowohl dann, wenn die Fenaco Waren der Bauern wie Kartoffeln und Kohl kauft, als auch dann, wenn die Fenaco den Bauern Futtermittel oder Dünger verkauft.
Auch wenn Bauernverbandssprecher Urs Schneider sich um diplomatische Formulierungen bemüht, weil das ein heikles Thema ist in der Branche: Der Unmut ist deutlich hörbar, dass hohe Zinsen allein die Bauern nicht glücklich machen. «Es ist ebenso entscheidend, dass für die Produkte gute Preise bezahlt werden und dass die Bauern von guten Konditionen bei den Vorleistungen profitieren können.»
Wie frei sind die Bauern?
Im Detail mag sich Fenaco-Chef Keller zu Preisen und Marktmacht der Fenaco nicht äussern. Er bleibt allgemein: «Niemand muss bei der Landi Genossenschafterin oder Genossenschafter werden. Ich lade die Bauern ein dazu, sie haben dadurch Vorteile. Etwa die Hälfte der Schweizer Bauern ist Mitglied bei Landi-Genossenschaften. Da spielt der Wettbewerb. Jeder Bauer entscheidet selbst, mit wem er geschäftet.»
Ganz so unabhängig seien die Bauern im Endeffekt nicht, heisst es in der Branche. Denn die Fenaco ist allgegenwärtig, sie bindet Bauern beispielsweise auch durch günstige Kredite und wächst durch Zukäufe ständig weiter. Die Verflechtungen sind auch für Insider kaum zu durchschauen, weil die Fenaco als nicht-börsenkotiertes Unternehmen nicht zu voller Transparenz verpflichtet ist.
Zückerchen mit Bedingung
Dass die Bauern im Jubiläumsjahr eine einmalige direkte Erfolgsprämie von bis zu 1000 Franken erhalten sollen, könnte da als kleines Zückerchen zur Beruhigung verstanden werden. Doch auch diese Erfolgsprämie knüpft die Fenaco an Bedingungen. Sie wird nur an Bauern ausbezahlt, die für mindestens 5000 Franken in der Landi einkaufen. Je mehr Umsatz sie der Landi generieren, desto höher die Prämie.