Zum Inhalt springen

Finanzierung von Wohneigentum Hypothekarzinsen auf neuem Tiefstand – das steckt dahinter

Die Hypothekarzinsen in der Schweiz sind so günstig wie lange nicht mehr. Aktuell sind beispielsweise zehnjährige Festhypotheken mit einem durchschnittlichen Zinssatz von 1.90 Prozent zu haben, wie der Hypotheken-Index des Vergleichsdiensts Moneyland zeigt. Sie sind damit so günstig wie seit März 2022 nicht mehr. Auch bei Hypotheken mit kürzerer Laufzeit ist ein Abwärtstrend zu beobachten. Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg erklärt die Hintergründe und was das für jene bedeutet, die sich ein Haus oder eine Wohnung kaufen wollen.

Sven Zaugg

Wirtschaftsredaktor

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Sven Zaugg ist seit 2023 als Wirtschaftsredaktor für Radio SRF tätig. Zuvor arbeitete er als Reporter und Wirtschaftsredaktor für den «SonntagsBlick».

Seit Juni sinken die Hypothekarzinsen. Was sind die Gründe?

Zum einen hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Juni zum zweiten Mal in diesem Jahr die Zinsen gesenkt. Anpassungen beim Leitzins wirken sich generell auf die Hypothekarzinsen aus. Wenn also Finanzinstitute wie zum Beispiel die Raiffeisen- oder Kantonalbanken einen sehr tiefen Zins bei der SNB bezahlen, dann können sie auch tiefere Zinsen für Firmen oder Personen festlegen, die Hypotheken oder andere Kredite aufnehmen. Zudem sind die Inflationsraten gesunken – auch das drückt die Hypothekarzinsen. Und es gibt noch weitere Gründe.

Welche weiteren Gründe gibt es?

Nehmen wir zum Beispiel den jüngsten Börsencrash . Der hatte einen positiven Nebeneffekt für Hausbesitzer und Hausbesitzerinnen oder eben jene, die es werden wollen. Grund dafür sind die gesunkenen Zinsen bei den Bundesobligationen. In turbulenten Zeiten fliesst das Geld in diese sogenannten «sicheren Häfen». Das drückt die Zinsen für Bundesobligationen. Diese Zinsen dienen auch als Richtschnur für die Festhypotheken in der Schweiz. Es kommt also einiges zusammen.

Ist damit ein guter Zeitpunkt, um auf dem Immobilienmarkt ein Haus zu kaufen?

Dafür braucht es zuerst genügend Kapital. Aber klar: Derzeit ist Kaufen definitiv wieder günstiger als Mieten. Die Festhypotheken haben sich in weniger als drei Monaten um rund einen halben Prozentpunkt verbilligt. Allerdings: Für die Eigentümerinnen mit Fixhypotheken haben die aktuellen Zahlen vorerst keinen Einfluss. Diese Hypotheken laufen noch. Die Eigentümer mit Fixhypotheken müssen darauf hoffen, dass die Situation bei der Erneuerung ihrer Hypotheken ähnlich aussieht wie heute.

Was bedeuten die tieferen Hypothekarzinsen für die Mieterinnen und Mieter?

Da muss man unterscheiden: Die Angebotsmieten, das sind die Mieten neuer Wohnungen, werden immer teurer. Dort wird sich Situation, wenn überhaupt, so bald nicht entspannen. Bei den Bestandesmieten könnte es nach unten gehen. Der Grund: Die Nationalbank könnte im September den Leitzins nochmals senken. Dann dürfte auch der hypothekarische Referenzzinssatz sinken – und mit ihm die Mieten.

Das wird den kontinuierlichen Anstieg der Mieten jedoch nicht stoppen. Denn die langfristige Entwicklung der Mietpreise hängt nicht vom Referenzzinssatz ab, sondern von den Neumieten, der hohen Nachfrage und vor allem der Wohnungsknappheit.

Die Reaktion der SNB auf die Konjunktur bestimmt die weitere Entwicklung. Welche Anzeichen gibt es?

Es gibt durchaus Anzeichen, dass die Nationalbank im September die Zinsen von heute 1.25 Prozent nochmals senken wird. Vorausgesetzt, der Inflationsdruck lässt weiter nach. Das wäre dann auch ein Szenario für eher tiefere Hypothekarzinsen.

Was ist mit Hausbesitzern mit Saron-Hypotheken?

Box aufklappen Box zuklappen

Saron-Hypotheken – auch bekannt als Geldmarkthypotheken – passen sich laufend dem Leitzins an. Derzeit sind sie mit durchschnittlich 2.09 Prozent teurer als Festhypotheken, wie Moneyland schreibt. Mit der erwarteten Senkung des SNB-Leitzinses dürften die Saron-Hypotheken gemäss Moneyland nachher etwa gleich teuer sein wie Festhypotheken, sofern sich die Zinssätze für Festhypotheken in der Zwischenzeit nicht verändern.

SRF 4 News, 21.08.2024, 16:15 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel