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Finanzengpässe in Spitälern Lukas Engelberger: «Wir müssen eine faire Lösung finden»

Ausgefallene Operationen und Mehrkosten: Die Coronapandemie hat grosse Löcher in die Kassen der Schweizer Spitäler gerissen. Eine «ECO»-Umfrage bei 30 Spitälern hat ein Loch von mindestens 700 Millionen Franken ergeben. Dabei hat erst die Hälfte der befragten Unternehmen konkrete Angaben machen können.

Lukas Engelberger, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, ist der Meinung, dass diese Löcher nicht allein die Kantone stopfen sollten. Im Interview sagt er: Aufgefordert sind auch die Krankenkassen und der Bund.

Lukas Engelberger

Präsident Gesundheitsdirektorenkonferenz

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Lukas Engelberger ist seit Juni 2020 Präsident der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz. Zudem ist er seit 2014 Vorsteher des Gesundheitsdepartementes von Basel-Stadt.

SRF: Wer stopft die Löcher in den Budgets der Spitäler?

Lukas Engelberger: Es ist sehr viel Geld. Man wird im Verlauf des Jahres sehen müssen, ob die Verluste so hoch bleiben oder ob es einen gewissen Kompensationseffekt gibt. Am Ende werden wir Kantone unseren Teil der Verantwortung wahrnehmen. Wir sind die Spitalplaner, wir sind verantwortlich für die Spital-Versorgung. Aber wir sind nicht der Auffassung, dass allein die Kantone diese Schäden decken sollten.

Der Kanton Bern geht einen anderen Weg. Er will Planungssicherheit und zahlt alles.

Wenn ich den Kanton Bern richtig verstanden habe, ist man auch dort der Auffassung, dass Kassen und Bund aufgerufen sind, ihren Teil der Verantwortung zu übernehmen.

Man wird es auch in einem Gesamtzusammenhang sehen müssen. Die Coronapandemie hat an verschiedenen Orten tiefe Löcher gerissen. Die Verantwortlichen für das Gesundheitswesen werden für diese Schäden eine insgesamt faire Lösung finden müssen.

Sie sprechen die Krankenkassen an. Viele Menschen sind nicht mehr zum Arzt gegangen. Es wurden kaum mehr Operationen durchgeführt, und somit hatten die Kassen weniger Kosten. Werden diese also stärker in die Pflicht genommen?

Im Rahmen einer Gesamtlösung würden wir das auf jeden Fall begrüssen. Es geht auch um weitere Fragen: wer Tests finanziert, wer eine Impfung finanziert, wenn wir sie dann mal haben.

Bei einer Gesamtlösung soll auch der Bund dabei sein. Sie kommen gerade aus Bern von einer Besprechung mit dem Bund. Man könnte sagen: Der Bund hat diesen Lockdown angeordnet, jetzt soll er auch bezahlen.

Auch der Bund hat seine Verantwortung. Wir streben eine partnerschaftliche Lösung an, bei der die Beteiligten des Gesundheitswesens diese Verlust-Positionen partnerschaftlich, auch fair, aufteilen.

Wann soll diese Lösung auf dem Tisch liegen? Spitäler können nicht warten, bis ein runder Tisch in einem Jahr eine Lösung ausgehandelt hat.

Wir sind bereit, schnell etwas vorzubereiten zur Deckung der Mehrkosten. Also wenn Spitäler Umbau-Arbeiten vornehmen, Schutzmaterial kaufen oder Leistungen vorhalten mussten, die dann nicht bezogen wurden. Das sind reale Kosten, die sie hatten. Für diese sehen wir Kantone uns in der Verantwortung.

Wir brauchen das ganze Jahr 2020, um zu sehen, wie die Rechnung der Spitäler am Ende des Jahres wirklich aussieht.

Auch für die Tests brauchen wir eine schnelle Lösung, falls die Fallzahlen wieder ansteigen. Dafür haben die Mindererträge mehr Zeit. Wir brauchen das ganze Jahr 2020, um zu sehen, wie die Rechnung der Spitäler am Ende des Jahres wirklich aussieht. Sind die Verluste so gross? Oder konnten Operationen nachgeholt werden?

Das Interview führte Reto Lipp.

ECO, 22.06.20, 22.25 Uhr ; 

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