Vor dem Eingang des Zürcher Letzigrund-Stadions steigt am späten Nachmittag die Nervosität, weil bald die Türöffnung ansteht.
Simon Evans hingegen, der Produktionsleiter der beiden Coldplay-Konzerte, kann nun endlich einmal durchatmen: «Wir sind schon seit gestern im Einsatz. Wegen des Regens kam es zu Verzögerungen beim Aufbau, und so wurde es ein langer Abend. Wir haben bis in die Nacht Licht und Laser programmiert.»
Bei Simon Evans laufen viele Fäden hinter den Kulissen zusammen. So ist er unter anderem dafür verantwortlich, dass der Zeitplan eingehalten wird: Würde Coldplay länger als bis 22.30 Uhr spielen, riskiert der Konzertveranstalter eine Busse der Stadt Zürich.
Evans muss ausserdem sicherstellen, dass alles reibungslos läuft, dass alle Trucks der Band eine Fahrbewilligung haben, die Mahlzeiten für die Crew bereit sind – und Spezialwünsche der Band erfüllt werden.
So musste er zum Beispiel am Nachmittag vor dem ersten Coldplay-Konzert noch lokale Fussballtrikots als Souvenirs besorgen.
600 Helfer – sonst geht es nicht
Allein seitens des Schweizer Veranstalters stehen für die beiden Coldplay-Konzerte 350 Helferinnen und Helfer im Einsatz, die beim Auf- und Abbau anpacken. Weiter braucht es rund 250 Security-Leute und Platzanweiser, die Ein- und Ausgänge bewachen und die Fans betreuen.
Eine so grosse lokale Crew sei unumgänglich, sagt Simon Evans: «Man darf nicht vergessen, dass wir bei diesen beiden Konzerten insgesamt 96'000 Besuchende vor Ort haben.»
Seit der Corona-Pandemie sei es aber nicht mehr so einfach, genügend Helferinnen und Helfer zu finden, sagt Live-Nation-Geschäftsführer Ralph Schuler. Viele Fachkräfte hätten sich in der Pandemie, als es keine Konzerte oder andere Veranstaltungen gab, neu orientiert und seien nun nicht mehr verfügbar.
Das sei ein Problem, weil es zurzeit sehr viele Grossveranstaltungen gebe: «Ein paar Tage nach Coldplay steht bereits das Guns-n’-Roses-Konzert in Bern auf dem Programm, gefolgt vom Open Air Frauenfeld und so weiter. Da braucht es überall genug Leute.»
Der Fachkräftemangel betrifft die ganze Branche.
Es sei deshalb die Aufgabe von Live Nation Schweiz, einen genug grossen Pool an Fachkräften aufzubauen und Arbeitsbedingungen zu schaffen, um diese Leute zu halten. «Der Fachkräftemangel betrifft die ganze Branche», so Schuler, «und es ist schön zu sehen, wie die einzelnen Veranstalter seit der Pandemie mehr zusammenarbeiten. So kommt es zum Beispiel immer wieder vor, dass man sich gegenseitig aushilft und Helfer vermittelt.»
Der pandemiebedingte Fachkräftemangel hat also zu einer neuen Solidarität innerhalb der Konzertbranche geführt. Und auch die Konzerte selbst sind gemäss Simon Evans seit der Pandemie euphorischer geworden: «Die Freude der Leute ist unglaublich spürbar. An den Konzerten werden grosse Emotionen frei, weil die Leute nun wieder ungezwungen und ohne Einschränkungen zusammen Livemusik geniessen können. Das ist das Schönste der Post-Corona-Konzerte.»