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US-Zölle in der Schweiz Mehr als 900 Arbeitnehmer: Erste Unternehmen melden Kurzarbeit an

Die aktuelle Situation löst eine Unsicherheit bei Schweizer Exportfirmen aus. Erste von ihnen melden nun Kurzarbeit an.

Spätestens seit der Covid-Pandemie ist sie vielen ein Begriff: die Kurzarbeit. Der Mechanismus erlaubt Firmen, Mitarbeitende in einer Krise im Anstellungsverhältnis zu behalten statt zu kündigen. In einer Überbrückungszeit zahlt die Arbeitslosenversicherung 80 Prozent des Verdienstausfalls. Allerdings nur bei aussergewöhnlichen Umständen, in denen eine Firma nichts für den Umsatzausfall kann.

Die Gefahr durch Trumps Strafzölle ist laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft Seco nun so ein Umstand. Mehrere Firmen, die viel in die USA exportieren, haben bereits Teile ihrer Belegschaft für die Kurzarbeit angemeldet. Doch ist das der richtige Weg?

Berner Exportfirma äussert sich positiv

Ein Beispiel aus dem bernischen Lotzwil, wo die Angst vor Trumps Strafzöllen gross ist: Das Familienunternehmen Jorns mit 75 Angestellten stellt Maschinen her, um Metalle zu biegen. 25 Prozent ihrer Exporte gehen in die USA.

Mann arbeitet in einer Fabrik neben Maschinen und Regalen.
Legende: Mehrere Firmen mit USA-Geschäft haben bereits Teile ihrer Belegschaft für Kurzarbeit angemeldet. So auch die Firma Jorns in Lotzwil BE. SRF

Man denkt bereits an Kurzarbeit, wie Marc Jorns, der Geschäftsführer Jorns AG, gegenüber SRF sagt: «Es ist ein gutes Mittel, um die Belegschaft beisammen zuhalten. So kann man mindestens kurzfristig eine wirtschaftliche Misere überstehen.»

Mehr als 900 Arbeitnehmende für Kurzarbeit angemeldet

Gemäss dem Seco sind schweizweit bereits mehr als 900 Arbeitnehmende für Kurzarbeit wegen den US-Zöllen vorangemeldet. Nur konsequent, sagt der Arbeitsmarktökonom Michael Siegenthaler. «Kurzarbeit ist ein wirkungsvolles Mittel, um Entlassungen zu verhindern. Aber nicht in jedem Fall.»

Während der Covid-Pandemie waren zeitweise eine von fünf Arbeitskräften in Kurzarbeit. Gleichzeitig 1.3 Millionen Arbeitskräfte. Der Bund hat während der Pandemie total 16 Milliarden Franken für Kurzarbeit ausgegeben. Wie viele Stellen dadurch gerettet werden konnten, wird derzeit noch untersucht.

2008 bewahrte Kurzarbeit 20'000 Arbeitnehmende vor Kündigung

Bei der grossen Rezession 2008 hat Experte Siegentaler in einer Studie positive Effekte der Kurzarbeit festgestellt. «Da waren in der Schweiz gut 70’000 Beschäftigte in der Kurzarbeit und rund 20’000 dieser Beschäftigten hätten ohne die Kurzarbeit die Stelle verloren. Einer von vier.»

Was hält Siegenthaler davon, von US-Zöllen betroffenen Unternehmen nun mit dem Instrument zu unterstützen? «In diesem Fall denke ich, dass Kurzarbeit ein gutes Mittel ist. Wir können zumindest hoffen, dass diese Zölle irgendwann auch wieder verschwinden. Ausserdem haben wir jetzt auch eine grosse Unsicherheit, die Firmen bremst.»

Der Arbeitsmarktökonom schätzt, dass es in der aktuellen Situation Sinn mache, «zumindest vorübergehend» auf Kurzarbeit zu setzen, «damit die Firmen, wenn die Zölle fallen, dann auch parat sind».

KMU-Chef Marc Jorns weiss: Kurzarbeit ist keine langfristige Lösung, falls Trumps hohe Zölle bleiben. Doch es würde ihm helfen, Zeit zu gewinnen – und neue Märkte zu erschliessen.

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Tagesschau, 05.08.2025, 19:30 ; 

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