Finma-Jahresbericht 2022 - Finma im Rampenlicht – viele offene Fragen zur CS-Krise
Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma hat eine Schlüsselrolle bei der Notübernahme der CS durch die UBS. Antworten gibt der Jahresbericht noch kaum.
Das vergangene Jahr hat die Finanzwelt massivem Stress ausgesetzt: Ukraine-Krieg, Energiekrise, Inflation, rasant steigende Zinsen. Zusammen ergab das ein giftiges Gemisch. Entsprechend lang ist die Liste der Risiken, mit denen sich die Aufsichtsbehörde über Banken und Versicherungen im jüngsten Jahresbericht befasst.
Dazu ein paar Beispiele: Wie gefährdet sind die Hypothekarkredite der Banken bei steigenden Zinsen? Wie gut funktioniert die Bekämpfung der Geldwäscherei? Wie strikt halten sich die Finanzhäuser an die Sanktionen gegen Russland? Wie gut parieren sie Cyberattacken, die immer häufiger werden?
Risikokontrolle: Schwächen auch bei UBS
Dazu kommen diverse Untersuchungen zu Skandalen und Verfehlungen, namentlich der Grossbanken Credit Suisse und UBS; etwa beim Kollaps des Spekulationsvehikels Archegos.
Die Finanzmarktaufsicht schreibt dazu wenig schmeichelhaft, dass sich auch bei der UBS und nicht nur bei der Credit Suisse Schwächen in der Risikokontrolle gezeigt hätten. Und nochmals kommt zur Sprache, dass die CS für ihre viel zu riskanten Geschäfte mit dem gescheiterten Greensill-Fonds eine schwere Rüge kassierte.
Nichts Alarmierendes zur Stabilität der CS
Anders die Abschnitte zur Finanzstabilität, die schon fast verharmlosend wirken: Auf den Krisenfall seien CS und UBS relativ gut vorbereitet. Mit anderen Worten: Dank der «Too-big-to-fail»-Regulierung könnten die Grossbanken ihre Kernfunktionen für die Schweizer Wirtschaft auch in einer Krise – theoretisch – weiterhin erfüllen, ohne dass der Staat die Banken retten müsste. Allerdings: Ganz am Ziel seien die zwei Finanzkolosse mit ihren Vorkehrungen für einen solchen Krisenfall dann doch nicht, heisst es im Bericht.
In diesem Punkt – der Krisentauglichkeit der Grossbanken – gibt es nun einen Haufen von Fragen an die Adresse der Finma. Fragen, die die Behörde offenbar heute nicht alle beantworten wollte. Darum hat sie – nach dem dramatischen Scheitern der CS – die Jahresmedienkonferenz kurzfristig abgesagt.
Drei Fragen zum Finma-Jahresbericht 2022
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SRF News: Im Jahresbericht steht nichts Alarmierendes zur Stabilität der CS. Hat die Finma zu wenig hingeschaut?
SRF-Wirtschaftsredaktor Jan Baumann: Das würde ich nicht sagen. Nach der Ankündigung des CS-Notverkaufs weiss man, dass die Finma diskret im Hintergrund Einiges unternommen hat. Nur hat sie das nicht alles im Jahresbericht rapportiert. Bei ihrer Analyse der Krisentauglichkeit gemäss «Too big to fail» musste sie der CS zubilligen, dass diese zumindest auf dem Papier die Sicherheitsanforderungen erfüllte.
Im Nachhinein kann man aber doch sagen, dass es Alarmsignale gab?
Ja, die gab es. Spätestens im Herbst waren sie laut und deutlich zu hören, als die Vertrauenskrise ausbrach und die Kundschaft massenweise Gelder bei der Bank abzog. Ein Krisenstab bei der Finma befasste sich mit den massiven Problemen. Klar ist: Für das Scheitern der CS ist nicht die Aufsicht verantwortlich, sondern in erster Linie das Management der Bank.
Die Finma verzichtete auf eine Medienkonferenz. Ist das schlau in der Zeit des Vertrauensaufbaus?
Optimal ist es nicht. Aber die Spitze der Finma gibt nun laufend Interviews. Was sie heute zum CS-Debakel sagt, gehört nicht in den rückblickenden Jahresbericht. Die brennenden Fragen betreffen die künftige Regulierung und Aufsicht, wo die Debatte nun erst richtig losgeht.
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