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Flugverkehr im Sommer Wer wegfliegt, muss mit Verspätungen rechnen – die Gründe

Fünf Milliarden Menschen reisen weltweit mit dem Flugzeug, so viele wie noch nie. Die Branche kommt ans Limit – so auch die Swiss.

Ansturm am Flughafen: «Wir stehen vor der absoluten Hochsaison», sagt Oliver Buchhofer, Betriebsleiter bei der Schweizer Fluggesellschaft Swiss. Es gibt diesen Sommer wieder einen Ansturm. Es ist Ferienzeit, täglich wickelt die Swiss bis zu 450 Flüge ab – mit bis zu 65'000 Passagieren. Die Menschen wollen in die Ferien, die Zeit geniessen. Die Branche rechnet nun aber erneut mit Verspätungen. Grund: Der europäische Luftraum ist überlastet – es sind so viele Flugzeuge unterwegs, dass das System an die Grenzen stösst. Allein in der EU gab es im vergangenen Jahr mehr als eine Milliarde Passagiere.

Zahl der Passagiere nahe am Rekord: Die Swiss ihrerseits hat im vergangenen Jahr 18 Millionen Passagiere befördert, nur gerade 2019 waren es noch mehr. In der Zeit der Pandemie folgte der Einbruch mit einem massiven Stellenabbau. Inzwischen konnte die Swiss den Betrieb zwar wieder komplett hochfahren, aber durch die Pandemie seien viel Wissen und Routine verloren gegangen, sagt Buchhofer.

Verspätungen bei der Swiss: Mit den Sommerferien steht die Swiss nun wieder vor einer Bewährungsprobe. Im Juni hatten 40 Prozent der Flüge der Swiss eine Verspätung von mindestens 15 Minuten oder sind ganz ausgefallen. Generell seien rund 70 Prozent der Verspätungen auf externe Faktoren zurückzuführen wie das Wetter und die Flugsicherung, sagt Swiss-Betriebsleiter Buchhofer. 30 Prozent der Verspätungen seien hausgemacht, etwa wegen technischer Probleme, Verzögerungen bei den Abläufen am Boden oder verspäteten Eintreffens der Crew.

Reisende vor Rolltreppe
Legende: Wer in die Ferien verreist, sollte neben der Zahnbürste auch etwas Geduld mitbringen. Manuel Rentsch

Schweiz schneidet bei Flugausfällen schlecht ab: Eigentlich gilt die Schweiz als pünktliches Land, in Bezug auf den Flugverkehr ist allerdings das Gegenteil der Fall. Im vergangenen Jahr gab es nur gerade im deutschen Flugverkehr noch mehr Schwierigkeiten. 2024 mussten in Deutschland zwei von 100 Flügen gestrichen werden, wie eine Auswertung von Flightright zeigt, einer Firma, die die Daten zum Flugverkehr auswertet. Bei den Flugausfällen folgt die Schweiz auf dem zweitschlechtesten Platz, mit 1.35 Prozent Stornierungen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr an Schweizer Flughäfen 2600 Flüge gestrichen. Jeder vierte Flug an einem Schweizer Flughafen war verspätet, nur Griechenland weist eine noch schlechtere Bilanz aus.

Eingebunden ins europäische Netz: Dass die Schweiz in Bezug auf die Pünktlichkeit so schlecht abschneidet, hat auch mit dem Umfeld zu tun, mit dem überlasteten Flugraum. Es gibt Personalmangel bei der Flugsicherung und veraltete Strukturen. Die Probleme im europäischen Umfeld summieren sich. Wenn es in Frankreich einen Streik gibt, wie kürzlich bei den Fluglotsen, dann wirkt sich dies unmittelbar auf die Verbindungen in die Schweiz aus. Die Schweiz ist mit der zentralen Lage mehr betroffen als andere Länder.

Massnahmen der Swiss: Für den bevorstehenden Sommerreiseverkehr hat sich die Swiss vorbereitet und im Vorfeld Massnahmen ergriffen. Die Gesellschaft arbeitet enger mit der Bodenabfertigung zusammen, um die Abläufe zu optimieren. Weiter sind zusätzliche Puffer vorgesehen, bis zu sieben Reserveflugzeuge, die bei Bedarf eingesetzt werden können. Dies habe sich bereits bewährt. Für das laufende Jahr stellt Flightright nun für die Swiss eine leichte Verbesserung fest. Es gebe etwas weniger Annullationen als im Vorjahr. Die Anstrengungen scheinen zu fruchten.

SRF 4 News, 3.7.2025, 16:12 Uhr;brus

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