Online-Shopping boomt, klassische Läden schliessen – doch ein Markenoutlet trotzt dem Trend: das Fashion Outlet Landquart in Graubünden. Während viele Städte um Laufkundschaft kämpfen, entstehen hier bis 2026 vierzehn neue Geschäfte und ein Parkhaus mit vier Etagen.
Das Outlet sei voll ausgelastet und es gebe immer mehr Anfragen von nationalen und internationalen Marken, sagt Leiterin Aleksandra Perz – der Ausbau schaffe Raum für weiteres Wachstum.
Vom Fehlstart zur Erfolgsstory
Dass das heute so ist, war nicht immer selbstverständlich. Als das Outlet 2009 unter dem Namen «Alpenrhein Village» eröffnete, war der Start holprig.
Trotz 180 Millionen Franken Investition blieb der Besucheransturm aus. Viele Läden standen leer, das Konzept schien nicht aufzugehen. Erst 2015 übernahm die Betreibergruppe VIA Outlets das Zentrum – seither geht es steil bergauf.
Rund zwei Millionen Menschen besuchen das Center inzwischen jedes Jahr, sagt die Leiterin. An Spitzentagen seien es bis zu 14'000 – und die Verkaufszahlen würden jedes Jahr steigen.
Chalet-Charme statt Rolltreppen
Was in Landquart verkauft wird, stammt meist aus der Vorsaison. Marken bieten hier reduzierte Ware oder stellen Produkte eigens für den Outlet-Verkauf her. Einkaufen wird dabei zum Erlebnis: Die Gebäude sind im Heidistil gebaut, Einkaufswagen sucht man vergeblich. Alles soll hochwertig präsentiert sein.
Das Outlet ist an sieben Tagen die Woche geöffnet – auch an Feiertagen. Eine Sonderregelung, die lange Zeit von den Gewerkschaften kritisiert wurde.
Sparen mit System
Der Preis bleibt das Hauptargument für viele Besucherinnen und Besucher. Wer eine Kundenkarte besitzt, sammelt bei jedem Einkauf Punkte. «Es rentiert sich einfach», meint Kundin Hazbije Bejta aus Vaduz.
Viele möchten Markenprodukte zu attraktiven Preisen kaufen, ihren sozialen Status zeigen und gleichzeitig ein Einkaufserlebnis geniessen.
Für Igor Jokanovic aus Wollerau ist auch der praktische Aspekt entscheidend: «Man kann alles anprobieren – online muss man zurückschicken. Hier ist es einfacher und oft günstiger.»
Für Sebastian Früh, Marketing- und Vertriebsexperte an der Fachhochschule Graubünden, passt das Outlet genau in den Zeitgeist: «Viele möchten Markenprodukte zu attraktiven Preisen kaufen, ihren sozialen Status zeigen und gleichzeitig ein Einkaufserlebnis geniessen», sagt er.
Das Outlet zieht auch Käuferinnen und Käufer aus Regionen an, wo es gewisse Marken gar nicht gibt. «Wir schauen gern, was gerade abgesetzt wird», sagt Allen Vogt aus Triesen. «Und wir finden hier Marken, die es sonst in der Schweiz nicht gibt.»
Ausbau mit Wirkung – für Gemeinde und Verkehr
Dass der Standort floriert, spürt auch die Gemeinde Zizers – vor allem an den steigenden Steuereinnahmen. Rund 95 Prozent des Centers befinden sich auf ihrem Gemeindegebiet. Gemeindepräsident Daniel Freund begrüsst die Expansion: «Wir rechnen mit bis zu 300 neuen Arbeitsplätzen – das ist wichtig für unsere wachsende Gemeinde.»
Doch mit dem Wachstum steigen auch die Herausforderungen. Der Verkehr staut sich regelmässig, vor allem an Wochenenden. Das Outlet setzt daher auf Verkehrskadetten und empfiehlt die Anreise per Bahn.
Im Frühling 2026 soll der erweiterte Teil eröffnet werden – inmitten eines Markts, der sich weiterhin stark verändert.